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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oldisleben; Öldotter; Old red; Öldruck; Old sailor; Öle

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Oldisleben - Öle.

Gerbereien, Brauereien etc. Dicht dabei liegt der Fabrikort Chadderton (16,899 Einw.).

Oldisleben, Flecken im Großherzogtum Sachsen-Weimar, Verwaltungsbezirk Apolda II, in einer Exklave nördlich vom Hauptteil des Landes, an der Unstrut, hat eine Zuckerfabrik, ein bedeutendes Mühlwerk und (1885) 1990 evang. Einwohner. O. war sonst Benediktinerkloster, das 1089 gestiftet wurde.

Öldotter, s. v. w. Leindotter, s. Camelina.

Old red (engl., spr. ohld redd, "alter roter", nämlich Sandstein), s. Devonische Formation.

Öldruck, s. v. w. Ölfarbendruck.

Old sailor (spr. ohld sséhler), Pseudonym, s. Barker 3).

Öle (fette Öle), flüssige Fette, welche im Tier- und Pflanzenreich, besonders in den Samen und im Fruchtfleisch, vorkommen und daraus durch Pressen, seltener durch Extrahieren mit Lösungsmitteln, gewonnen werden. Die wichtigsten der in Deutschland angebauten Ölfrüchte sind Raps, Rübsen, Leindotter, Mohn, Lein, Hanf. Geringere Bedeutung haben Sonnenblumen, Walnuß, Haselnuß, Bucheckern. Von ausländischen Pflanzen kommen namentlich in Betracht: Ölbaum, Erdnuß, Sesam, Mandelbaum, Baumwollstaude, Rizinus. Der Ölgehalt beträgt annähernd bei

^[Liste]

Winterraps 30-41 Proz

Sommerraps 29

Winterrübsen 30-36

Sommerrübsen 29

Leindotter 27-31

Sonnenblume 15

Lein 11-22

Mohn 34-63

Oliven 9-11

Hanf 14-26

Walnuß 40-70

Rizinus 62

Haselnuß 60

Bucheckern 15-28

S. Art. "Öle und Fette liefernde Pflanzen und Tiere".

Der Gehalt schwankt nach Klima und Kulturmethode, die Ausbeute nach der Beschaffenheit der Samen und der Gewinnungsmethode. Stets werden die Samen vor dem Pressen zwischen Walzen zerquetscht und zwischen Steinen gemahlen, um die Zellen, welche das Öl enthalten, zu zerreißen. Manche Samen geben dann beim Pressen das Öl leicht ab, andre, namentlich die eiweißreichen, erst, nachdem das Samenmehl über freiem Feuer oder durch gespannten Dampf auf 60-100° erhitzt worden ist. Durch das Erhitzen gerinnt das Eiweiß, zugleich aber gehen färbende und kratzend schmeckende Samenbestandteile in das Öl über, und das kalte Pressen liefert deshalb zwar weniger, aber reineres Öl (Speiseöl, Jungfernöl) als das heiße Pressen. Magere Samen preßt man meist nur einmal, fette aber zweimal, indem man die zuerst erhaltenen Preßkuchen zwischen Zahnwalzen zerbricht, auf einem Stampfwerk oder Kollergang in Mehl verwandelt und dies erhitzt. Beim Pressen schlägt man das Samenmehl in starke wollene Tücher oder füllt es in Säcke und umgibt diese noch mit einem Gewebe aus Pferdehaar. Früher wandte man hauptsächlich Keilpressen an, jetzt häufiger hydraulische, deren Preßraum man mit einem doppelwandigen Gehäuse umgibt, in welchem Dampf zirkuliert, um das Preßgut gelind zu erwärmen. In den Preßkuchen bleiben stets noch etwa 6 Proz. Öl zurück; die man nur durch ein Lösungsmittel gewinnen kann. Als solches kommen namentlich Schwefelkohlenstoff und flüchtige Bestandteile des Erdöls in Betracht. Man hat auch zerquetschte Samen ohne vorherige Pressung wie im ersten Fall extrahiert und benutzt hierzu Apparate, deren Teile vollkommen geschlossen sind, so daß Verluste durch Verflüchtigung des Lösungsmittels möglichst vermieden und die Arbeiter durch Dämpfe nicht belästigt werden. Die Extrahierung geschieht systematisch, das vollkommen entölte Samenmehl wird durch Behandlung mit Wasserdampf von dem Lösungsmittel befreit, aus der erhaltenen Öllösung verjagt man durch Wärme das Lösungsmittel, welches in geeigneten Kühlapparaten wieder verdichtet wird. Bei Anwendung von Schwefelkohlenstoff verbraucht man 0,75 Proz. vom gewonnenen Öl. Das Samenmehl ist fettfrei, aber immer noch ein gutes Viehfutter. Die Rentabilität der Extraktionsmethode ist wesentlich davon abhängig, daß man für das Samenmehl ebenso lohnenden Absatz finde wie für die Preßkuchen. Das extrahierte Öl ist sehr rein, aber nicht als Speiseöl verwendbar, weil es durch Aufnahme eines Bestandteils der Samenschale einen scharfen Geschmack besitzt. Das durch Pressung gewonnene Öl ist durch eiweißartige, schleimige und färbende Stoffe verunreinigt und für manche Zwecke wenig geeignet; bei hinreichend langem Lagern scheidet sich ein Teil dieser Verunreinigungen als Öltrübe (Lagertrub) ab; zu einer vollständigen Reinigung aber muß das Öl raffiniert werden. Man mischt es zu dem Zweck bei 20° sehr innig mit 1-1,5 Proz. konzentrierter Schwefelsäure, welche die Verunreinigen verkohlt, zieht es nach einiger Zeit vom Bodensatz klar ab, wäscht es wiederholt mit Wasser, zuletzt unter Zusatz von wenig Soda, und filtriert es schließlich durch Werg, Baumwolle oder Sägespäne. Die raffinierten Ö. können vor dem Auswaschen durch inniges Mischen mit 0,25 Proz. rotem chromsauren Kali und etwas Schwefelsäure, auch durch Chlorkalk gebleicht werden. Zum Schmieren bestimmte fette Ö. raffiniert man vorteilhafter mit Natronlauge.

