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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Olne; Olney; Ölnußbaum; Ölnüßchen; Olōna; Olonez

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Olne - Olonez.

Findelanstalt, eine Landeskranken- und Bürgerversorgungsanstalt etc. Vergnügungsorte sind: die Schießstätte, der Stadtpark und der 6 km nordöstlich liegende Heiligenberg mit Prämonstratenserabtei und schöner Wallfahrtskirche. Nordöstlich von O. liegt das Dorf Klosterhradisch mit Kaserne, Garnisonspital (ehemaligem Prämonstratenserkloster), landwirtschaftlicher Lehranstalt u. Malzfabrik. - Die Gründung der Stadt wird gewöhnlich, aber irrtümlich, dem Kaiser Julius Maximus zugeschrieben, der hier im Kriege gegen die Markomannen eine Burg, Julimontana oder Julii mons, erbaute, welcher Name von den Deutschen in Julomonz, Olomunz und O. verändert worden sein soll. Am richtigsten dürfte wohl die Herleitung von einem slawischen Eigennamen Olomunt, also Olomunc, "Burg des Olomunt", sein; in der ältesten urkundlichen Form erscheint es im 9. Jahrh. als Olomutici und Vorort eines Landbezirks, einer Zupe. Seit der Senioratserbfolgeordnung (1055) war O. der Sitz des ersten mährischen Teilfürstentums der Przemysliden, seit 1063 eines bedeutenden, güterreichen Bistums und im 12. Jahrh. schon eine hervorragende deutsche Ansiedelung, welche Markgraf Wladislaw (1197-1222) mit Magdeburger Recht bewidmete. Seit Ottokar II. nahm die landesfürstliche Stadt den bedeutendsten Aufschwung. Lange Zeit war O. der Hauptort Mährens und der Sitz der Regierung, bis diese 1640 nach Brünn verlegt wurde. 1346 verbündete sich O. mit den Schwesterstädten gegen den räuberischen Nachbaradel, 1421-38 stritt es tapfer gegen die Hussiten und erscheint an der Spitze des katholischen Bundes der Deutschstädte Mährens gegen König Georg Podiebrad, dessen Gegner Matthias Corvinus hier gekrönt wurde. In O. wurde der Friede zwischen Matthias Corvinus und Wladislaw 1479 abgeschlossen. Seit 1524 protestantisch geworden, 1619 von den Aufständischen unter M. Thurn besetzt, 1621 wieder kaiserlich geworden und der katholischen Restauration seit 1625 verfallen, zeigt sich O. durch Auswanderung in seiner deutschen Altbürgerschaft zersetzt und durch Verarmung heruntergekommen. 1642 wurde die Stadt von den Schweden unter Torstensson erobert und bis 1650 behauptet; 1742 besetzten sie die Preußen. Hierauf wurde O. befestigt und leistete der von den Preußen 10. Juni 1758 mit großem Nachdruck begonnenen Belagerung so lange Widerstand, bis es durch Daun entsetzt wurde. Am 2. Dez. 1848 entsagte hier Kaiser Ferdinand der Regierung. Dann fanden 28. und 29. Nov. 1850 Konferenzen zwischen dem preußischen Minister v. Manteuffel, dem österreichischen, Fürsten Schwarzenberg, und dem russischen Gesandten am österreichschen Hof, Grafen Meyendorf, daselbst statt, die zur Feststellung der für Preußen so demütigenden Olmützer Punktationen in Bezug auf die friedliche Schlichtung der deutschen Wirren führten. Vgl. Fischer, Geschichte der kaiserlichen Haupt- und Grenzfestung O. (Olmütz 1808-11, 2 Bde.).

Das Erzbistum O. ward als Bistum 1063 gegründet. Schon 1588 erhielten die Bischöfe die Reichsfürstenwürde, und 1777 ward das Bistum zum Erzbistum erhoben. Die zu dem Erzbistum gehörigen Herrschaften und Lehnsgüter, für welche seit Bischof Bruno, dem Minister König Ottokars II., ein förmlicher Lehnshof bestand, werden auf 5,100,000 Guld. geschätzt, die Lehnsgüter allein auf 2 Mill. Guld. Der Erzbischof ist der einzige in Österreich, dessen Wahl vom Domkapitel abhängt, das zur Belohnung seiner 1619 und 1620 dem Kaiser bewiesenen Treue den Titel das "getreue" führt. Zur Befähigung der Aufnahme in das Kapitel gehörte bis zur neuesten Zeit der Nachweis von altem Ritterstand oder höherer Geburt.

