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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Meyer von Knonau; Meyr; Meytens; Meywar; Meza

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Meyer von Knonau - Meza.

Meyer von Knonau, 1) Ludwig, schweizer. Geschichtschreiber, geb. 12. Sept. 1769 zu Zürich, widmete sich in Halle philosophischen, geschichtlichen und juristischen Studien, bereiste mehrere Länder Europas, ward 1797 eidgenössischer Gesandtschaftssekretär auf dem Kongreß zu Rastatt, 1800 Kantonsrichter, 1803 Mitglied des Obergerichts und 1805 des Kleinen Rats und bei Errichtung des Züricher politischen Instituts Professor des Rechts. Seit 1830 wiederholt Tagsatzungsgesandter seines Kantons, wurde er 1831 in den Regierungsrat desselben gewählt, zog sich aber nach dem Aufstand 6. Sept. 1839 von allen öffentlichen Geschäften zurück und starb 21. Sept. 1841. Sein Hauptwerk ist das "Handbuch der Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft" (Zürich 1826-29, 2 Bde.). Seine "Lebenserinnerungen" gab sein Enkel Gerold M. v. K. heraus (Frauenf. 1883).

2) Gerold Ludwig, Sohn des vorigen, geb. 2. März 1804, gab in seinem 19. Jahr einen "Abriß der Erdbeschreibung und Staatskunde der Schweiz" (Zürich 1824, 2. Aufl. 1831) heraus, setzte hierauf seine Studien zu Berlin unter Ritter fort, erhielt 1837 die Leitung des zürcherischen Staatsarchivs und 1852 die Oberredaktion der vom Bund herausgegebenen "Amtlichen Sammlung der ältern eidgenössischen Abschiede" bis 1798. Er starb 1. Nov. 1858 in Zürich. Seine wichtigsten Schriften sind die Bearbeitungen der Kantone Zürich (2. Aufl., St. Gallen 1842-46, 2 Bde.), Freiburg (das. 1834) und Schwyz (das. 1835) in dem Sammelwerk "Historisch-statistische Gemälde der Schweiz", die "Erdkunde der schweizerischen Eidgenossenschaft" (2. Aufl., Zürich 1838-39, 2 Bde.) und die Fortsetzung des von Vögelin begonnenen "Historisch-geographischen Atlas der Schweiz", Heft 1-5 (das. 1846-55). Außerdem schrieb er "Die Heldinnen des Schweizerlandes" (Zürich 1832) und setzte Hallers "Bibliothek der Schweizergeschichte" fort.

3) Gerold, schweizer. Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 5. Aug. 1843 zu Zürich, studierte 1861 bis 1866 in Zürich, Bonn, Berlin und Göttingen Geschichte, habilitierte sich 1867 als Dozent derselben an der Universität Zürich, wurde 1870 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor daselbst. Er schrieb: "Über Nithards vier Bücher Geschichten" (Leipz. 1866), "Jahrbuch für die Litteratur der Schweizer Geschichte" (1868-69, 2 Bde.), "Die Schweizer historischen Volkslieder des 15. Jahrhunderts" (Zürich 1870), "Die Sage von der Befreiung der Waldstädte" (Basel 1873), "Aus mittlern und neuern Jahrhunderten. Historische Vorträge und Aufsätze" (Zürich 1876), "Die Ekkeharte von St. Gallen" (das. 1876), "Lebensbild des heil. Notker" (das. 1877) und gab die St. Gallischen Geschichtsquellen (4 Bde., 1870-79) und "Alemannische Denkmäler in der Schweiz" (Zürich 1873-76, 2 Bde.) heraus. Auch vollendete er den von seinem Vater fortgesetzten Vögelinschen "Historischen Atlas" (Lief. 6 u. 7, Zürich 1867-69).

