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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Norddeutscher Lloyd; Norden; Nordenburg; Nordenflycht; Nordenskjöld; Nordenskjöldsee; Norderdithmarschen; Norderney

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Norddeutscher Lloyd - Norderney.

den aus der französischen Kriegsentschädigung getilgt. Genaueres über die Geschichte desselben s. Deutschland, Geschichte, S. 900. Vgl. Hiersemenzel, Die Verfassung des Norddeutschen Bundes (Berl. 1867-1870, 3 Bde.); Hirth, Annalen des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Zollvereins für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik (das. 1868-70).

Norddeutscher Lloyd, s. Lloyd.

Norden, Himmelsgegend, s. Mitternacht.

Norden, selbständige und Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Aurich, auf einer Anhöhe in der Marsch, am Berumer Kanal, der zum Leybusen führt, und an der Linie Emden-Jever der Preußischen Staatsbahn, hat 3 Kirchen (darunter die alte Liudgerikirche), ein Gymnasium, eine Ackerbauschule, ein Amtsgericht, eine seichte Reede, eine Eisenhütte, Schokoladen- und Zuckerwarenfabrikation, bedeutende Geneverbrennerei ("Doornkaat", jährlich 2 Mill. Lit.), Torfgräberei, Tabaks- und Zigarren-, Zichorien-, Senf-, Essig- und Preßhefefabrikation, Schiffbau, Dampfmühlen, Holz- und Viehhandel, lebhaften Fremdenverkehr während des Sommers nach den Inseln Norderney und Juist und (1885) 6878 meist evang. Einwohner. - N., im Gau Nordwidi oder Nordi gelegen, wird schon 842 erwähnt. 1463 erhob es Kaiser Friedrich III. zu einer Reichsgrafschaft.

Nordenburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Gerdauen, am Flüßchen Aschwöne, das dem Nordenburger See entströmt, hat ein Amtsgericht, Leinwandmarkt und (1885) 2451 meist evang. Einwohner.

Nordenflycht, Hedwig Charlotta, schwed. Dichterin, geb. 28. Nov. 1718 zu Stockholm, verheiraten sich 1741 mit einem Geistlichen, Fabricius, der aber schon acht Monate darauf starb. Sie ließ sich hierauf unter dem Namen ihres Vaters in Stockholm nieder, begründete mit der Elegiensammlung "Den sörjande turturdufvan" ("Die trauernde Turteltaube", Stockh. 1743) ihren dichterischen Ruf und stiftete eine litterarische Gesellschaft, "Utile dulci", deren Arbeiten unter dem Titel: "Våra försök" (später "Vitterhetsarbeten") erschienen. Inzwischen gab sie selbst eine poetische Jahresschrift: "Qvinligt tankespel" ("Weibliches Gedankenspiel", 1745-50), heraus. 1761 zog sie sich einer unglücklichen Liebe wegen auf das Land zurück und starb 28. Juni 1763. Von ihren Schriften sind noch "Tankar om Skaldekonstens nytta" ("Gedanken über den Nutzen der Skaldenkunst", 1744) und das epische Gedicht "Det frälsta Svea" ("Das gerettete Schweden", 1747) hervorzuheben. Eine vollständige Ausgabe derselben besorgte Hanselli (1852).

