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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Modena - Mödling.

falo u. a., die wertvolle Estensische Bibliothek mit gegen 100,000 Bänden und 3000 Manuskripten, ein Münzkabinett und ein Archiv. Andre hervorragende Gebäude sind: das neue Theater, das Gebäude der Universität, 1683 gegründet, das Stadthaus, die schöne Nationalbank, das Hospital u. die ehemalige, jetzt als Kaserne benutzte Citadelle. M. zählt (1881) 31,053, mit Einschluß der zum Gemeindegebiet gehörigen Campagna 58,058 Einw. Die Industrie beschränkt sich auf Seidenmanufaktur, Gerberei, Erzeugung von Essig und Metallgußwaren. Lebhafter ist der Handel, welcher hauptsächlich die Ausfuhr von Getreide, Wein, Obst, Likör, Schlachtvieh, Geflügel, Eiern und Pökelfleisch zum Gegenstand hat. Verkehrswege bilden die Eisenbahnlinien Piacenza-M.-Bologna und M.-Mantua nebst Zweigbahnen nach Sassuolo, Mirandola und Finale. An Unterrichtsanstalten besitzt die Stadt eine Universität mit drei Fakultäten, Bibliothek, botanischem Garten, Observatorium und mehreren Kabinetten (Frequenz durchschnittlich 350 Hörer), ferner ein Lyceum, Gymnasium, ein städtisches Konviktskollegium, eine technische Schule, eine Infanterie- und Kavallerieschule. Auch eine Akademie der Wissenschaften und Künste und eine wissenschaftliche Gesellschaft sind vorhanden. Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten sind das Krankenhaus, Findelhaus und Waisenhaus hervorzuheben. M. ist Sitz eines Erzbischofs und der Provinzialbehörden. - Die Stadt M., ursprünglich Mutina, wurde von den Etruskern gegründet, später von den Galliern erobert, diesen aber durch die Römer entrissen, welche 184 v. Chr. eine Kolonie dahin führten. Hier erfochten die Römer 194 unter dem Konsul Merula einen Sieg über die Bojer, und hier belagerte Antonius 44 den Decius Brutus, wurde aber 43 von Pansa, Hirtius und Octavianus geschlagen (Mutinensischer Krieg). Weil sie es mit Maxentius gehalten, wurde die Stadt von Konstantin d. Gr. zerstört, aber auch von ihm wieder aufgebaut. Nach abermaliger Verwüstung durch die Goten und Langobarden wurde sie von Karl d. Gr. von neuem aufgebaut und zum Sitz von Grafen gemacht. Später gehörte M. zu den Mathildischen Besitzungen, machte sich aber frei. 1288 unterwarf es sich dem Markgrafen Obizzo von Este; 1598 wurde es die Residenz der neuern Herzöge von M. Hier 12. Juni 1799 ein Gefecht zwischen den Österreichern unter Hohenzollern und Klenau und den Franzosen unter Macdonald, worin letztere zurückgeworfen wurden. M. ist Geburtsort des Bildhauers Begarelli und des Dichters Tassoni, welchem hier 1860 vor dem Glockenturm des Doms ein Denkmal (von Cavazza) errichtet wurde. Vgl. Raggi, M. descritta ed illustrata nei suoi monumenti (1860).

Modĕna, Tommaso da, ital. Maler, s. Tommaso.

Modenzeitungen, s. Mode.

Moder, linksseitiger Nebenfluß des Rheins im deutschen Reichsland Elsaß-Lothringen, entspringt bei Rosteig auf den nördlichen Vogesen, geht an Hagenau und Bischweiler vorüber und mündet nach einem Laufe von 80 km, für kleine Fahrzeuge schiffbar, nordöstlich von Drusenheim. Ihr wichtigster Zufluß ist die Zorn.

Moderādos (span., die "Gemäßigten"), in Spanien seit 1820 eine politische Partei, die Liberalkonservativen, den Exaltados entgegengesetzt.

Moderāmen (lat.), Lenkung, Leitung; Mäßigung.

Moderantismus (lat.), gemäßigte Gesinnung, namentlich in der Politik; Moderation, Mäßigung.

