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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Österreichisch-Ungarische Monarchie

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Österreichisch-Ungarische Monarchie (Geschichte: bis 1075).

(Großkreuzen, Komturen und Rittern); das militärische Elisabeth Theresia-Stiftskreuz, gestiftet 1750, erneuert 1771, zur Belohnung von 21 bedürftigen, verdienstvollen Generalen und Obersten der österreichischen Armee bestimmt, die damit Pensionen erhalten. Verdienst- und Ehrenzeichen sind: das (goldene und silberne) geistliche Verdienstkreuz für Feldgeistliche; die (große und kleine, goldene und silberne) militärische Tapferkeitsmedaille; das (silberne) Militärverdienstkreuz für aktive Offiziere; die Militärdienstzeichen für Offiziere und Mannschaft (in je zwei Klassen); das (goldene und silberne, mit oder ohne Krone versehene) Verdienstkreuz für Zivilverdienste; das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft (gestiftet 18. Aug. 1887). Zur Belohnung der Seefahrer ist eine Ehrenflagge (in zwei Klassen, einer weißen und einer roten) bestimmt. Vgl. "Statistisches Handbuch der österreichisch-ungarischen Monarchie für den Zeitraum 1867-76", herausgegeben von den Vorständen des k. k. österreichischen und königl. ungarischen statistischen Büreaus (Wien 1878), und die bei den Artikeln "Österreich" und "Ungarn" angeführten Werke.

Geschichte Österreichs.

(Hierzu die "Geschichtskarte von Österreich-Ungarn".)

Die Ö. M. in ihrem jetzigen Umfang und ihrer heutigen politischen Organisation ist aus dem ehemaligen Herzogtum Österreich (jetzt Nieder- und Oberösterreich), einer Ostmark Deutschlands, allmählich erwachsen, wie Preußen aus der Mark Brandenburg. Durch Eroberung, durch friedlichen Erwerb und durch Vererbung sind diesem Kern die deutschen Kronlande Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien und Tirol, das Königreich Böhmen mit seinen Nebenlanden, die Länder der ungarischen Krone, Galizien und die Bukowina, Salzburg und Dalmatien, endlich Bosnien und die Herzegowina angegliedert worden; die Geschichte dieser Länder vor ihrer Vereinigung mit Österreich und ihre speziellern Schicksale seitdem sind in besondern Artikeln behandelt (s. d.). Andre Länder, wie Belgien, Neapel und Sizilien, die Lombardei, Venetien, Schlesien und die Lausitz, hat Österreich nur vorübergehend besessen. Wir beschäftigen uns zunächst mit dem Herzogtum Österreich allein.

Die Gründung der Ostmark und die Herrschaft der Babenberger.

Das Gebiet Österreichs wurde in der ältesten Zeit von Kelten bewohnt, deren Gebiet südlich der Donau unter Augustus von den Römern erobert wurde; dieselben bildeten daselbst die beiden Provinzen Noricum und Pannonia, deren Grenze der Wienerwald (Cetius Mons) bildete. Das Land nördlich der Donau fiel später in die Gewalt der Markomannen und Quaden, welche in der Zeit der Völkerwanderung unter dem Namen der Bajuwaren oder Bayern sich auch des Gebiets südlich der Donau und des der Ostalpen bemächtigten, während in Pannonien nach dem Zerfall des Hunnenreichs und dem Abzug der Langobarden nach Italien ein uralisch-finnischer Volksstamm, die Avaren, denen sich Slawen anschlossen, sich festsetzte. Enns und Drau bildeten die Grenzen des avarischen und bayrischen Gebiets, welch letzteres von den verheerenden Einfällen der Avaren oft heimgesucht wurde. Als diese sich 787 mit dem letzten agilolfingischen Herzog von Bayern, Thassilo, verbanden, um Bayern vom fränkischen Reich losreißen zu helfen, beschloß Karl d. Gr. nach der Absetzung Thassilos und der Einverleibung Bayerns in sein Reich (788), die beutegierigen Avaren zu züchtigen und von weitern Einfällen in das Frankenreich abzuschrecken. Er unternahm 791 selbst einen Kriegszug gegen sie, überließ aber die weitere Fortsetzung des Kriegs seinem tapfern Sohn Pippin. Unter schweren Kämpfen drang dieser bis in den Hauptring der Avaren an der Theiß vor, vernichtete durch einen glänzenden Sieg (796) ihre Macht völlig und fügte das Land zwischen Enns und Raab dem fränkischen Reich als avarische oder Ostmark bei. Das eroberte Gebiet wurde bayrischen Ansiedlern überlassen, Salzburg zum Metropolitansitz für die Ostgegenden erhoben und so diese für die Kultur und für das in den Stürmen der Völkerwanderung erloschene Christentum gewonnen.

