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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Narwa; Narwal; Narzisse; Narzissenlilie; Näs; Nasāl; Nasāle; Nasālvokal; Nase

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Narwa - Nase.

der Spitze der treu gebliebenen Truppen und wurde im Juli mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt, das aber durch übertriebene Strenge und Willkür allgemeinen Haß erregte und den Sturz des Throns der Königin Isabella vorbereitete, den N. selbst nicht mehr erlebte. Er starb 23. April 1868 in Madrid.

Narwa, Stadt im russ. Gouvernement St. Petersburg, Kreis Jamburg, an der Narowa und der Eisenbahn St. Petersburg-Reval gelegen, besteht aus der eigentlichen, von Deutschen bewohnten Stadt und der Vorstadt Iwangorod (s. d. 2). N. hat 5 griechisch-katholische und 2 luther. Kirchen, ein Progymnasium, eine archäologische Gesellschaft, ein Theater, ein Zollamt, mehrere chemische Fabriken, Baumwollspinnerei, Sägemühlen und (1881) 8610 Einw. Der Wert des Imports belief sich 1886 auf 506,000 Rub., des Exports (besonders Bretter) auf 1,206,000 Rub.; es liefen 86 Schiffe von 24,143 Ton. ein. N. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - N. war bis 1864 eine starke Festung. Es wurde 1223 vom König Waldemar II. von Dänemark gegründet, von dem russischen Großfürsten Iwan Wasiljewitsch 1558 eingenommen, 1579 von den Schweden unter Horn vergebens belagert und erst 1581 von ihnen unter de la Gardie erobert. Seitdem stand die Stadt, wie ganz Esthland, unter schwedischer Herrschaft. 1590 und 1658 hielt sie Belagerungen von seiten der Russen aus. Am 21. Nov. 1700 erfocht hier Karl XII. einen großen Sieg über die Russen. 1704 von Peter d. Gr. erobert, wurde N. Ingermanland einverleibt; doch behielt es viele seiner alten Rechte und Privilegien. Vgl. Hansen, Geschichte der Stadt N. (Dorpat 1858).

Narwal (Nahl, Monodon L.), einzige Gattung der Säugetierfamilie der Narwale (Monodontia) aus der Ordnung der Seesäugetiere. Die einzige hinlänglich bekannte Art, der gemeine N. (Seeeinhorn, M. monoceros L.), ist 6 m lang, mit walzigem, vorn abgerundetem Kopf, sehr kurzer, breiter, dicker Schnauze, tief an den Kopfseiten liegenden Augen, weiter nach hinten stehenden, sehr kleinen Ohren, halbmondförmigem Spritzloch auf der Stirnmitte zwischen den Augen, großem, nach vorn gerichtetem, spiralig gefurchtem Stoßzahn (meist der linken Seite angehörig, während der der rechten Seite, wie beim Weibchen beide, verkümmert), kleinen, früh abortierenden Zähnen in beiden Kiefern, fast spindelförmigem Leib, kurzen Brustflossen, ohne Rückenfinne und mit sehr großer, zweilappiger Schwanzflosse. Die Haut ist nackt, glatt, weiß oder gelblichweiß, braun gefleckt. Der N. findet sich am häufigsten zwischen dem 70. und 80.° nördl. Br. in der Davisstraße, der Baffinsbai, zwischen Grönland und Island, um Nowaja Semlja sowie weiter in den nordsibirischen Gewässern, wo er in Rudeln zu Hunderten angetroffen werden soll. Seegurken, nackte Weichtiere und Fische bilden seine Hauptnahrung. Seine Lebensweise ist übrigens noch sehr unbekannt. Im hohen Meer werden einzelne harpuniert, doch wird nirgends eifrig Jagd auf Narwale gemacht. Die Grönländer essen das Fleisch getrocknet und gekocht, den Speck roh, brennen das Fett in Lampen und verfertigen aus den Flechsen starken Zwirn. Die Walfischfänger stellen ihm besonders des Stoßzahns wegen nach, der wie Elfenbein verarbeitet wird. Den Alten war der N. wohl bekannt; Strabon nennt ihn den Oryx des Meers, und Albertus Magnus spricht von der Furchtbarkeit seiner Waffe. Den Zähnen schrieb man allerlei Wunderkräfte zu und bezahlte sie mit enormen Summen. Man hielt sie für das Horn des in der Bibel als Einhorn aufgeführten fabelhaften Tiers, und im englischen Wappen trägt daher das Einhorn einen Narwalzahn. Kaiser und Könige ließen mit Schnitzwerk geschmückte Stäbe aus dem Zahn verfertigen, welche ihnen nachgetragen wurden, und auch Bischofsstäbe wurden daraus gefertigt. Ein Zahn, welcher in der kurfürstlichen Sammlung zu Dresden an einer goldenen Kette hing, wurde auf 100,000 Reichsthaler geschätzt, und für einen andern, welcher im Besitz der Markgrafen von Baireuth war, boten die Venezianer noch 1559 vergeblich 30,000 Zechinen. Später benutzte man das Pulver des gebrannten Zahns noch arzneilich, und gegenwärtig ist der Zahn in China und Japan sehr geschätzt.

