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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ockel; Ockenheim; Ocker; Ocmulgee; Ocneria; Oconee; O'Connell

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Ockel - O'Connell.

weißen Blüten in Scheinquirlen. Etwa 40 Arten in allen warmen Klimaten. O. Basilicum L., einjährig, 30 cm hoch, unten kahl, oben kurzzottig, mit entgegengesetzten, eirunden, schwach sägezähnigen, glatten Blättern und weißen oder blaß purpurroten, ährenständigen Blüten, im tropischen Asien und Afrika, wird bei uns in mehreren Varietäten kultiviert. Das frische Kraut riecht angenehm gewürzhaft und enthält ätherisches Öl und Gerbstoff. Es war früher offizinell und dient noch jetzt als Küchengewürz.

Ockel, Eduard, Maler, geb. 1. Febr. 1834 zu Schwante bei Kremmen in der Provinz Brandenburg, begann seine künstlerischen Studien bei Steffeck in Berlin, wo er Porträte und Tierbilder malte, und ging 1858 nach Paris, wo er sich im Atelier Coutures in der malerischen Technik vervollkommte. Doch verdankt er mehr der französischen Natur, die er anfangs in der Normandie und dann im Wald von Fontainebleau studierte, in welchem er sich 1859 eine Zeitlang niederließ. In der naturalistischen Auffassung des Naturobjekts wie in der nach poetischen Wirkungen strebenden malerischen Behandlung schloß er sich an die sogen. Schule von Fontainebleau der französischen Landschaftsmalerei an und malte seit seiner Rückkehr nach Berlin (1861) eine Reihe von Landschaften nach französischen Motiven. Später wählte er seine Stoffe vorzugsweise aus der Mark Brandenburg, deren Seen und Wälder er mit großer malerische Virtuosität und tiefer poetischer Empfindung, namentlich zur Frühjahrs- und Herbstzeit, zu schildern weiß. Seine Hauptwerke sind: Kühe bei Touques (1861), Hochwild am Feenteich (1863), Sassenwall bei Sonnenaufgang (1864), Herbstabend in der Mark (1865), Hochwild in der Schorfheide (1868), Hochwild bei Hubertusstock (1872), austretende Rehe im Frühjahr (1877), Herbstabend am Garmensee und Am Stinnitzsee in der Mark (1883). Er belebt seine Landschaften gewöhnlich mit Hirsch-, Reh- und Schwarzwild, welches er fein beobachtet hat.

Ockenheim (Okenheim, eigentlich Okeghem), Johannes, niederländ. Komponist, geb. um 1420 zu Termonde in Flandern (nach andern 1440 in der Grafschaft Hennegau), erhielt seine Ausbildung wahrscheinlich durch Dufay, den ersten namhaften Vertreter der sogen. niederländischen Kontrapunktistenschule, und wurde in der Folge selbst das Haupt dieser Schule während ihrer zweiten Entwickelungsperiode. Er starb vermutlich 1513 als Schatzmeister an der Abtei von St.-Martin zu Tours in Frankreich, wohin ihn Ludwig XI., der dort Hof hielt, 1476 berufen hatte, um seine Kapelle zu leiten. O. gilt mit Recht als der Vater des Kontrapunkts, denn die bei Dufay nur schüchtern auftretenden kanonischen Nachahmungen gewinnen bei ihm an Ausdehnung und Bedeutung, sie erscheinen nicht nur im Einklang und in der Oktave, sondern auch in der Quinte und Quarte. Allerdings beginnen auch mit ihm die kontrapunktischen Künsteleien, welche in den Arbeiten der Niederländer häufig den Gedankeninhalt überwuchern, und schwerlich darf man in einer von seinen Zeitgenossen gerühmten Motette seiner Komposition zu 36 Stimmen (von denen vermutlich nur 6 oder 9 Stimmen notiert waren, deren jede sich als Kanon von 6 oder 4 Stimmen gestaltete, die schließlich zusammen gesungen werden konnten) etwas andres erblicken als mühselige, vorwiegend mechanische Kombination. Überall jedoch, wo er sich vom Zwang der Polyphonie frei fühlt, bekunden sich in seinen Arbeiten eine dem Tonsatz zu Grunde liegende sinnige Absicht und ein Streben nach ausdrucksvoller Melodie. Die volle Ausbildung der Tonkunst in letzterm Sinn war seinen zahlreichen Schülern vorbehalten, vor allen Josquin des Prés (s. d.), der übrigens seiner Verehrung für seinen Lehrer bei dessen Tode durch einen Trauergesang: "La déploration de Jehan O.", rührenden Ausdruck gegeben hat.

