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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Modegewürz; Model; Modell; Modellierstab; Modellierstuhl; Modellschutz; Modelltischlerei; Modeln; Modĕna

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Modegewürz - Modena.

den äußern wandelbaren Lebensformen ausspricht. Die steife spanische M., die flotte Kleidung zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, die pomphafte Ludwigs XIV., die zierlich-frivole Ludwigs XV., die bürgerlich-schlichte um die Zeit des amerikanischen Befreiungskriegs sind zugleich die äußere Versinnlichung der geistigen Strömungen, welche die einzelnen Perioden beherrschten. Näheres über die geschichtliche Entwickelung der Tracht s. Kostüm (mit 3 Tafeln). Die Beziehungen zwischen Tracht und bildender Kunst werden in den Ausdrücken: Perückenstil, Zopfstil angedeutet. Die Modenzeitungen sind deutschen Ursprungs, die älteste war die "Mode- und Galanteriezeitung" (Erfurt 1758 ff.); am längsten behauptete sich das "Journal des Luxus und der Moden" von Bertuch und Kraus (Weim. 1786-1823). Gegenwärtig erscheinen in fast allen größern Städten Zeitschriften, welche neben den Kleidermoden weibliche Arbeiten u. dgl. behandeln und meist auch belletristischen Inhalt haben ("Die Modenwelt", "Bazar", "Leipziger Modenzeitung"). Vgl. Hauff, Moden und Trachten, Fragmente zur Geschichte des Kostüms (Stuttg. 1840); Louandre, Les arts somptuaires, histoire du costume et de l'ameublement etc. (Par. 1857-58, 2 Bde. Text u. 2 Bde. Tafeln); Kleinwächter, Zur Philosophie der M. (Berl. 1880); Lessing, Der Modeteufel (das. 1884), sowie die Litteratur bei Kostüm.

Modegewürz, s. v. w. Piment, s. Pimenta.

Model (Modul, v. lat. modulus), in der Baukunst ein Maß von relativer Größe, welches für die Dimensionen der Säulen gilt. Seine Größe hängt von der jedesmaligen Stärke der Säule ab, da der untere Durchmesser der Säule zwei M. beträgt. Ein M. wird in 30 Teile (Minuten, Partes) geteilt, wodurch man den Maßstab für die Säulen und deren Gebälke erhält. Bei Bewässerungsanlagen heißt M. ein Meßapparat für fließendes Wasser, auf dem Prinzip des "Überfalles" oder "Durchlasses" beruhend, ein namentlich in Oberitalien und dem südlichen Frankreich sehr verbreiteter, bereits mehrere Jahrhunderte alter Apparat, erfunden von dem Italiener Michelotti. Überhaupt bedeutet Modul in der reinen und angewandten Mathematik eine Zahl, die als Maßstab dient, z. B. Elastizitätsmodul (s. Elastizität). M. eines Logarithmensystems ist der Faktor, mit welchem man die natürlichen Logarithmen (s. Logarithmus, S. 870) zu multiplizieren hat, um diejenigen des Systems zu erhalten. Für die Briggsschen Logarithmen ist derselbe 0,434294. Zwei Zahlen heißen nach einem M. m kongruent, wenn sie bei der Division mit der Zahl m gleiche Reste geben. M. der Periodizität ist bei periodischen Funktionen die Größe, um welche das Argument wachsen muß, damit die Funktion wieder dieselben Werte annimmt (s. Funktion, Periode). In der Technik ist M. (Druckmodel) die gestochene oder geschnittene Holzplatte zum Aufdrucken der Farben auf Gewebe, Tapeten, Papier, Wachsleinwand etc.; dann auch s. v. w. Form.

