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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nadeln der Kleopatra - Nagel.

die Wippe, welche die Leistung so erhöhte, daß ein Arbeiter damit täglich 10,000 N. anköpfen konnte. In unserm Jahrhundert kehrte man, um die vollständige Herstellung der N. auf einer Maschine zu ermöglichen, zum Teil auf die uralte Kopfbildung durch Stauchen zurück (Hunt 1817), dann gewann wieder das heute allgemein übliche Verfahren mittels Handarbeit, unterstützt durch einfache Geräte (Knopfrad, Knopfspindel) und Arbeitsteilung, die Oberhand.

Nadeln der Kleopatra, s. Obelisk.

Nadelschütte der Weißtanne, s. Hysterium.

Nadelspitzen, genähte Spitzen im Gegensatz zu Klöppelspitzen (s. Spitzen).

Nadelstein, Quarz mit eingewachsenen, nadelförmigen Kristallen andrer Mineralien.

Nadir (Fußpunkt), s. Zenith.

Nadir, Schah von Persien, geb. 1688 in dem Dorf Kelat in Chorasan, Sohn eines turkmenischen Befehlshabers, nahm bei dem Statthalter von Chorasan Militärdienste, stellte sich aber sodann an die Spitze einer ihm ergebenen Schar, mit welcher er den von der Regierung verdrängten rechtmäßigen Thronerben, Schah Tahmasp, dem Namen nach wieder auf den Thron setzte; thatsächlich überkam N. die Leitung aller Staatsgeschäfte, entthronte 1732 den Schah, bemächtigte sich im Namen des jungen Schahs Abbas III. der Regentschaft und begann seine Feldzüge gegen die Türken, die er bei Akderbend (1733) und bei Eriwan (1735) schlug. Nach dem Tod seines Mündels (20. März 1736) von den Großen des Reichs zum Schah ausgerufen, nahm er den Namen N. an. Sein Ehrgeiz ließ ihn den Versuch wagen, die schiitischen Perser zu Sunniten zu machen, um durch den Religionshaß nicht in seinen Eroberungen gehemmt zu sein; der Plan mißlang jedoch. N. trug seine Waffen siegreich in alle Nachbarländer; sein glänzendster, aber auch greuelvollster Feldzug war der gegen den Großmogul, dessen Hauptstadt Dehli er eroberte, wobei er 200,000 Einw. niedermetzeln ließ. Durch seine Strenge und Unduldsamkeit verhaßt, ward N. auf Anstiften seines Neffen Ali Kulichan 20. Juni 1747 ermordet. Seinen Sohn retteten einige seiner Getreuen nach Semlin, wo ihn die Kaiserin Maria Theresia taufen und erziehen ließ. Derselbe trat unter dem Namen Baron v. Semlin in russische Dienste und machte den Siebenjährigen Krieg mit Auszeichnung mit; er starb in Mödling bei Wien. Nadirs Leben beschrieb Fraser (Lond. 1742).

Nadler, Karl Christian Gottfried, Dialektdichter, geb. 19. Aug. 1809 zu Heidelberg, studierte hier und (seit 1830) in Berlin die Rechte, wurde dann Aktuar in seiner Vaterstadt, 1834 Advokat daselbst und starb 26. Aug. 1849. Seine Gedichte in Pfälzer Mundart erschienen unter dem Titel: "Fröhlich Palz, Gott erhalt's!" (Frankf. 1847, 8. Aufl. 1882; auch hrsg. von Eichrodt, 2. Aufl., Lahr 1881).

Nadowessier, Indianer, s. Dakota.

Nádudvár (spr. náhd-), Markt im ungar. Komitat Hajdu, in sumpfiger Gegend, nahe der Bahnstation Püspök-Ladány, mit (1881) 7360 ungar. Einwohnern sowie Weizen-, Kukuruz- und Weinbau.

Nadworna, Marktflecken in Gallien, in rauher Gebirgsgegend, an der Bystrica, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat Sägemühlen, Holzhandel und (1880) 6707 Einw. (davon 4190 Juden). In der Nähe ein altes Schloß der Familie Potocki.