Olne (spr. oln), Fabrikort in der belg. Provinz Lüttich, Arrondissement Verviers, mit Kohlengruben, Steinbrüchen, Wollspinnerei, Tuch-, Wollzeug- und Gewehrfabrikation und (1887) 3304 Einw.

Olney (spr. ollni), Städtchen in Buckinghamshire (England) mit (1881) 2347 Einw., angeblich von Vlämen gegründet und erster Sitz der Spitzenklöppelei in England.

Ölnußbaum, s. Walnußbaum.

Ölnüßchen, s. Staphylea.

Olōna (Olonna), Fluß in Oberitalien, entspringt in der Provinz Como, nördlich von Varese, fließt in südöstlicher Richtung bis Mailand, wo er sich in dem dort auslaufenden Kanalnetz (Naviglio grande und Naviglio di Pavia) verliert. Ein zweites Flüßchen O. entspringt bei Binasco, südwestlich von Mailand, und ergießt sich bei San Zenone in den Po.

Olonez, russ. Gouvernement, grenzt im N. und NO. an Archangel, im SO. an Wologda, im S. an Nowgorod, im SW. an St. Petersburg und im W. an den Ladogasee u. Finnland und umfaßt 148,760,9 qkm (2701,8 QM.), wovon aber ca. 17,600 qkm (320 QM.) auf Wasserflächen kommen. Der nördliche Teil ist ein sumpf- und seenreiches Bergland, gebildet von den Ausläufern der finnischen Gebirge, den bis über 300 m hohen waldbewachsenen Olonezischen Bergen. Nach S. und Osten geht dieses Bergland in eine Hochebene über, welche, von der breiten Niederung, die sich vom Finnischen Meerbusen über den Ladoga- und Onegasee bis zum Weißen Meer hinzieht, unterbrochen, südöstlich vom Onegasee sich wieder zu einem Plateau erhebt. Das Gouvernement zählt gegen 2000 Seen, unter welchen die bedeutendsten der Onega-, Seg-, Wyg-, Wodlo-, Tuloßsee, Latscha, Sundal; Sjäm- und Leksch-osero sind. Unter den vielen Flüssen werden befahren: Widlitza, Swir und Ojatj vom Ladogaseesystem, Wytegra, Megra, Oschta, Andoma und Sunna mit dem malerischen Kiwatschwasserfall vom Onegaseesystem und Onega, Woshma und Wyg vom System des Weißen Meers. Wichtigkeit für die Schiffahrt haben der Onega- und der Marienkanal (s. Marienkanalsystem). In geognostischer Hinsicht besteht der nördliche Teil aus kristallinischen Schiefern, Diorit, Granit, Porphyr, Thonschiefer etc. mit vielen Erzlagerstätten. Daran schließt sich zwischen dem Ladoga- und Onegasee ein breiter Streifen Schwemmland an; südlich davon treten zwischen Ojatj und Swir silurische und östlich davon an beiden Ufern des Swir devonische Formationen zu Tage, an welche im SO. die nördliche Fortsetzung des Moskauer Steinkohlenbassins stößt. Über das ganze Gouvernement sind erratische Blöcke, stellenweise in Massen, zerstreut. Mineralische Produkte sind: Bergkalk, Lehm, Thon (vorzüglich für feuerfeste Gefäße), Marmor, Sandstein, Schleifsteine, Edelmetalle (gegenwärtig nicht ausgebeutet), Eisen (vorzügliches Kanonengußeisen), Kupfer, Sumpfeisen, Asbest, Kalkspat, Schwefelkies, Bergkristall, Amethyst, Torf, Mineralwässer (namentlich bei Kontschosersk eisenhaltige Quellen). Im Onegafluß und seinem System finden sich Perlen. Das Klima ist kalt, rauh und feucht, die mittlere Jahrestemperatur beträgt +1,6° C.; doch ist der Winter verhältnismäßig warm. Plötzliche starke Temperaturwechsel sind dem Gedeihen der Kulturpflanzen sehr hinderlich. Vom Mai bis Ende August wird es nie dunkel, da die Sonne 21 Std. über dem Horizont steht. Die Zahl der Einw. betrug 1883: 327,043