Modell (v. ital. modello), Vorbild, Musterbild; in der Baukunst ein in verjüngtem Maßstab aus Holz, Thon, Papiermasse, Gips, Kork, Wachs etc. angefertigtes Abbild eines im großen entweder schon vorhandenen oder auszuführenden Bauwerks, welches das wechselseitige Verhältnis der einzelnen Teile desselben zu einander zur Anschauung bringt. So fertigt man Modelle von schwierigen Dachverbindungen, Gewölbkonstruktionen, weit gesprengten Brückenbogen, auch von ganzen Gebäuden. Modelle von Maschinen werden für den Unterricht (kinematische Modelle von Reuleaux) und für die Praxis angefertigt. Für die Gießerei fertigt man Modelle aus verschiedenen Materialien. Eine reiche Modellsammlung mittelalterlicher Kirchen und andrer Bauwerke bewahrt die Sammlung der technischen Hochschule zu Charlottenburg-Berlin. In der Bildhauerkunst und Bildgießerei versteht man unter M. den vom Künstler aus Thon, Gips oder Wachs geformten Körper, welcher als Vorbild bei der Herstellung desselben Körpers aus einem härtern Stoff dient (s. Bildhauerkunst, S. 934); in der Malerei ein männliches oder weibliches Individuum, welches nackt oder bekleidet dem Künstler zum Gegenstand des Studiums dient (M. stehen); auch nennt man den zu demselben Zweck gebrauchten Gliedermann (Mannequin) M. Eine Nachbildung nach einem solchen M. heißt ein Akt oder eine Akademie. Modellieren, ein M. von etwas machen, abformen, im weitern Sinn in der Malerei und Bildhauerkunst das plastische Herausarbeiten der einzelnen Teile eines Körpers zu einer mit der Natur wetteifernden Wirkung. Eine Anleitung zum Modellieren von Gebäuden für Anfänger gibt Ortlebs "Kleine Baumodellierschule" (Leipz. 1886).

Modellierstab (Modellierstecken), ein nach unten breit auslaufender Stab, welchen der Bildhauer benutzt, wenn er dem feuchten Thon beim Modellieren die beabsichtigte Form geben will.

Modellierstuhl, ein Gestell mit drei oder vier Beinen und einer obern drehbaren Platte, auf welcher die Thonmasse liegt, aus der das Modell geformt werden soll.

Modellschutz, s. Musterschutz.

Modelltischlerei, besonderer Zweig der Tischlerei, liefert die hölzernen Modelle für Maschinenfabriken.

Modeln (franz. modeler), einem Gegenstand eine bestimmte Gestalt geben, ihn nach einem gewissen Muster (Modell) bilden; Figuren oder Muster geben, z. B. bei der Schriftgießerei, beim Schönschreiben, bei der Weberei, Zuckerbäckerei etc.

Modĕna, früheres Herzogtum in Italien, welches sich nördlich von der Zentralkette der Apenninen bis zum Po erstreckte und einen Flächeninhalt von 6132 qkm (110 QM.) mit etwas mehr als 600,000 Einw. besaß (s. Geschichtskarte bei "Italien"). Das Herzogtum war eine absolute Monarchie, erblich in männlicher Linie des Hauses Österreich-Este. Die Unterrichts- und Bildungsanstalten, den Jesuiten überlassen, befanden sich in schlechtem Zustand, und die Staatsschuld betrug über 12 Mill. Lire. Gegenwärtig bildet M. drei Provinzen des Königreichs Italien, nämlich: M., Reggio, beide zur Landschaft Emilia gehörig, und Massa-Carrara, welch letztere der Landschaft Toscana einverleibt wurde. Die jetzige Provinz M. grenzt im N. an die Provinz Mantua, im O. an Ferrara und Bologna, im S. an Florenz, Lucca und Massa-Carrara, im W. an Reggio und hat ein Areal von 2501 qkm (nach Strelbitsky 2573 qkm oder 46,7 QM.) mit (1881) 279,254 Einw. Die südliche Hälfte der Provinz wird vom Apennin (Monte Cimone, 2160 m) mit seinen Ausläufern erfüllt; der nördliche Teil gehört der Ebene des Po an, welchem die Secchia und der Panaro zufließen. Die Ebene wird außerdem von zahlreichen Bewässerungskanälen durchschnitten und bringt Getreide, Hülsenfrüchte, Hanf, Obst und Wein hervor. Die Gebirgsgegend ist mit Wald, Weide und Kastanienpflanzungen bedeckt. Auch Vieh-, Geflügel- und Seidenzucht, Branntweinbrennerei, Gerberei, Bereitung von Pökelfleisch, Erzeugung von Binsenkörben und Thon-^[folgende Seite]