Näfels, Pfarrdorf im schweizer. Kanton Glarus, an der Eisenbahn Zürich-Glarus-Linththal (Abzweigung nach Weesen), mit (1880) 2439 Einw.; hier 9. April 1388 Sieg von 1300 Schweizern über 6000 Österreicher, noch jetzt alljährlich durch die "Näfelser Fahrt" gefeiert. Vgl. Heer, Zur 500jährigen Gedächtnisfeier der Schlacht bei N. (Glarus 1888).

Naga, zu den Lohitavölkern gehörige Volksstämme in Indien, die sich selbst Kwaphi nennen und einen Landstrich bewohnen, der westlich vom Fluß Kopili, östlich von den Bergen, die Assam von dem Bor-Khamtiland scheiden, nördlich vom Thal von Assam und südlich von einer Linie, welche mit dem 23.° nördl. Br. zusammenfällt, begrenzt wird. Die Zahl der auf britischem Territorium im Distrikt N. Hills in Assam Lebenden wurde 1882 auf 94,000 berechnet. Die N. sind stark gebaut, tapfer und kriegerisch, aber auch roh, hinterlistig und rachsüchtig. Ihr liebster Schmuck ist ein Halsband aus Ziegenhaaren mit den Skalpen erschlagener Feinde. Die Tättowierung wird nur an jungen Männern, welche einen Kopf erbeutet haben, vollzogen. Ihre Waffen sind Speer, Schild und Hackmesser (letzteres zugleich ihr einziges Ackerwerkzeug), seit neuester Zeit auch Schießgewehre. Sie glauben an Seelenwanderung und stehen unter Häuptlingen. Mit den Engländern haben die N. wiederholt blutige Konflikte gehabt; 1880 wurde das Land endgültig besetzt und Kohima zum Sitz der Verwaltung gemacht.

Nagasaki (Nangasaki), Hauptstadt der japan. Provinz Hizan, liegt auf der Westküste der Insel Kiusiu am Ende einer schmalen Bucht und besitzt einen der tiefsten und sichersten Hafen von ganz Japan, der auch dem europäischen Handel geöffnet ist. Auf der Westseite ist die Insel Takaboko (Papenberg) vorgelagert, von deren steiler Höhe einst viele Hunderte gemarterter Christen ins Meer gestürzt wurden. Die Stadt füllt einen kleinen Thalkessel zu beiden Seiten eines Baches aus und steigt an den Berghängen hinan. Sie hat enge Straßen, dagegen ist das Fremdenviertel an der Küste geräumig und sauber; das chinesische Viertel liegt weiter zurück. Die Einwohner (1884: 39,016 an der Zahl) fertigen Schildpattarbeiten, Lackarbeiten mit Perlmuttereinlage, lackierte Thonwaren u. a. Außer diesen Gegenständen und Aritaporzellan werden ausgeführt: Tabak, Thee, Pflanzentalg, Kampfer. Der Handel Nagasakis mit China und Korea hat sich in der Neuzeit sehr gehoben, während im Verkehr mit Europa und Nordamerika N. gegen Jokohama und Kobe zurücktritt. Als Werft- und Depotplatz ist N. aber von wachsender Bedeutung. Mit Schanghai steht es durch eine europäische und eine japanische Schiffahrtsgesellschaft in regelmäßiger Verbindung. N. ist Sitz eines deutschen Konsuls und verschiedener Missionsgesellschaften. Durch den Verkehr mit den Portugiesen blühte N. aus einem bescheidenen Fischerdorf zu einer reichen Handelsstadt empor. An die Stelle der Portugiesen traten 1639 die Holländer, welche, unter beständiger Kontrolle, auf die kleine, mit N. durch eine Brücke verbundene Insel Deshima beschränkt, bis 1859 die großen Vorteile des Handelsmonopols genossen.

Nagekäfer, s. v. w. Klopfkäfer.

Nagel (Onyx), am Auge eine Eitersenkung in der Nähe des untern Hornhautrandes, bildet sich oft bei Geschwüren und Abscessen der Hornhaut.

Nagel, Albrecht Eduard, Mediziner, geb. 14. Juni 1833 zu Danzig, studierte seit 1851 in Königsberg, widmete sich dann speziell der Augenheilkunde, machte wissenschaftliche Reisen durch Deutschland, Holland und England, ließ sich darauf in Danzig als Arzt nieder, habilitierte sich aber 1864 als Privatdozent für Augenheilkunde in Tübingen und richtete hier zunächst