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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Middletonīt; Middletown; Middlewich; Middolīne; Midgard; Midhat Pascha; Midhurst; Midi; Midian; Midĭaniter

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Middletonit - Midianiter.

in Gemeinschaft mit Rowley oder Dekker. Die meisten sind voll Humor und behandeln Zeitereignisse mit Anspielungen auf Zeitgenossen. Die neueste und vollständigste Ausgabe seiner Werke besorgte Bullen (Lond. 1885, 8 Bde.). Vgl. Arnheim in Herrigs "Archiv", Bd. 78 (1887).

Middletonīt, s. Retinit.

Middletown (spr. míddltaun), 1) Stadt im nordamerikan. Staat Connecticut, am schiffbaren Connecticut, hat eine wesleyanische Universität mit Museum und Sternwarte, ein Seminar der bischöflichen Kirche, ein Irrenhaus, Fabriken der verschiedensten Art (Pumpen, Gummi, Kurzwaren, Nähmaschinen etc.) und (1880) 6826 Einw. -

2) Stadt im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Orange, 90 km nordnordwestlich von New York, mit homöopathischem Krankenhaus für Geisteskranke, den verschiedensten Fabriken, Kohlenhandel und (1880) 8408 Einw.

Middlewich (spr. míddlwitsch), Städtchen in Cheshire (England), am Dane, mit Salzwerken und (1881) 3379 Einw.

Middolīne, in deutschen Buchdruckereien eine zwischen Fraktur und Gotisch stehende und durch ihre abgerundeten Formen auch der Antiqua verwandte Schriftgattung. S. Schriftarten.

Midgard ("Mittelraum", auch Mannheim, "Menschenwelt"), in der nord. Mythologie die mittelste der mythischen Welten, welche den Menschen zum Wohnsitz dient. Sie ist von der großen Midgardschlange (s. Jormungandr) umschlossen und gegen den Einbruch des Meers und die Anfälle der Riesen (Joten), welche in Jötunheim oder Utgard wohnen, durch einen Wall ringsum geschützt.

Midhat Pascha, türk. Staatsmann, geb. 1825 in Bulgarien von türkischen, der islamitischen Sekte der Bektasch angehörigen Eltern, trat um 1840 als Schreiber (Kiatib) zu Rustschuk in den Staatsdienst, rückte aber erst, als er Fuad Paschas Gunst errang, rascher vorwärts. Als Fuad Großwesir geworden, ernannte er M. 1865 zum Wali des neuen Donauwilajets (Bulgarien), wo er in kurzer Zeit durch vortreffliche Verwaltung große Erfolge erzielte. 1867 wurde er als Minister ohne Portefeuille in das Ministerium berufen, aber 1868 zum Wali von Irak Arabi in Bagdad ernannt. Hier errichtete er eine türkische Dampfschiffahrtskompanie und begann die Wiederherstellung der alten Bewässerung des Landes, um die frühere Fruchtbarkeit zurückzurufen. Aber bereits 1872 ward er als Führer der türkischen Reformpartei wieder ins Ministerium berufen und 1. Aug. nach Mahmud Nedim Paschas Sturz zum Großwesir ernannt. Indes konnte er den Sultan Abd ul Asis nicht für seine Reformideen gewinnen, fiel durch seine selbständige Haltung bald in Ungnade und wurde im Oktober bereits entlassen. Im August 1875 zum Justizminister ernannt, stürzte er den russisch gesinnten Großwesir Mahmud Nedim 11. Mai 1876 durch die Bewegung der Softas, hatte auch an der Entthronung des Sultans Abd ul Asis 30. Mai hervorragenden Anteil und wurde Präsident des Staatsrats. Am 16. Dez. ward er zum Großwesir ernannt, und 23. Dez. verkündete er eine konstitutionelle Verfassung, deren Entwurf er schon 1. Juni veröffentlicht hatte. Voll Vertrauen auf die Wirkung dieses Schrittes setzte er die Ablehnung der Vorschläge der Konferenz der Großmächte durch den großen Nationalrat durch, was den Ausbruch des Kriegs mit Rußland zur verhängnisvollen Folge hatte. Als M. jedoch durch sein Selbstbewußtsein die Eifersucht des Sultans erregte und in seiner Erregung über die Mißwirtschaft der Günstlinge Abd ul Hamids sich zu unvorsichtigen Äußerungen fortreißen ließ, ward er 5. Febr. 1877 vom Sultan als Hochverräter zum Tod verurteilt, aber zum Exil begnadigt und sofort auf einem Dampfer nach Italien geschafft, von wo er sich über Paris nach England begab. Erst 1878 ward ihm die Rückkehr gestattet und anfangs Kreta als Aufenthaltsort angewiesen; im November erwirkte der Einfluß Englands seine Ernennung zum Generalgouverneur von Syrien. Da er sich hier etwas unbotmäßig benahm, wurde er 1880 als Wali nach Smyrna versetzt und 1881 wegen Anteils an der Ermordung des Sultans Abd ul Asis zum Tod verurteilt, aber zu lebenslänglicher Verbannung nach Taif in Arabien begnadigt. Hier starb er 8. Mai 1884 infolge der Entbehrungen, die er erdulden mußte. Vgl. Léouzon le Duc, M. (Par. 1877).

