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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nicolaie; Nicolay; Nicolsches Prisma; Nicosia; Nicot; Nicotera; Nicotiana; Nicoya; Nictheróy; Nictitatio; Nid; Nidda

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Nicolaie - Nidda.

N. starb 6. Jan. 1811 in Berlin. Seine Selbstbiographie gab sein Sohn heraus (Halle 1804); seinen Briefwechsel mit Herder veröffentlichte O. Hoffmann (Berl. 1887), R. M. Werner den mit dem Wiener Staatsrat v. Gebler (das. 1888). Vgl. Göckingk, Nicolais Leben und litterarischer Nachlaß (Berl. 1820); Minor, Lessings Jugendfreunde (in Kürschners "Deutsche Nationallitteratur", Bd. 72).

3) Otto, Komponist, geb. 9. Juni 1810 zu Königsberg, erhielt seine musikalische Bildung unter B. Kleins Leitung in Berlin und trat hier mit einem Tedeum, das 1833 im Saal der Singakademie zur Aufführung kam, zum erstenmal in die Öffentlichkeit. Bald darauf zur Fortsetzung seiner Studien bei der preußischen Gesandtschaftskapelle in Rom angestellt, blieb er drei Jahre daselbst und widmete sich, angeregt durch steten Verkehr mit dem päpstlichen Kapellmeister Baini, eifrig dem Studium der altitalienischen Kirchenmusik. Von 1837 bis 1839 und nach längerm Aufenthalt in Italien wieder von 1842 bis 1848 wirkte er als Kapellmeister an der Hofoper in Wien, sodann als Hofkapellmeister zu Berlin, wo er bereits 11. Mai 1849 starb. N. hinterließ außer zahlreichen kleinern Vokalwerken eine Reihe von Opern, darunter die noch jetzt beliebte: "Die lustigen Weiber von Windsor" (Text von S. Mosenthal), welche neben einem feinen Sinn für das Komisch-Charakteristische einen unerschöpflichen Erfindungsreichtum und ungemeine tonsetzerische Gewandtheit erkennen läßt. Vgl. Mendel, Otto N. (2. Aufl., Berl. 1866).

Nicolaie (spr. -läh), Bühnendichter, s. Clairville.

Nicolay, Ludwig Heinrich, Freiherr von, Dichter, geb. 27. Dez. 1737 zu Straßburg, ward französischer Gesandtschaftssekretär, dann Professor der Logik an der Straßburger Universität, folgte 1769 dem Ruf als Lehrer des Großfürsten Paul nach Petersburg, wurde 1770 Kabinettssekretär seines Zöglings, 1782 geadelt, 1798 Direktor der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und 1801 Geheimrat und Mitglied des Kabinetts. Er starb 28. Nov. 1820 auf seinem Landgut Monrepos in Finnland. N. versuchte sich in lyrischen und didaktischen wie in dramatischen Dichtungen; am besten gelangen ihm in Anlehnung an Wielands Geist und Form poetische Erzählungen, wie: "Reinhold und Angelika", in zwölf Gesängen (1781), "Zerbin und Bella", "Alcinens Insel" u. a. Seine "Vermischten Gedichte und prosaischen Schriften" erschienen in 8 Bänden (Berl. 1792-1810), seine "Theatralischen Werke" in 2 Bänden (Königsb. 1811). Vgl. Gerschau, Aus dem Leben des Freiherrn v. N. (Hamb. 1834).

Nicolsches Prisma, ein von Nicol (Lehrer der Physik in Edinburg, geb. 1768, gest. 1851) 1828 angegebenes Prima aus Kalkspat, welches nur geradlinig polarisiertes Licht durchläßt und somit das durchgegangene Licht "polarisiert". Näheres darüber und Abbildung s. Doppelbrechung, S. 69.

Nicosia, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), westlich vom Ätna, Bischofsitz, mit Bibliothek, Kastell, normännischem Dom, Mineralquellen, Getreide-, Wein- und Ölhandel u. (1881) 14,941 Einw.

Nicot (spr. -ko), Jean, franz. Gesandter am portugiesischen Hof, geb. 1530, gest. 1600, verfaßte eins der ersten französischen Wörterbücher und soll 1560 die Tabakspflanze, die ihm zu Ehren Nicotiana genannt wurde, in Frankreich eingeführt haben.

