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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Onatas - Onera.

und Schleimhäute. Schafe und Rinder fressen das Kraut, welches für Pferde giftig sein soll.

Onātas, griech. Bildhauer und Erzgießer der Schule von Ägina, war in der ersten Hälfte des 5. Jahrh. thätig. Von seinen Erzstatuen und -Gruppen werden eine Demeter bei Phigalia, ein Herakles in Olympia, ein von Hieron von Syrakus nach Olympia geweihtes Viergespann, ein von den Pergameniern geweihter Apollon, ein widdertragender Hermes und eine Gruppe der Helden vor Troja, ebendaselbst, genannt. Vgl. auch Äginetische Kunst.

Oñate (spr. onjāte), Stadt in der span. Provinz Guipuzcoa, früher Hauptort einer Grafschaft sowie Sitz einer Universität, hat Industrie in Wolle, Kupfer, Eisen und Leder und (1878) 6093 Einw.

Onbaschi (türk., "Haupt von zehn"), Titel der türk. Unteroffiziere.

Onça, portug. und brasil. Handelsgewicht, = 1/16 Arratel (s. d.); als Gold- und Silbergewicht = ⅛ Marco = 28,688 g. Auf Madeira nahe 1 pro Mille kleiner.

Onchéstos, Ort im alten Böotien, am See Kopais, zu Haliartos gehörig, berühmt durch einen Tempel des Poseidon, dem man hier das Fest Onchestia mit Pferderennen feierte. In alten Zeiten war O. Sitz einer Amphiktyonie von Städten am innern Korinthischen Meerbusen. Nahe östlich der Phikionberg (jetzt Fagas), angeblich Aufenthalt der Sphinx.

Oncken, 1) Wilhelm, Geschichtsforscher, geb. 19. Dez. 1838 zu Heidelberg, besuchte die Universitäten Heidelberg, Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1862 als Privatdozent der Philologie und Geschichte zu Heidelberg, ward 1866 außerordentlicher Professor daselbst und 1870 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Gießen; seit 1873 hessischer Landtagsabgeordneter für die Stadt Gießen, 1874-76 Mitglied des deutschen Reichstags. Er schrieb: "Athen und Hellas" (1865-66, 2 Tle.); "Stadt, Schloß und Hochschule Heidelberg" (3. Aufl., Heidelb. 1885); "Die Staatslehre des Aristoteles" (Leipz. 1870-75, 2 Tle.); "Österreich und Preußen im Befreiungskrieg" (Berl. 1876-79, 2 Bde.). 1877 übernahm er die Herausgabe einer "Allgemeinen Geschichte in Einzeldarstellungen", für die er selbst "Das Zeitalter Friedrichs d. Gr." (Berl. 1881-83, 2 Bde.) und "Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befreiungskriege" (das. 1885-87, 2 Bde.) schrieb.

2) August, Nationalökonom, Bruder des vorigen, geb. 10. April 1844 zu Heidelberg, studierte in München, Heidelberg und Berlin, lebte 1865-71 als Grundbesitzer im Großherzogtum Oldenburg und habilitierte sich 1872 an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1877 wurde er als Professor der Nationalökonomie an das Polytechnikum zu Aachen, von da 1878 an die Universität zu Bern berufen. Er schrieb: "Untersuchung über den Begriff der Statistik" (Leipz. 1870); "Die Wiener Weltausstellung 1873" (Berl. 1873); "Adam Smith in der Kulturgeschichte" (Wien 1874); "Österreichische Agrarier" (das. 1877); "Adam Smith und Immanuel Kant" (Leipz. 1877, Bd. 1); "Der ältere Mirabeau und die ökonomische Gesellschaft in Bern" (Bern 1886); "Die Maxime Laissez faire et laissez aller" (das. 1887).

Ondatra, s. Bisamratte.

On dit (franz., spr. ong di), "man sagt"; auch substantivisch, s. v. w. Gerücht.

Onēga, russ. Fluß, entspringt aus dem See Latscha im Gouvernement Olonez und ergießt sich nach einem Laufe von 425 km Länge in die Onegabucht, den südlichen Teil des Weißen Meers.