Narzisse, s. Narcissus.

Narzissenlilie, s. v. w. Amaryllis.

Näs (skandinav.), Landenge, Landzunge.

Nasāl (lat.), auf die Nase Bezug habend.

Nasāle (lat., Nasenlaute), s. Lautlehre.

Nasālvokal, ein Vokal, bei dessen Hervorbringung der Stimmton, anstatt durch den Mund, durch die Nase austritt. Jeder Vokal kann durch näselnde Aussprache zum N. werden; dies ist z. B. häufig in dem mehr oder weniger durch die Nase gesprochenen Englisch der Amerikaner der Fall. Namentlich aber verschmilzt ein Nasenlaut, der auf einen Vokal folgt, leicht mit diesem zu einem N., z. B. franz. bon, sein aus lat. bonus, sinus. Sehr gewöhnlich sind die so entstandenen Nasalvokale in den slawischen Sprachen, besonders im Altslawischen; auch im Sanskrit, Zend, Portugiesischen und vielen andern Sprachen sowie in manchen deutschen Mundarten kommen sie vor.

Nase (Nasus), das Geruchswerkzeug der Wirbeltiere, im weitern Sinn und sprachlich weniger gut s. v. w. Geruchswerkzeug (s. d.) überhaupt. Bei den niedersten Wirbeltieren ist die N. eine unpaare, flache am Kopf gelegene Grube (Riechgrube), in welcher die Haut zur Aufnahme der Geruchsempfindungen umgewandelt ist (s. unten) und mit dem Riechnerv in Verbindung steht. Bei allen übrigen ist sie paar, bildet jedoch auch bei den Fischen nur ein Paar teils seichter, teils tieferer Gruben. Jede der beiden ziemlich weit voneinander gelegenen Nasen steht bei den Haifischen durch eine Rinne mit dem Mundwinkel derselben Seite in Kommunikation; diese Rinne ist bei den Amphibien zu einem geschlossenen Kanal geworden, der von der äußern Öffnung der N. in den Mund führt und hier mit der sogen. innern Öffnung endet. Bei den höhern Wirbeltieren liegt nur noch während der Entwickelung im Ei die anfangs unpaare N. oberflächlich, zieht sich jedoch schon früh in den obern und hintern Teil der Mundhöhle zurück und wird später durch eine senkrechte Scheidewand in zwei Abteilungen zerlegt sowie durch eine wagerechte Wand von der Mundhöhle abgetrennt, so daß die zwei selbständigen Nasenhöhlen zu stande kommen. In diesen ist aber nur das oberste Stück zum Riechen befähigt, da sich nur hier, in der sogen. Geruchsregion, der Riechnerv ausbreitet; das unterste meist hervorragende Stück hingegen dient als Atmungsregion lediglich dem Durchgang der Luft. Diese gelangt nämlich aus der N. durch die nun gleichfalls doppelten innern Öffnungen (Choanen) des Nasenkanals in die Mundhöhle (und zwar in deren hintern Teil, den Rachen) und von dort aus in die Lungen. Bei den Reptilien, noch mehr aber bei den Vögeln und Säugetieren wird die Innenfläche der Nasenhöhle durch knorpelige Vorsprünge, Muscheln, in eine bis drei Abteilungen, Nasengänge, zerlegt; am kompliziertesten sind diese Bildungen bei manchen