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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mineralöle - Mineralwässer.

zungsheft dazu, 1886, durch welche übrigens die 1. Aufl., das. 1860, nicht ersetzt, sondern nur ergänzt wird) und desselben "Chemische Natur der Mineralien" (das. 1886). Für das Studium der Bildung und Umbildung der Mineralien sind am wichtigsten: Breithaupt, Paragenesis der Mineralien (Freiberg 1849); Blum, Die Pseudomorphosen (mit 4 Nachträgen, Stuttg. 1843-79); J. ^[Justus] Roth, Allgemeine und chemische Geologie (Berl. 1879-87, 2 Bde.). Die wichtigsten mineralogischen Zeitschriften sind: "Neues Jahrbuch für M., Geologie und Petrefaktenkunde" (Stuttg., seit 1833); "Mineralogische Mitteilungen" von Tschermak (Wien, seit 1872); "Zeitschrift für Kristallographie und M." von Groth (Leipz., seit 1877); "The Mineralogical Magazine" (Lond., seit 1876); "Bulletin de la société minéralogique de France" (Par., seit 1878). Vgl. Kobell, Geschichte der M. (Münch. 1864); Riemann, Taschenbuch für Mineralogen (Berl. 1887). Vgl. auch die Artikel Mineralien und Kristall.

Mineralöle, die durch trockne Destillation aus Braunkohlen, Steinkohlen, Torf und bituminösen Schiefern erhaltenen Öle, besonders die als Leuchtmaterialien verwertbaren Öle, wie Photogen, Solaröl etc. Braunkohlen, Torf und Schiefer werden der trocknen Destillation unterworfen, um aus dem Teer Paraffin (s. d.) und M. zu gewinnen. Bei der Destillation des Teers erhält man zuerst Rohöl und bei höherer Temperatur Paraffinmasse. Das Rohöl wird mit konzentrierter Natronlauge innig gemischt, um es von den Phenolen (Karbolsäure etc.) zu befreien. Die mit diesem sauren Teerbestandteil gesättigte Lauge wird von dem Öl getrennt, letzteres gut ausgewaschen und in gleicher Weise mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt, um Brandharze zu zerstören. Das abermals gewaschene Öl wird aus eisernen Blasen über freiem Feuer destilliert und dabei unter Beachtung der Siedetemperatur Leichtöl, Rohsolaröl und beim Erkalten erstarrende Paraffinmasse voneinander getrennt. Aus der ersten Paraffinmasse gewinnt man durch Pressen ein Öl, welches nach Art des Rohöls weiter verarbeitet wird. Das Leichtöl wird abermals mit Schwefelsäure behandelt, gut gewaschen und rektifiziert, wobei man Benzinöl und der Hauptmasse nach Photogen erhält. Aus dem Benzinöl wird nach abermaligem Säuern und Waschen durch Einleiten von Dampf das Benzin abgeblasen, der Rückstand wird mit dem Photogen gemeinschaftlich rektifiziert. Das Photogen (Mineralöl, Hydrokarbür, Schieferöl, Turfol) ist ein Gemenge von Kohlenwasserstoffen, bildet eine farblose oder hell weingelbe Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,800-0,810, riecht schwach, löst Fette, Harze, Kautschuk, siedet bei 145-150° und wird als Leuchtmaterial benutzt. Je niedriger das spezifische Gewicht bei hohen Siedepunkten, um so besser ist das Photogen. Das sogen. deutsche Petroleum wird durch Behandeln von kaltem Photogen mit Schwefelsäure, Waschen, Behandeln mit heißer Natronlauge, abermaliges Waschen und Filtrieren dargestellt, ist farblos, blau schillernd, von mildem ätherischen Geruch. Das Rohsolaröl wird mit Preßölen von der Paraffinfabrikation wie das Rohöl gereinigt und gibt dann bei der Rektifikation Solaröl, Paraffinöl und Paraffin. Das Solaröl besteht ebenfalls aus Kohlenwasserstoffen, ist klar, farblos oder gelblich, dickflüssiger als Photogen, fast geruchlos oder von mehr oder weniger intensivem Geruch, spez. Gew. 0,825-0,835, siedet bei 175-200°. Bisweilen scheidet es bei Winterkälte Paraffin aus. Man benutzt es als Leuchtmaterial. Das Paraffinöl (Schmieröl, Gasöl) besteht aus den schwersten flüssigen Kohlenwasserstoffen, soll aber möglichst wenig Paraffin enthalten, von welchem es durch starke Abkühlung getrennt wird. Es besitzt das spez. Gew. 0,850-0,860, ist gelb, braun oder schwarz, dickflüssig, mischt sich mit fetten Ölen und Harzöl, brennt nicht in Lampen, wird aber als Schmiermittel und zur Darstellung von Leuchtgas benutzt. Es liefert mit Hilfe sehr einfacher Vorrichtungen pro Zentner 30 cbm Gas, welches drei- bis viermal heller leuchtet als Steinkohlenleuchtgas. Vgl. Perutz, Industrie der M. (Wien 1880).