Meyr, Melchior, Dichter und Philosoph, geb. 28. Juni 1810 zu Ehringen bei Nördlingen, studierte in München, Heidelberg und Erlangen anfänglich die Rechte, dann ausschließlich Philosophie und Ästhetik, begann seine litterarische Laufbahn mit dem Idyll "Wilhelm und Rosina" (Münch. 1835) und der Schrift "Die poetischen Richtungen unsrer Zeit" (Erlang. 1838) und siedelte 1841 nach Berlin über, wo er bis 1852 namentlich journalistisch thätig war. Erst seit von 1851 an die Tragödie "Herzog Albrecht" (Stuttg. 1862) den Weg über eine Reihe von Bühnen gemacht, begann Meyrs eigentliche produktive Thätigkeit und Wirksamkeit. Den "Gedichten" (Berl. 1856) folgten als sein bestes Werk die "Erzählungen aus dem Ries" (das. 1856-70; 3. Aufl., Leipz. 1875, 4 Bde.), welche in ihrer ungekünstelten Schlichtheit und Frische, ihrer treuen Beobachtung des Rieser Volkslebens den besten deutschen Dorfgeschichten hinzuzurechnen sind und einen Künstler wie Enhuber zur Illustration anregten. Als weitere poetische Arbeiten sind zu nennen: "Vier Deutsche", politischer Roman (Stuttg. 1861, 3 Bde.); "Karl der Kühne", Tragödie (das. 1862); "Novellen" (das. 1863); "Ewige Liebe", Roman (Braunschw. 1864, 2 Bde.); "Erzählungen" (Hannov. 1867); "Gleich und Gleich", Geschichte aus dem Ries (Leipz. 1867); "Dramatische Werke", mit einem Vorwort: "Die Gefahr und das Heil des deutschen Dramas" (Hannov. 1868); "Duell und Ehre", Roman (Leipz. 1870); "Die Religion des Geistes", religiöse und philosophische Gedichte (das. 1871). Eine andre Reihe von Schriften: "Gott und sein Reich" (Stuttg. 1860), "Emilie, drei Gespräche über Wahrheit, Güte und Schönheit" (das. 1863), "Die Fortdauer nach dem Tod" (Leipz. 1869, 2. Aufl. 1875), "Die Religion und ihre jetzt gebotene Fortbildung", 40 Briefe (das. 1871), denen sich die "Gedanken über Kunst, Religion und Philosophie" (aus dem Nachlaß hrsg. von Graf Bothmer und M. Carriere, das. 1874) anschlossen, vertraten und begründeten zum Teil eine deistische Philosophie, der es nicht an einzelnen begeisterten Anhängern fehlte. Die anonym erschienenen "Gespräche mit einem Grobian" (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1867) fanden wegen der geistvollen Klarheit und der Tüchtigkeit der darin niedergelegten Anschauungen verdienten Beifall. Seit 1852 in München wohnhaft, starb er daselbst 22. April 1871. Vgl. Graf Bothmer, Melchior M.; Biographisches, Briefe, Gedichte (Leipz. 1874).

Meytens (Mytens), Martin van, Maler, geb. 1695 (98) zu Stockholm, war Schüler seines Vaters Peter Martin, bildete sich in Holland, Frankreich und England und malte auf seinen Reisen unter anderm die Bildnisse Ludwigs XV., des Herzogs von Orléans, Peters d. Gr., Karls VI., Kaiser Franz' I. und der Maria Theresia in Öl und Email. Seit 1726 in Wien ansässig, wurde er dort 1759 Direktor der Akademie und starb 1770.

Meywar, ostind. Vasallenstaat, s. Mewar.

Meza, Christian Julius de, dän. General, geb. 14. Jan. 1792 zu Helsingör, trat 1807 bei dem Angriff der Engländer als Stückjunker in den Militärdienst, wurde Lehrer am Artillerieinstitut und an der Kriegsakademie, 1842 Major bei einem Artillerieregiment. Beim Ausbruch des Aufstandes in Schleswig und Holstein 1848 zum Oberbefehlshaber der Artillerie ernannt, nahm er an mehreren Treffen teil, wurde Oberst und im April 1849 Befehlshaber der auf der Insel Alsen zusammengezogenen Streitkräfte. Mit einem Teil derselben nahm er darauf teil an den Schlachten bei Fredericia (6. Juli 1849) und Idstedt (1850) und wurde Generalmajor. Nach Beendigung des Kriegs wurde er Inspektor der ganzen Artillerie; 1858 ging er nach Flensburg als kommandierender General in Schleswig, Jütland und Fünen, und 1860 wurde er zum Generalleutnant ernannt. In dem Krieg von 1864 wurde er als Oberbefehlshaber an die Spitze der dänischen Truppen gestellt, aber, als er infolge der Umgehung des Danewerks durch die Preußen im Februar dieses räumte und nach Flensburg zurückging, um die Armee zu retten, auf Verlangen der entrüsteten Kopenhagener Bevölkerung seiner Stelle enthoben. Er starb 18. Sept. 1865 in Kopenhagen.