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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oeder

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Oder - Oeder.

außerordentlich fruchtbar ist und im obern und mittlern Teil vorwiegend Ackerland, im untern dagegen größtenteils vortreffliche Wiesen umschließt (vgl. Christiani, Das Oderbruch, 2. Aufl., Freienw. 1872; Hilliges, Der Oderbruch, Wriezen 1874). In dem nördlichen Teil desselben machte ehemals die O. eine große Krümmung, die aber durch den 1747-53 angelegten Oderkanal oder die Neue O. beseitigt ward, indem dadurch nach und nach der Alten O. das Wasser gänzlich entzogen wurde, so daß diese 1832 bei Güstebiese vollständig abgedämmt werden konnte. Gleichzeitig erfolgte mit der Anlage der Neuen O. die Entwässerung des Oderbruchs. Gegenwärtig sammelt die Alte O. die Gewässer aus den Abzugsgräben des Oderbruchs sowie aus einer Reihe von Bächen von der Platte von Barnim, welche, mit dem Finowkanal vereinigt, bei Hohensathen der Neuen O. zugeführt werden. Unmittelbar darauf beginnt die O. den Durchbruch durch den uralisch-baltischen Landrücken und tritt unterhalb Schwedt in die Provinz Pommern ein, welche sie in Vor- und Hinterpommern scheidet; oberhalb Garz teilt sie sich in zwei Hauptarme, von welchen der östliche unter dem Namen der Großen Reglitz oder des Zollstroms sich nach Greifenhagen wendet und zwischen Stettin und Damm in den Dammschen See fließt, während der westliche Arm den Namen O. beibehält und auf seinem Lauf nach Stettin durch mehrere kleinere Arme mit der Großen Reglitz in Verbindung steht. Ein oberhalb Stettin aus der eigentlichen O. abgehender Arm heißt die Kleine Reglitz, welche sowie andre kleinere Arme oder Ausflüsse der O., die Parnitz, der Dunsch (Dunoch) und der Schwantestrom, in den Dammschen See sich ergießen. Der Abfluß des letztern, der Damansch, in welchen die Ihna mündet, vereinigt sich wieder mit dem Hauptstrom; dieser geht alsdann, dreifach geteilt, die Jasenitzsche Fahrt links, die Große Strewe in der Mitte und die Kleine Strewe rechts, in das Papen- oder Pfaffenwasser, darauf in das Stettiner oder Pommersche Haff, welches durch die Inseln Wollin und Usedom von der Ostsee getrennt ist, mit derselben aber wieder durch drei starke ausfließende Ströme, Dievenow, Swine und Peene, welche die Inseln Usedom und Wollin bilden, in Verbindung steht (s. Karte "Pommern").