Onēga, Hafenstadt im russ. Gouvernement Archangel, an der Mündung des Flusses O. ins Weiße Meer, hat 2 Kirchen, ein Zollamt und (1882) 2547 Einw. Der Schiffsverkehr bezifferte sich 1886 im Seeverkehr auf 69 eingehende Schiffe mit 18,696 Ton. und im Küstenverkehr auf 49 Schiffe mit 2046 T.

Onēgasee (russ. Onéshkoje ósero), nächst dem Ladoga der größte europäische Binnensee, östlich vom Ladoga im russischen Gouvernement Olonez gelegen, mit einem Flächenraum von 9752 qkm (177 QM.), ist bei einer Küstenausdehnung von fast 1400 km 235 km lang und bis 81 km breit. Das nördliche Ufer ist reich an Klippen, Inseln und tief eingreifenden Buchten, welch letztere oft auch in eine Reihe langer, schmaler Seen übergehen. Die größte derselben ist die 122 km lange Powenezkaja, zwischen dem östlichen Festland und der Halbinsel Saoneshje. Das übrige Ufer ist meist flach und wenig gegliedert. Von den vielen Inseln sind die bedeutendsten: Klimezki mit über 30 Dörfern, Sumari, die Gruppe der Olenji (Hirschinseln) mit reichen Kalklagern, Kish, Kerk, Sjenogubskij u. a. Der sehr fischreiche See ist durchschnittlich 156 Tage zugefroren. Die Tiefe soll stellenweise über 400 m betragen. Bemerkenswert sind die hier, wie auf dem Nördlichen Polarmeer, vorkommenden Luftspiegelungen. Seit 1832 wird der O. von Dampfschiffen befahren, die hauptsächlich den regen Handel mit Korn und Industriewaren als Einfuhr und Metall, Marmor, Lehm, Bausteinen, Holz und Fischen als Ausfuhr unterhalten. Um den das Marienkanalsystem befahrenden Barken die Schifffahrt zu erleichtern, ist der 1818 angefangene, aber erst 1851 ganz vollendete Onegakanal angelegt worden, welcher 68 km lang, 23 m breit und 2,14 m tief ist und die Mündung der Wytegra (am Südufer des Sees hinziehend u. auf ihrem Weg noch die Megra, Wodliza und Oschta kreuzend) mit dem Swir, dem einzigen Abfluß des Onegasees in den Ladoga, verbindet. Außer den eben genannten, von S. kommenden Flüssen nimmt der O. noch von NW. die flößbare Schuja, Suna, Kumssa, Lumbusha, von Osten die Njemina, Pjälma, Wodl, von SO. die Andoma, Uleks u. a. auf.

Oneglia (spr. onellja), Stadt in der ital. Provinz Porto Maurizio, an der Mündung des Impero in den Meerbusen von Genua und an der Eisenbahn Nizza-Genua, hat ein Zivil- und Korrektionstribunal, Hauptzollamt, Gymnasium, eine technische Schule, ein königliches Konvikt, eine Lehrerbildungsanstalt, ein Taubstummeninstitut, ein Theater, eine Badeanstalt, einen Hafen, eine Dampfmühle, Ölfabrikation und (1881) 7286 Einw. O. ist der Geburtsort des Andrea Doria.

Oneidasee, fischreicher See im nordamerikan. Staat New York, 199 qkm groß, fließt westlich durch den Oneidafluß ab, der sich mit dem Seneca zum Oswegofluß vereinigt.

Oneiromantīe (griech.), Traumdeutung.

Onĕra (lat., Mehrzahl von onus), im allgemeinen die mit dem Besitz einer Sache oder eines Rechts verknüpften Beschwerden und Leistungen. Daher oneros, mit Verpflichtungen verbunden; z. B. ein oneroses Rechtsgeschäft, im Gegensatz zu einem "lukrativen", welches nur für den einen Teil eine Verpflichtung, für den andern aber lediglich einen Vorteil begründet. Ebenso unterscheidet man zwischen Privilegium onerosum (einer mit Verpflichtungen verknüpften) und Privilegium gratuitum (einer ohne solche Verpflichtungen zu gunsten einer Person oder Sache gegebenen Ausnahmebestimmung). O. publica, öffentliche Abgaben.