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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Non-ens - Nonne.

^[img] Doch unterscheidet die Harmonielehre N. und Sekunde, da die N. als wesentlicher Bestandteil von Akkorden auftritt, die terzenweise aufgebaut sind (bekanntlich ist der Terzenaufbau das punctum saliens der Theorie der deutschen Harmoniker des 18.-19. Jahrh.). Von dem unter "Akkord" dargelegten Standpunkt aus ist die N. wie die Sekunde ein die Konsonanz störender Ton und zwar ein Ton, welcher entweder vor der Oktave (das Gewöhnliche) oder vor der Dezime als Vorhalt auftritt; als N. erscheint er dann, wenn der Grundton trotz des Vorhalts vor der Oktave vertreten, als Sekunde, wenn der Grundton ausgefallen ist.

Non-ens (lat.), ein "Nichtseiendes", ein Unding; etwas, dessen Sein unmöglich ist.

Nonett (ital.), Musikstück für neun Instrumente.

Non fit poëta, nascĭtur, lat. Sprichwort: Man wird nicht Dichter (durch Übung etc.), sondern wird als solcher geboren.

Nonidi (franz.-lat.), der neunte Tag einer Dekade im französischen Revolutionskalender.

Nonintrusionisten (engl. Non-intrusionists), eine Partei in der schottischen Kirche, welche das 1709 den Gutsherren erteilte Recht, den Pfarrer zu ernennen, nicht anerkennt, sondern dasselbe für die Gemeinde in Anspruch nimmt, schied 1843 aus der Staatskirche aus (s. Schottische Kirche).

Nonĭus (Vernier), ein kleiner Maßstab, der sich an einem größern verschieben läßt und die Messung von Teilen ermöglicht, die kleiner sind als die direkt angegebenen. Teilt man 11 (allgemein n+1) Teile des Maßstabes A in 10 (allgemein in n) Teile und trägt sie auf dem N. B auf, so ist ein Noniusteil um 1/10 (allgemein um 1/n) größer als ein Teil des Maßstabes, und wenn ein bestimmter Teilstrich des N. auf einen Teilstrich des Maßstabes trifft, so sind die folgenden Teilstriche um 1/10, 2/10, 3/10 etc. (allgemein um 1/n, 2/n, 3/n, etc.) den entsprechenden Teilstrichen des Maßstabes voraus. Die Noniusteile werden hier vom Nullpunkt an rückwärts gezählt, weshalb man den N. einen nachtragenden nennt (Fig. 1). Da nun in der Figur der Teilstrich 4 des N. mit einem Teilstrich des Maßstabes zusammenfällt, so steht der Nullpunkt des N. um 4/10 eines Maßstabteils vor dem ihm entsprechenden Strich des Maßstabes, und eine Linie, deren Endpunkte der (in der Figur nicht angegebene) Nullpunkt des Maßstabes und derjenige des N. sind, enthält also 35 4/10 Maßstabteile. Teilt man aber nicht 11, sondern 9 (allgemein n-1) Maßstabteile auf dem N. in 10 (allgemein in n) Teile, so ist ein Noniusteil um 1/10 (allgemein um 1/n) kleiner als ein Teil des Maßstabes, und wenn ein Strich des N. auf einen Strich des Maßstabes fällt, so liegen die folgenden Noniusstriche um 1/10, 2/10 etc. hinter den entsprechenden Maßstabstrichen. Die Noniusteile werden hier vom Nullpunkt an vorwärts gezählt, und da der Strich 4 des N. auf einen Strich des Maßstabes fällt; so liegt der Nullpunkt des N. um 4/10 über dem Teilstrich 27 des Maßstabes. Eine von den Nullpunkten des Maßstabes und des N. begrenzte Länge hat also 27 4/10 Maßstabteile. Der N. heißt ein vortragender (Fig. 2). Mit Rücksicht auf die Lage der Teilstriche des N. vor oder hinter denen des Maßstabes werden die Benennungen "vortragend" und "nachtragend" auch bisweilen in entgegengesetzten Sinn gebraucht. Übrigens ist der nachtragende N. im obigen Sinn (Fig. 1) nur selten im Gebrauch. Die Größe 1/10 oder allgemein-, welche den Unterschied zwischen einem Teil des Maßstabes und des N. bildet, heißt die Angabe des N. Allgemein ist nun bei jedem N. die Entfernung des Nullpunktes des N. vom nächst vorhergehenden Teilstrich des Maßstabes gleich der Angabe multipliziert mit der Zahl des ersten Noniusteilstrichs, der auf einen Strich des Maßstabes fällt. In gleicher Weise wie bei geradlinigen Maßstäben wird der N. auch bei geteilten Kreisbogen angewandt. Der Name N. rührt von dem Portugiesen Petrus Nonius (s. Nuñez) her, in dessen Schrift "Olysipone" (1542) eine Vorrichtung zur Messung kleiner Bogen beschrieben wird, die aber von unserm N. verschieden ist. Derselbe findet sich zuerst beschrieben in "La construction, l'usage et les propriétés du quadrant de mathématique" (Brüssel 1631) des Niederländers Pierre Vernier (Peter Werner, 1580-1637); daher der Name "Vernier", bisweilen auch "Werner", statt N.

^[Abb.: Fig. 1. Nachtragender Nonius. Fig. 2. Vortragender Nonius.]

Nonĭus Marcellus, lat. Grammatiker aus Tubursicum in Numidien, stellte zu Anfang des 4. Jahrh. n. Chr. eine lexikalische Sammlung seltener Wörter ("De compendiosa doctrina per litteras") in 13 Abschnitten aus den Schriften Früherer (namentlich des Gellius) zusammen; eine höchst geist- und kritiklose Arbeit, aber wegen der zahlreichen Belegstellen aus verlornen, besonders archaischen, Schriftstellern von großer Wichtigkeit. Neuere Ausgaben besorgten Gerlach und Roth (Basel 1842), Quicherat (Par. 1871), L. Müller (Leipz. 1888). Vgl. Schmidt, De Nonii auctoribus (Leipz. 1868).

Non-jurors (engl., spr. -dschuhrers, "Nichtschwörer"), Bezeichnung der Jakobiten (s. d. 2) in England, welche den nach Vertreibung Jakobs II. zur Herrschaft gelangten Königen den Unterthaneneid verweigerten.

Nonkonformisten (engl. Non-conformists), s. Dissenters.

Non liquet (lat.), es ist nicht klar.

Non multa, sed multum, s. Multum, non multa.

Nonne (spätlat. nonna), eine weibliche Person, welche die Klostergelübde gethan hat; wegen Verpflichtung zum Chordienst (s. d.) auch Chorschwester genannt.

Nonne (Fichtenspinner, Fichtenbär, Rotbauch, Ocneria [Liparis] monacha L., s. Tafel "Waldverderber II"), Schmetterling aus der Familie der Spinner (Bombycidae), 4-5 cm breit, am Kopf und Thorax weiß und schwarz, am Hinterleib, der beim Männchen in einen Afterbüschel endet und beim Weibchen in eine Legeröhre ausläuft, schwarz und rosenrot, auf den weißen Vorderflügeln mit schwarzen Zackenbinden und auf den grauen Hinterflügeln am Saum bindenartig dunkler. Er findet sich in ganz Europa und fliegt bei uns in der