Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oberpflegämter; Oberplanitz; Oberpostdirektionen; Oberpräsident; Oberpräsidialrat; Oberprisenrat; Oberpyrenäen

299

Oberpflegämter - Oberpyrenäen.

ehemals freien Reichsstadt Regensburg, dem Bistum Regensburg und Teilen des alten Herzogtums Bayern und des Herzogtums Neuburg, dem Fürstentum Sulzbach etc. und hat einen Flächeninhalt von 9662 qkm (175,5 QM.) mit (1885) 537,990 Einw. (darunter ca. 50,000 Protestanten u. 1800 Juden). Den Norden und Osten durchziehen Teile des Fichtelgebirges, des Böhmer- und Bayrischen Waldes, den Westen die östliche Abdachung des Fränkischen Jura. Der Hauptfluß der O. ist die Donau, welcher hier der Regen, die den Regierungsbezirk in seiner ganzen Ausdehnung von N. nach S. durchströmende Nab (mit Pfreimt, Schwarzach und Vils) und die Laber zufließen. Der besonders im Nabgebiet und an der Donau fruchtbare Boden liefert reichen Ertrag, vornehmlich an Weizen und Gerste; bedeutend ist auch der Hopfenbau. Die Viehzucht, begünstigt durch ausgedehnte Wiesenflächen, steht besonders im N. auf einer hohen Stufe. Der Bergbau liefert Eisenerze, Rötel, Ocker etc. Die Industrie ist mit Ausnahme von Eisenwerken nicht von Belang und umfaßt nur noch Glasfabrikation, Spiegelschleiferei, Bierbrauerei, Pottaschesiederei etc. O. wird eingeteilt in 2 unmittelbar Städte (Regensburg und Amberg) und 18 Bezirksämter. Hauptstadt ist Regensburg.

Bezirksämter QKilometer QMeilen Einw. 1885 Einw. auf 1 QKilom.

Amberg (Stadt u. Bez.) 753 13,68 41746 55

Beilngries 638 11,59 28637 45

Burglengenfeld 459 8,34 25810 56

Cham 367 6,67 27355 75

Eschenbach 501 9,10 23366 47

Kemnath 464 8,64 23577 51

Nabburg 406 7,37 19699 49

Neumarkt 658 11,99 32228 49

Neunburg v. W. 614 11,16 34047 55

Neustadt a. W.-N. 589 10,70 30254 51

Parsberg 766 13,91 29411 38

Regensburg (St. u. Bez.) 645 11,89 66229 103

Roding 526 9,56 24424 46

Stadtamhof 494 8,37 39045 79

Sulzbach 350 6,36 19288 55

Tirschenreuth 720 12,87 30857 43

Vohenstrauß 440 8,00 25279 57

Waldmünchen 272 4,93 16738 62

Oberpflegämter, s. Obervormundschaft.

Oberplanitz, Dorf, s. Planitz.

Oberpostdirektionen, im Deutschen Reich die unter dem Reichspostamt stehenden Zentralstelle für Post- und Telegraphenwesen, welchen die einzelnen Postämter 1.-3. Klasse, die Postagenturen und die in größern Städten bestehenden besondern Telegraphenämter unterstellt sind (s. Post).