Nicotera, Stadt in der ital. Provinz Catanzaro, Kreis Monteleone, am Tyrrhenischen Meer, Sitz eines Bischofs, mit Zollamt, Konvikt, Gymnasium, bedeutender Fischerei und (1881) 4941 Einw.

Nicotera, Giovanni, Baron, ital. Staatsmann, geb. 9. Sept. 1828 zu San Biase in Kalabrien, studierte die Rechte, schloß sich früh dem revolutionären Bunde des "jungen Italien" an, beteiligte sich 1848 an dem Aufstand in Kalabrien und trat dann als Offizier in die Armee der römischen Republik. 1849 verwundet, lebte er in Zurückgezogenheit in Turin, bis er sich 1857 einer von Mazzini angestifteten Expedition nach Sapri, welche die bourbonische Regierung in Neapel stürzen sollte, anschloß. Er wurde aber bei derselben schwerverwundet gefangen genommen und zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurteilt, die er erst in Neapel, dann auf der Insel Favignana an der Westküste Siziliens verbüßen mußte. Garibaldi befreite ihn 1860 und nahm ihn als Offizier in seine Freischar auf, in der N. 1860 und 1861 sowie 1866 und 1867 diente. Im Parlament war er Vertreter der Stadt Salerno und gehörte zu den Führern der Linken. Als es dieser im März 1876 gelang, die Herrschaft der Consorteria zu stürzen, ward N. Minister des Innern im Kabinett Depretis. Er machte von den Machtbefugnissen seines Amtes einen energischen, ausgiebigen Gebrauch zur Bekämpfung seiner Gegner und Belohnung seiner süditalienischen Freunde. Gegen die Mafia in Sizilien schritt er mit Strenge und Erfolg ein. Da er jedoch durch seinen maßlosen Ehrgeiz, seine Rücksichtslosigkeit und seine Unbeliebtheit den Bestand des Ministeriums selbst gefährdete, so ließen ihn seine Kollegen 16. Dez. 1877 im Stiche und zwangen ihn, seinen Abschied zu nehmen, worauf der rachsüchtige Süditaliener gegen alle folgenden Ministerien Ränke spann und mehrere zu Falle brachte. Er ist Führer einer Gruppe im Parlament und gehört zu den Häuptern der sogen. Pentarchie. Vgl. Giordano, La vita ed i discorsi di Giovanni N. (Salerno 1878); Mauro, J. Nicoteras Leben (deutsch, Leipz. 1887).

Nicotiana, Pflanzengattung, s. Tabak.

Nicoya, Halbinsel an der Westküste des zentralamerikan. Freistaats Costarica, bildet, von NW. gegen SO. gestreckt, mit dem Festland den Golf von N., wegen der Schönheit seiner Umrisse und der vielen reichbewaldeten Inseln einer der schönsten Meerbusen der Welt, an welchem der Ausfuhrhafen Punta Arenas liegt. Der Golf wurde 1516 von Hernan Ponce de Leon entdeckt und Golfo de San. Lucar, später auch Bahia de Chira benannt.

Nictheróy (Nicteróhy), Hauptstadt der brasil. Provinz Rio de Janeiro, der Reichshauptstadt gegenüber, an der von Hügeln eingefaßten Bahia da Praia Grande gelegen, besteht aus der Villenstadt São Domingo, Praia Grande und dem eigentlichen N. (mit geraden, breiten Straßen, einem Theater, Hospital, einer Taubstummenanstalt etc.) und hat etwa 20,000 Einw. In der Nähe sind Kalköfen, Granitbrüche, Zuckerplantage und Mineralquellen.

Nictitatio (Spasmus nictitans), krampfhaftes Blinzeln.

Nid, Längenmaß, s. Sok.

Nidda, rechter Nebenfluß des Mains, entspringt in Oberhessen auf dem Vogelsberg, fließt durch ein freundliches Thal nach SW. und mündet nach einem Laufe von 98 km bei Höchst. Nebenflüsse sind links: die Nidder, rechts: die Horloff und Wetter.

Nidda, Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen, an der Nidda und den Linien Gießen-Gelnhausen und N.-Schotten der Oberhessischen Eisenbahn, hat ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Holzschnitzerei und (1885) 1814 meist evang. Einwohner. Von der alten Johanniter-^[folgende Seite]