Mineralorange, s. Mennige.

Mineralpottasche, aus Mineralien gewonnene Pottasche (s. d.), im Gegensatz zu der aus Pflanzenasche dargestellten.

Mineralquellen, s. Mineralwässer.

Mineral Range (spr. rehndsch), Hügelzug am Südufer des Obern Sees im nordamerikan. Staat Wisconsin, bis 600 m hoch, verdankt seinen Namen den reichen Eisen- und Kupfererzen (s. Wisconsin).

Mineralsäuren, alle Säuren, welche keinen Kohlenstoff enthalten, besonders Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure, Phosphorsäure, Kieselsäure, Borsäure etc., im Gegensatz zu den kohlenstoffhaltigen Säuren (Essigsäure, Pikrinsäure etc.) und speziell den Pflanzensäuren (Zitronensäure, Äpfelsäure), die in lebenden Pflanzen gebildet werden.

Mineralschwarz, aus gemahlenem Thonschiefer bestehende Anstrichfarbe.

Mineralsoda, s. Kryolith.

Mineralspiritus, s. Alkohol.

Mineralteer, s. v. w. Bergteer, s. Asphalt.

Mineralwachs, s. v. w. Ozokerit oder das aus demselben dargestellte Ceresin.

Mineralwässer (Mineral- oder Heilquellen, Gesundbrunnen), Quellwässer, welche sich von den gewöhnlichen Quellwässern, sei es durch das Vorkommen von besondern Bestandteilen, sei es durch einen hohen Gehalt an Stoffen, welche in andern Quellwässern nur in geringen Spuren vorhanden sind, sei es durch eine höhere Temperatur, auszeichnen. Die Wichtigkeit eines Gehalts des Wassers an Jod und Brom, die Steigerung der Menge des keiner Quelle fehlenden Chlornatriums bis zur Hervorbringung einer Solquelle und die Wildbäder, deren Wasser sich eben nur durch die hohe Temperatur auszeichnen, während der Gehalt an gelösten Stoffen ein ganz geringer ist, sind Beispiele für die verschiedenen Eigenschaften, welche ein Quellwasser zum Mineralwasser machen können. Als Hauptbestandteile der M. sind aufzuführen: Chloride, Schwefelsäure-, Kohlensäure- und Doppeltkohlensäuresalze sowie Sulfurete von Kalium, Natrium, Magnesium, Calcium, Strontium, Eisen und Mangan. Ammoniak kommt selten vor, Rubidium und Cäsium nur in Spuren, Lithium, Baryum, Aluminium, aber auch Kupfer, Blei, Zink in geringer Menge. Wichtig ist ein Brom- und Jodgehalt, außerdem kommt sehr regelmäßig Kieselsäure vor, seltener Fluor, Phosphorsäure, Salpetersäure, arsenige Säure, Borsäure, freie Schwefel- und Salzsäure etc. Organische Stoffe finden sich immer nur in geringer Menge, und ihre Natur ist noch sehr wenig erforscht. An Gasen enthalten die M. gelöst: Sauerstoff, Stickstoff, Schwefelwasserstoff, Kohlenoxysulfid und gewöhnlich Kohlensäure, diese bisweilen in sehr großer Menge. Nach ihren Bestandteilen kann man die M. in folgender Weise gruppieren: A. Alkalische M. (Natropegae) enthalten vorzugsweise kohlensaures Natron und Kohlensäure,