Schon Ludwig der Deutsche hatte, um das neuerworbene Grenzland zu schützen, mit den slawischen Mähren Kämpfe zu bestehen. Dieselben wurden noch gefährlicher unter seinen Nachfolgern, als Swatopluk ein großes Mährenreich gründete und die Ostmark demselben einzuverleiben suchte. König Arnulf rief gegen ihn die Magyaren oder Ungarn zu Hilfe, ein uralisch-finnisches Reitervolk, das an Stelle der Avaren sich in der ungarischen Tiefebene niedergelassen hatte. Nach Swatopluks Tod (894) und dem Zerfall des Mährenreichs wurden die Magyaren die Nachbarn Deutschlands selbst, in das sie wiederholt verwüstende Einfälle machten, welche die schwachen Könige Ludwig das Kind und Konrad I. nicht zurückzuweisen vermochten. Das bayrische Heer unter Markgraf Luitpold erlitt 28. Juni 907 durch die Magyaren eine furchtbare Niederlage, durch welche die Ostmark jenseit der Enns verloren ging. Erst infolge des Siegs der Deutschen auf dem Lechfeld (10. Aug. 955) hörten die verheerenden Einfälle der Magyaren auf. Während dieselben sich zu seßhaften Leben in der Theiß- und Donauebene bequemten und mit dem Christentum allmählich abendländische Kultur annahmen, ward das Land jenseit der Enns wieder von deutschen Ansiedlern besetzt und als bayrische Ostmark dem Deutschen Reich wiedergewonnen. Kaiser Otto II. verlieh das Land 974 dem Babenberger Luitpold mit der Würde eines Markgrafen gegen die Ungarn und machte ihn 976 nach der Unterdrückung der Empörung des bayrischen Herzogs Heinrich des Zänkers von Bayern fast unabhängig. So gelangte das Geschlecht der Babenberger zur Herrschaft über Österreich, die es bis zu seinem Aussterben (1246) innehatte.

Der erste Markgraf, Luitpold oder Leopold I. (976-994), eroberte die Grenzfestung Melk und dehnte die Grenzen seines Gebiets bis zum Wienerwald aus, starb aber schon 10. Juli 994 durch einen Pfeilschuß, der die Blendung eines Würzburger Vasallen rächte. Unter seinem Sohn Heinrich I. (994-1018) erscheint der Name Österreich 996 zum erstenmal in einer Schenkungsurkunde. Ihm folgte sein Bruder Adalbert (1018-1056), dessen Sohn Luitpold sich im Krieg Kaiser Heinrichs III. gegen die Ungarn auszeichnete, aber schon 1043 starb. In diesem Krieg wurden die Ungarn zur Abtretung des Gebiets westlich der March und der Leitha gezwungen, welch letzterer Fluß seitdem Grenzfluß Deutschlands und Ungarns war. Die Gegenden östlich vom Wienerwald wurden nun dauernd von deutschen Kolonisten besiedelt, und ein frischer Sproß deutscher Kultur schoß hier kräftig empor. Adalberts zweiter Sohn, Ernst der Tapfere (1056-1075), kämpfte mit Kühnheit und Erfolg gegen die Ungarn, erhielt 1058 von Heinrich IV. einen Freiheitsbrief, das erste der österreichischen Hausprivilegien, und fiel 9. Juni 1075 in der Schlacht bei Hohenburg an der Unstrut gegen