Die Ö. bestehen aus viel Olein, wenig Stearin und Palmitin, sie sind bei gewöhnlicher Temperatur mehr oder weniger dickflüssig, werden beim Erwärmen dünnflüssig, erstarren aber meist in der Nähe des Gefrierpunktes des Wassers unter Abscheidung von Stearin, Palmitin oder eines andern festen Fettes. Sie sind unlöslich in Wasser; manche lösen sich in kaltem Alkohol, alle in Äther. Die Konsistenz ist sehr verschieden; bei 15° ist Rizinusöl 203mal, Olivenöl 21,6-, Rapsöl 18-, Mandelöl 16,6-, Mohnöl 13,6-, Walnußöl und Leinöl 9,7mal dickflüssiger als Wasser; das spezifische Gewicht der Ö. schwankt meist zwischen 0,91 und 0,93, es wächst mit dem Alter des Öls und weicht je nach der Lokalität, in welcher die Ölpflanzen wuchsen, und nach der Art und Weise der Bereitung ab. Die fetten Ö. sind nicht flüchtig; wenig über 250° färben sie sich dunkler und entwickeln erstickend unangenehm riechende Dämpfe, Gase und Akrolein, welches die Augen heftig angreift. Diese Zersetzung erfolgt unter Aufwallen, welche man gewöhnlich, aber unrichtig, das Sieden der Ö. nennt. Bei Rotglut liefern die fetten Ö. ein mit heller Flamme brennendes Leuchtgas (Ölgas). Durch Licht werden die Ö. gebleicht; an der Luft werden manche Ö. dickflüssiger und ranzig (s. Fette), besonders wenn sie mit Eiweißstoffen und Wasser verunreinigt sind. Andre fette Ö. absorbieren an der Luft energisch Sauerstoff und erstarren zu einer firnisartigen Masse. Die erstern (nicht trocknende Ö.) erstarren durch salpetrige Säure, indem das in ihnen enthaltene Olein in Elaidin übergeht, während die trocknenden Ö. mit salpetriger Säure nicht erstarren. Die wichtigsten Ö. der ersten Klasse sind: Olivenöl, Rüböl, Kohlrapsöl, Sommerrübsenöl, Mandelöl, Sesamöl, Maisöl, Behenöl, Buchöl, Senföl, Erdnußöl, Krotonöl; zu den trocknenden Ölen gehören: Leinöl, Nußöl, Mohnöl, Hanföl, Rizinusöl, Traubenkernöl, Kürbisöl, Sonnenblumenöl, Leindotteröl, Baumwollsamenöl. Über die tierischen Ö. s. Thran. Vgl. Deite, Industrie der Fette (Braunschw. 1878).