Ocker (Ocher), natürlich vorkommendes Eisenhydroxyd, gemengt mit mehr oder weniger Thon und Kalk und deshalb von hellerer oder dunklerer gelbbräunlicher Farbe. Man benutzt den O. als Farbstoff, indem man ihn, wie er gefunden wird, trocknen läßt, mahlt und siebt oder vorher durch Abschlämmen von beigemengtem Sand reinigt. Man gewinnt O. am Harz, in Bayern, im Siegenschen und in Österreich, in sehr schöner Qualität aber auch in England, Frankreich und Italien. Durch vorsichtiges Erhitzen wird seine Farbe feuriger. Je nach seiner Nüance unterscheidet man im Handel: Schöngelb, Kasseler Goldgelb, Chineser Gelb, Gelbocker, Lichtocker, Satinocker, Amberger Erde und Dunkelocker. Gewöhnliche Sorten heißen Gelberde (s. d.). Bei starkem Erhitzen verliert der O. sein Wasser, und es bleibt rotes Eisenoxyd zurück. Dieser gebrannte O. heißt auch Berliner Rot, Preußischrot, Nürnberger Rot, Hausrot, Braunrot. Roter O. findet sich bei Saalfeld, am Harz, in Böhmen; die beste Sorte ist die Sienaerde. Der O. wird als Wasser-, Öl- und Kalkfarbe benutzt; er ist sehr dauerhaft, deckt ziemlich gut, zersetzt keine andern Farben, ist billig und nicht giftig. Als Staubfarbe dient er zum Färben des sämischgaren Leders. Künstlichen O. erhält man durch Vermischen von Kalkmilch mit Eisenvitriollösung oder durch Fällen gemischter Lösungen von Alaun oder Zinkvitriol und Eisenvitriol mit Soda. Alle diese Niederschläge werden gut ausgewaschen und bleiben dann an der Luft liegen, bis sie gelb geworden sind. Die Präparate kommen zum Teil geglüht, je nach ihrer Nüance als Marsgelb, Marsorange, Marsbraun, in den Handel; sie sind sehr schön, dauerhaft und werden besonders in der feinern Malerei benutzt.

Ocker, Fluß und Dorf, s. Oker.

Ocmulgee (spr. ockmollgi), Fluß im nordamerikan. Staat Georgia, vereinigt sich mit dem Oconee zum Altamaha und ist bis Macon schiffbar.

Ocneria, Schmetterling, s. Nonne.

Oconee (spr. okónni), Fluß im nordamerikan. Staat Georgia, vereinigt sich mit dem Ocmulgee zum Altamaha und ist bis Milledgeville schiffbar.

O'Connell, Daniel, berühmter irischer Agitator, geb. 6. Aug. 1775 zu Carhen bei Cahirciveen in der Grafschaft Kerry, besuchte die Jesuitenschule zu St.-Omer bei Calais und das englische College in Douai, schlug, 1794 nach Irland zurückgekehrt, die juristische Laufbahn ein und ward 1798 Barrister zu London. Er erwarb sich bald den Ruf eines ebenso ausgezeichneten Redners und gewandten Verteidigers als tüchtigen Patrioten. Als 1800 die Union zwischen Irland und Großbritannien erfolgte, protestierte er vergeblich dagegen; seit jener Zeit begann er in Vereinen und Versammlungen seine Agitationen für die Sache seines unterdrückten Volkes, unter dem er bald überaus populär wurde. Im J. 1815 hatte er mit dem der schroff protestantischen Koterie, welche die Stadtverwaltung Dublins beherrschte, eng verbundenen Schiffsleutnant d'Esterre 1815 ein Duell, in dem er seinen Gegner erschoß; ein ähnlicher politischer Zweikampf mit Sir Robert Peel wurde einige Monate später nur mit Mühe verhindert. O. gründete mit seinem Freund Shiel die "Great Catholic Associa-^[folgende Seite]