Oberpräsident, in Preußen der oberste Beamte der staatlichen Provinzialverwaltung. Die erste Einrichtung der Oberpräsidien erfolgte durch königlichen Erlaß vom 16. Dez. 1808, und zwar bestand bis in die neuere Zeit die Einrichtung, daß der O. für die an dessen Amtssitz befindliche Bezirksregierung zugleich als Regierungspräsident thätig war, indem ihm alsdann ein Vizepräsident zur Seite stand. Dieser letztere war der eigentliche Regierungspräsident und zugleich der Stellvertreter des Oberpräsidenten. Nach dem Organisationsgesetz vom 26. Juli 1880 und dem Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 sind die Oberpräsidien büreaukratisch organisiert. Als ständiger Vertreter steht dem Oberpräsidenten ein Oberpräsidialrat zur Seite. Auch sind ihm die nötigen Hilfsarbeiter beigegeben. Während der Landesdirektor die laufenden Geschäfte der kommunalen Selbstverwaltung der Provinz führt, nimmt der O. in höchster Instanz die Interessen der staatlichen Provinzialverwaltung wahr. Der O. vertritt die Staatsministerien in besonderm Auftrag und bei außerordentlichem Anlaß, insbesondere im Kriegsfall und bei Gefahr im Verzug; er verwaltet die über den Bereich einer Regierung hinaus oder über die ganze Provinz sich erstickenden Angelegenheiten, Anlagen und Anstalten, wie z. B. die Strombauverwaltung; er vertritt die Staatsregierung auf den Provinziallandtags, nimmt die Rechte des Staats gegenüber der katholischen Kirche wahr und erledigt die das Armeekorps betreffenden Militärsachen. Außerdem sind ihm besondere Funktionen zugewiesen, wie z. B. die Ernennung der Amtsvorsteher, der Standesbeamten, die Genehmigung der Errichtung von Apotheken u. dgl. Auch ist ihm ein gewisses Polizeiverordnungsrecht eingeräumt. Der O. führt die allgemeine Aufsicht über die Behörden der Provinz; er steht als Beschwerdeinstanz über den Bezirksregierungen. Nach den Kreisordnungen steht dem Oberpräsidenten der Provinzialrat zur Seite zur Mitwirkung bei wichtigern Provinzialangelegenheiten und als Beschwerdeinstanz für den Bezirksrat. Der Provinzialrat besteht aus dem Oberpräsidenten als Vorsitzendem, einem höhern Verwaltungsbeamten u. fünf vom Provinzialausschuß gewählten Mitgliedern.

Oberpräsidialrat, s. Oberpräsident.

Oberprisenrat, in Preußen die Berufungsinstanz für die Prisengerichte (Prisenräte) erster Instanz, welche darüber entscheiden, ob eine Seebeute als gute Prise zu erklären oder freizugeben sei (s. Prise).

Oberpyrenäen (Hautes-Pyrénées), Departement im südwestlichen Frankreich, besteht größtenteils aus der Bigorre und andern Landschaften der Gascogne, grenzt südlich an Spanien, außerdem an die Departements Obergaronne (östlich), Gers (nördlich), Niederpyrenäen (westlich) und umfaßt 4529 qkm (82,3 QM.). Es ist ein pyrenäisches Hochland, reich an malerischen Naturschönheiten; im S. erheben sich die Pyrenäen mit ihren Hauptspitzen (Vignemale, 3290 m hoch, die höchste Erhebung der französischen Pyrenäen; Marboré, 3253 m, u. a.) bis zur Schneelinie; nach N. zu senkt sich das Land bis zur fruchtbaren Ebene. In das Gebirge schneiden zahlreiche herrliche Thäler ein, z. B. das Thal von Azun, von Cauterets, das Nestethal, das berühmte Adour- oder Kampanerthal, das Gavethal etc. Gegen N. zu liegt die weite Ebene von Tarbes mit ihren unzählbaren Bewässerungskanälen, gegen NO. das sterile Plateau von Lannemezan. Von den Flüssen des Departements ist keiner schiffbar; die Garonne, der Adour und die Neste werden zum Flößen benutzt. Andre Flüsse sind: der hier entspringende Gers, die Baise und der Gave de Pau. Das Klima ist in den Thälern meist mild, auf den Höhen kälter. Die Bevölkerung bezifferte sich 1886 auf 234,825 Einw. und hat in den letzten 25 Jahren um 5354 Seelen abgenommen. Vom Gesamtareal nehmen Äcker 104,561, Wiesen 60,375, Weinberge 18,486, Wälder 84,433, Heide- und Weideland 94,486 Hektar ein. Die Teilung des Bodens in kleine Parzellen ist sehr vorgeschritten. In den Thälern, wo zur Erhöhung der natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens noch künstliche Bewässerungsarbeiten beitragen, wird Getreide, besonders Weizen und Mais, außerdem werden Kartoffeln, ziemlich viel Wein (durchschnittlich 250,000 hl), Kastanien und Obst gebaut. Die Viehzucht ist sehr entwickelt. In verhältnismäßig großer Zahl hält man Rindvieh (114,910 Stück, worunter die durch ihren Milchertrag berühmten Kühe von Lourdes), Schafe (291,335),