Moderateurlampe (spr. -tör-), s. Lampen, S. 435 ^[statt: 453].

Moderationsrecht (Jus moderationis, Minderungsrecht), die Befugnis der Landstände, gegen Beeinträchtigung ihrer Rechte durch die Staatsregierung und deren Organe Verwahrung einzulegen; auch das Recht der Behörden, Gebühren der Rechtsanwalte festzustellen und nötigen Falls herabzumindern (s. Rechtsanwalt). Die Feststellungskosten werden Moderationssporteln genannt.

Moderāto (ital.), gemäßigt.

Moderātor (lat.), an einer Maschine der Teil derselben, mittels dessen man die Bewegung ermäßigt.

Moderhinke, s. Klauenseuche.

Moderieren (lat.), mäßigen, mildern, beruhigen.

Moderkäfer, s. v. w. Kurzflügler.

Modérn (franz.), im gewöhnlichen Sprachgebrauch alles, was der eben herrschenden Mode gemäß ist; im höhern Sinn, vornehmlich auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft, gebraucht man das Wort von dem, was im Gegensatz zum antiken, zum mittelalterlichen und zum Renaissancestil den eigentümlichen Charakter der Kunstschöpfungen der neuern Zeit (vornehmlich des 19. Jahrh.) ausmacht. Im Gegensatz zu antiken Kunstwerken ist mit dem Wort m. auch der Sinn des Gefälschten verbunden. Modernisieren, m. machen oder umgestalten.

Módern (ungar. Modor), königliche Freistadt im ungar. Komitat Preßburg, am Fuß der Karpathen und an der Waagthalbahn, hat (1881) 4732 slowakische und deutsche Einwohner, eine Staats-Lehrerpräparandie, Weinbau, Tuchweberei und Töpferei.

Moderstein, s. Tripel.

Modést (lat.), bescheiden, ehrbar.

Modĭca (früher Motuca, arab. Mohac), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Syrakus (Sizilien), hat eine schöne Kirche, San Giorgio, ein hochgelegenes altes Kastell, ein Gymnasium, Seminar, eine technische Schule und ein Gewerbeinstitut, Pferde- und Maultierzucht, Bau vorzüglicher Südfrüchte, Ausfuhr von Getreide, Öl, Wein, Vieh, Käse und (1881) 38,390 Einw. Im SO. führt das merkwürdige Höhlenthal (Val d'Ispica) nach Spaccaforno (s. d.).

Modĭce (lat.), mäßig, gemäßigt; Modizität, Mäßigkeit, Geringheit.

Modifizieren (lat.), auf das richtige Maß bringen, abändern, einschränken; Modifikation, Abänderung, Einschränkung, nähere Bestimmung, z. B. eines Begriffs; über chemische Modifikationen s. Isomerie.

Modigliana (spr. -diljāna, Castrum Mutilum), Stadt in der ital. Provinz Florenz, Kreis Rocca San Casciano, durch den Tramazzo in Alt- und Neustadt geteilt, Sitz eines Bischofs, mit Kastell, Seidenspinnerei und (1881) 2763 Einw.

Modillon (franz., spr. -dijóng), in der Baukunst das freie, mehr oder minder verzierte Ende eines Sparrens (s. Dachstuhl), der Sparrenkopf; auch eine ähnlich geformte konsolenartige Verzierung unter der Hauptplatte eines Kranzgesimses; s. Gesims.

Modist (franz.), Modehändler, Putzmacher; im 15. und 16. Jahrh. Bezeichnung der Schreibmeister.

Modĭus (lat.), altröm. Scheffel, = 8,754 Lit., eingeteilt in 16 Sextarii, 32 Hermĭnae, 64 Quartarii etc. 6 Modii = 1 attischen Medimnus.

Modlin, Festung, s. Nowogeorgiewsk.

Mödling, Stadt in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Baden, am Fuß des steil abfallenden Wienerwaldes, 15 km von Wien, an der Südbahn gelegen, von welcher hier die Flügelbahn nach Laxenburg und die elektrische Bahn nach der Brühl abzweigen, ist Sitz eines Bezirksgerichts, hat 2 kath. Kirchen, darunter die Othmarskirche von 1454,