Das Flußgebiet der O. umfaßt 112,000 qkm (2034 QM.), wird durch die Sudeten vom Donau- und Elbegebiet getrennt und in das obere, mittlere und untere geteilt. Ihr Lauf beträgt 905 km, wovon 769 km schiffbar. Die Nebenflüsse der O. sind rechts: außer den schon genannten Flüssen Ostrawiza und Olsa die Ruda, Birawka, Klodnitz, Malapane, Brinitze, Stober, Weida, Bartsch, die Warthe (der bedeutendste Nebenfluß, mit der Netze), die Miezel, Schlibbe, Rörike, Thue, Plöne und Ihna; links: außer der schon genannten Oppa die Zinna, Hotzenplotz (Ossa), Glatzer Neiße, Ohlau, Lohe, Weistritz, Katzbach, der Bober mit dem Queis, die Lausitzer Neiße, Finow und Welle. Von den Städten, welche an der O. liegen, sind die bemerkenswertesten im Österreichischen: Odrau; in Schlesien: Ratibor, Kosel, Oppeln, Brieg, Ohlau, Breslau, Steinau, Glogau, Beuthen und Neusalz; in Brandenburg: Krossen, Frankfurt, Küstrin und Schwedt; in Pommern: Garz, Greifenhagen und Stettin. Der Strom wird auf seinem Lauf zuerst bei seinem Eintritt in das preußische Gebiet auf beiden Ufern von sanften Höhen begleitet, die meist sehr waldig sind. Auf seinem übrigen Laufe fließt er größernteils zwischen flachen, zum Teil sumpfigen Ufern, und nur stellenweise treten Höhen an ihn heran, wie z. B. in der Gegend von Krappitz, wo sich der Annaberg erhebt, bei Krossen, wo einige mit Wein bebaute Hügel sich dem Ufer nahen, weiter unten, wo zahlreiche Sandhügelreihen den Strom bis Frankfurt begleiten, und endlich zwischen Hohensathen und Stettin im Durchbruch durch den uralisch-badischen Landrücken. Die Tiefe der O. ist im ganzen gering und beträgt bei niedrigem Wasserstand oberhalb Glogau nur 0,9, von Glogau bis Schwedt 1 m, die Breite bei Ratibor über 30, bei Oppeln 78, bei Brieg 132, bei Breslau 176 und im Oderbruch 250 m. Das Gefälle des Stroms ist bedeutend, besonders in Schlesien, wo es oberhalb Brieg auf 10 km mehr als 4, unterhalb bis zur brandenburgischen Grenze 3-4 m beträgt; bei Schwedt liegt der Wasserspiegel der O. nur noch 0,2 m ü. M. Das starke Gefälle und der Umstand, daß dem Strome mehrere reißende Gebirgsflüsse zufließen, welche ihm beim Abgang des Schnees im Gebirge oder bei starkem Regen bedeutende Wassermassen öfters plötzlich zuführen und dadurch große Anschwellungen und gefährliche Überschwemmungen veranlassen, bewirken, daß derselbe nur mit bedeutendem Kostenaufwand als ein schiffbarer Hauptstrom erhalten werden kann; trotzdem ruht im Hochsommer die Schiffahrt wegen Wassermangels oft eine Zeitlang. Die Regulierung der O. von der Neißemündung bis Kosel ist mit einem Kostenaufwand von über 23 Mill. Mk. beschlossen. Unterhalb Breslau ist die Arbeit seit 1886 beendet. Auch unterhalb Küstrin werden ähnliche Verbesserungen ausgeführt und so die Schiffahrt auf dem ganzen Strom bedeutend gebessert. Die Fischerei ist an der O. bedeutend, namentlich in der Gegend von Stettin. Von Stettin hinab kann der Strom von Seeschiffen befahren werden. Der Haupthafen desselben, der zugleich der Handelshafen für Stettin ist, befindet sich bei Swinemünde auf der Insel Usedom. Auf der O. werden vorzüglich Steinkohlen, Getreide, Holz, Steine etc. verschifft. Bei Ohlau passierten die O. (1886) auf der Thalfahrt 683 Frachtschiffe mit 36,664 Ton., auf der Bergfahrt 706 Frachtschiffe mit 4345 T. Von den ehemaligen Oderfestungen sind nur noch Glogau, Küstrin und an der Mündung Swinemünde erhalten. Vgl. Becker, Zur Kenntnis der O. und ihres Flächengebiets (Bresl. 1868); "Übersichtskarte der O.", 1:100,000 (hrsg. von der königlichen Oderstrom-Bauverwaltung in Breslau, Bresl. 1883 ff.); Platt, Stromkarte der O. von Breslau bis zu den Mündungen, 1:100,000 (Magdeb. 1886); Eras, Die Oderregulierung (Bresl. 1884).

2) Fluß im Südharz, im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, entspringt auf dem Brockenfeld, südwestlich vom Brocken, bildet den 1632 m langen Oderteich, aus welchem der von 1713 bis 1722 angelegte, teilweise in Granitfelsen gesprengte 7¼ km lange Rehberger Graben die Andreasberger Hüttenwerke u. Gruben mit dem nötigen Aufschlagwasser versorgt, durchfließt das romantische Oderthal, verläßt den Harz bei Lauterberg und mündet bei Katlenburg rechts in die Rhume.

Oeder, Georg, Maler, geb. 12. April 1846 zu Aachen, war anfänglich Landwirt und widmete sich erst 1869 ohne Lehrer der Landschaftsmalerei, indem er Studien nach der Natur versuchte. Auf Reisen in Bayern, Holland, der Schweiz, Österreich, Italien, Frankreich und England vervollkommte er sich in der technischen Darstellung, welche eine durchaus realistische ist, und sammelte neue Studien, welche er in