Midhurst (spr. míddhörst), Marktstadt in der engl. Grafschaft Sussex, am Rother, nördlich von Chichester, mit Lateinschule (von Lyell und Cobden besucht), Schloßruinen und (1881) 1615 Einw.

Midi (franz.), s. v. w. Süden, Mittag. - Canal du M., s. v. w. Languedockanal. - Dent du M., schlanker, 3285 m hoher Berggipfel der Savoyischen Alpen im schweizer. Kanton Wallis, wird von Champéry aus bestiegen. - Pic du M. d'Ossau, ein Gipfel der Pyrenäen im franz. Departement Niederpyrenäen, südlich von Les Eaux Chaudes, 2885 m hoch, sehr schwer zu ersteigen, mit großartiger Rundschau. Nordöstlich davon, im Departement Oberpyrenäen, der Pic du M. de Bigorre, 2877 m hoch, mit nur wenige Schritte breitem Gipfel und herrlicher Rundschau; er wird von Barèges und von Bagnères de Bigorre aus öfters bestiegen.

Midian (Madian), Land im nordwestlichen Arabien, am Roten Meer, noch unter ägyptischer Hoheit stehend, reicht vom Meerbusen von Akabah bis zur Hafenstadt El Wedsch, mit unbestimmter Grenze nach O. Es wird in der Bibel zuerst erwähnt, als Moses eines Mordes wegen aus Ägypten dorthin floh (2. Mos. 2, 15); die Römer trieben dort Bergbau. Nach dem Untergang der Römerherrschaft war M. gleichsam verschollen und ist erst in unsern Tagen durch R. Burton neu entdeckt worden, als derselbe das Land im Auftrag des Vizekönigs von Ägypten 1877-78 besuchte. Hinter der Küste zieht sich eine doppelte Reihe von Bergen hin, die von teilweise fruchtbaren Wadis durchschnitten wird. Das Land, einst berühmt wegen seiner Erze und Edelsteine, ist noch jetzt reich an Schwefel, Steinsalz, Silber, Kupfer und namentlich Türkisen. Überall zeigen sich noch die Spuren alter großartiger Bergwerke, die Ägypten wieder in Betrieb zu setzen beabsichtigt. Die Ruinen von Schiwak (Suka des Ptolemäos) mit großen Katakomben und Aquädukten bedecken einen weiten Raum. Im Wadi Hams stehen noch die Trümmer eines im reinsten griechischen Stil erbauten Tempels. Hafenorte des Landes, das nur von einigen räuberischen Maazeh-Beduinen durchstreift wird, sind Ziba (Zibbr) und El Wedsch. Vgl. Burton, The gold mines of M. and the ruined midianite cities (Lond. 1878); Derselbe, The land of M. revisited (das. 1879, 2 Bde.).

Midĭaniter, im Altertum Volksstamm in Nordarabien, der zu beiden Seiten des Meerbusens von Akabah wohnte, meist aber im O. der Israeliten nomadisierte. Sie waren Abkömmlinge Midians, des Sohns Abrahams und der Ketura; zu ihnen flüchtete sich Moses. Zur Zeit der Richter belästigten die M. die Juden durch wiederholte Einfälle, bis Gideon