Nordenskjöld (spr. nūrdenschöld), Nils Adolf Erik, Polarforscher, geb. 18. Nov. 1832 zu Helsingfors, beschäftigte sich besonders mit geologischen Studien und untersucht bereits 1864 und wiederholt 1868 die Insel Spitzbergen. 1872 besuchte er die Westküste Grönlands und bereicherte die Wissenschaft durch wichtige Aufschlüsse über die geologischen Formationen dieser Gegend. 1875 durchschiffte er das Karische Meer und erreichte die Jenisseimündung, fuhr dann mit Lundström und Stuxberg den Strom hinauf und kehrte über Petersburg nach Schweden zurück, während der übrige Teil der Expedition unter Kjellman zu Schiff nach Hammerfest zurückkehrte. N. hatte somit den Beweis geliefert, daß das als "Eiskeller" berüchtigt Karische Meer (s. d.) in gewissen Monaten befahren werden könnte. Ende Juli 1876 unternahm N., nachdem er noch im Anfang des Sommers Amerika besucht hatte, eine neue Expedition durch das Karische Meer nach dem Jenisseifluß, befuhr denselben aufwärts bis 71° nördl. Br. und langte 16. Sept. wieder am Kap Nordkyn an. Nunmehr entschloß er sich, eine Fahrt durch das sibirische Meer nach der Beringsstraße zu wagen. Er fuhr mit zwei Schiffen, Vega und Lena, 4. Juli 1878 von Gotenburg ab, erreichte in der That sein vorgesetztes Ziel und löste durch diese Expedition das alte Problem der sogen. nordöstliche Durchfahrt (weiteres s. Nordpolexpeditionen, S. 231). Um Asien und durch den Suezkanal 1880 nach Europa zurückgekehrt, wurde er überall mit Auszeichnung empfangen und vom König von Schweden in den Freiherrenstand erhoben. Die Beschreibung dieser Reise erschien unter dem Titel: "Die Umseglung Asiens und Europas auf der Vega 1878-80" (deutsch, Leipz. 1880-82, 2 Bde.); dazu als Ergänzung: "Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Vega-Expedition" (das. 1883) u. "Studien und Forschungen" (das. 1885). Eine populäre Beschreibung der Vegafahrt besorgte Erman (Leipz. 1886). Vgl. außerdem: "Die Nordpolarreisen A. E. Nordenskjölds 1858-79" (a. d. Engl., mit einer Autobiographie, Leipz. 1880). Zur Begründung seiner oftmals ausgesprochenen Ansicht, daß Grönland im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme im Innern eisfrei sei, ging er in Begleitung mehrerer Gelehrten im Dampfer Sofia 22. Mai 1883 nach Grönland ab, gelangte vom Auleitssivikfjord auf Schlitten bis 130 km, die ihn begleitenden Lappen auf Schneeschuhen sogar bis 230 km von der Küste, ohne aber das vermutete eisfreie Land zu finden. Er beschrieb diese Reise in dem Werk "Grönland, seine Eiswüsten im Innern und seine Ostküste" (deutsch, Leipz. 1886). Vgl. auch Fries, A. E. Freiherr v. N. und seine Entdeckungsreisen 1858-79 (deutsch, Leipz. 1880).

Nordenskjöldsee, der zwischen der Taimyrhalbinsel und der Neusibirischen Inselgruppe gelegene Teil des Sibirischen Eismeers, in welchen die Flüsse Chatanga, Lena, Jana u. a. einmünden, so benannt nach Nordenskjöld, welcher diesen Meeresteil im August 1878 durchschiffte.

Norderdithmarschen, s. Dithmarschen.

Norderney, Insel an der ostfries. Küste, im preußischen Regierungsbezirk Aurich, Kreis Norden, ist 15 qkm (0,3 QM.) groß, erstreckt sich wie die benachbarten Inseln von W. nach O. und ist durch das zur Ebbezeit abfließende Wattenmeer vom Festland getrennt. Das gleichnamige freundliche Dorf liegt am äußersten Westende, ist durch ein großartiges Schutzwerk gegen Sturmfluten gesichert, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, eine Mittelschule, 2 heilgymnastische Institute, eine Rettungsstation und (1885) 2842 fast nur evang. Einwohner. Die Insel ist berühmt als Seebad; die Badeanstalten, bereits seit 1800 bestehend, befinden sich auf der Nord- und Nordwestseite. Das Seewasser zeichnet sich hier durch reichen Salzgehalt, kräftigen Wellenschlag und die die Nordsee charakterisierende Ebbe und Flut aus. Das Klima ist ein mildes und gleichmäßiges, im Sommer kühler (mittlere Sommertemperatur 16-17° C.), im Winter wärmer als im Binnenland. Den Mittelpunkt des Badelebens bilden das in freundlichen Gartenanlagen befindliche Konversationshaus (mit Museum ausgestopfter Seevögel) und das 1871 errichtete Strandetablissement. Außer den Badeanstalten am Strand befindet sich seit einigen Jahren noch ein Warmbadehaus auf der Insel, welches durch Wasserleitungen mit der Nordsee verbunden ist. Als neueste, segensreiche Einrichtung ist das von dem Verein für Kin-^[folgende Seite]