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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oudry; Ouessant; Où est la femme?; Ouida; Oulibischeff; Oullins

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Oudry - Oullins.

er als Chef des Generalstab zu Brune und entschied durch einen tapfern Handstreich die Schlacht am Mincio. 1805 zeichnete er sich an der Spitze einer Elitedivision von zehn Bataillonen Grenadieren bei Wertingen, Anstetten, Hollabrunn, wo er schwer verwundet wurde, und Austerlitz aus. 1806 bildete er mit seinen Grenadieren die Reserve, siegte 16. Febr. 1807 bei Ostrolenka, ward dann zur Verstärkung des Marschalls Lefebvre, welcher Danzig belagerte, abgesandt und hielt 14. Juni bei Friedland die russische Armee so lange in Schach, bis Napoleon mit der Hauptmacht herankam, um den Sieg zu vollenden. Während dieses Feldzugs erhielt er vom Kaiser den Grafentitel mit einer Dotation von 1 Mill. Frank in Gütern. 1808 ward er Gouverneur von Erfurt während des dort gehaltenen Kongresses, siegte 19. April 1809 an der Spitze seines Grenadierkorps über die Österreicher bei Pfaffenhofen, 1. Mai bei Ried, am 3. bei Ebersberg und rückte am 13. in Wien ein. An Lannes' Stelle übernahm er in der Schlacht bei Aspern den Befehl über das 2. Armeekorps und zeichnete sich in der Schlacht bei Wagram so aus, daß ihn Napoleon zum Marschall und Herzog von Reggio ernannte. 1810 besetzte er Holland und blieb daselbst als Oberbefehlshaber fast zwei Jahre. Im russischen Feldzug 1812 wurde er an der Spitze des 2. Korps 17. Aug. bei Polozk durch eine Kanonenkugel schwer verwundet und begab sich erst im November wieder zu seinem Korps; er focht bei Borissow und an der Beresina, wo er einen Teil der Heerestrümmer rettete. Im April 1813 übernahm er den Oberbefehl über das 12. Armeekorps, focht bei Bautzen auf dem äußersten rechten Flügel, dann in der südlichen Mark gegen Bülow. Im August erhielt er den Oberbefehl über das 4., 7. und 12. Korps, im ganzen 65,000 Mann, um damit gegen Berlin vorzudringen; da er aber von Bülow 23. Aug. bei Großbeeren geschlagen wurde, mußte er den Oberbefehl an Ney abgeben und erlitt nun mit diesem bei Dennewitz 6. Sept. eine neue Niederlage. Bei Leipzig befehligte er zwei Divisionen der jungen Garde und bei dem Rückzug an den Rhein die Arrieregarde, erkrankte aber gefährlich und wurde nach Bar le Duc gebracht. Dessen ungeachtet übernahm er aber 1814 wieder das Kommando der jungen Garde und focht bei Brienne, Champeaubert, Nangis, Bar sur Aube und Arcis, wo er zum 23. Mal verwundet wurde. Nach Napoleons I. Abdankung unterwarf er sich Ludwig XVIII., der ihm mit dem Befehl über die 23. Militärdivision auch die Würde eines Pairs und Staatsministers verlieh. Bei der Rückkehr des Kaisers suchte O. vergeblich seine Truppen der Sache des Königs zu erhalten und zog sich deshalb nach Montmorency auf seine Güter zurück, Ludwig ernannte ihn dafür nach der zweiten Restauration zum Oberbefehlshaber der königlichen Garden und zum Kommandanten der Nationalgarde von Paris. 1823 übernahm O. im spanischen Feldzug das Kommando eines Armeekorps. Später schloß er sich der Julidynastie an und ward von Ludwig Philipp 1839 zum Großkanzler der Ehrenlegion, 1842 zum Gouverneur des Invalidenhauses ernannt. Er starb 13. Sept. 1847. Seine Vaterstadt errichtete ihm eine Statue. Vgl. Nollet, Histoire de Nic.-Charles O. (Par. 1850).

2) Nicolas Charles Victor, Herzog von Reggio, Sohn des vorigen, geb. 3. Nov. 1791 zu Bar le Duc, war von 1805 bis 1809 Page Napoleons I., trat dann in die Armee, wohnte seit 1809 den Feldzügen des Kaisers bei und ward von demselben kurz vor dessen Abdankung zum Obersten ernannt. Da er sich während der Hundert Tage nicht für den zurückgekehrten Kaiser erklärte, so ward er nach der zweiten Restauration zum Maréchal de Camp. ernannt, führte das 1. Gardejägerregiment und organisierte später die Kriegsschule zu Saumur. Um seinen jüngern Bruder, der als Oberst eines Kavallerieregiments bei Mulay Ismail in Algerien 26. Juni 1835 gefallen war, zu rächen, ging er nach Afrika und ward daselbst zum Generalleutnant befördert. Seit 1842 war er Mitglied der Deputiertenkammer, wo er mit Thiers stimmte. 1848 wurde er in die Konstituierende Versammlung gewählt, wo er Mitglied des Kriegskomitees war. Im April 1849 erhielt er den Oberbefehl der für Rom bestimmten Interventionsarmee und nahm dieses 1. Juli ein. In der Gesetzgebende Versammlung schloß er sich den Orléanisten an, ließ sich von den 200 Deputierten, welche gegen den Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 protestierten, zum Kommandeur der Truppen gegen Napoleon ernennen und ward daher verhaftet, doch 8. Dez. wieder in Freiheit gesetzt. Er starb 7. Juli 1863. O. trat auch als militärische und nationalökonomischer Schriftsteller auf.

Oudry (spr. udri), Jean Baptiste, franz. Maler und Radierer, geb. 17. März 1686 zu Paris, bildete sich unter seinem Vater, einem Maler und Gemäldehändler, und arbeitete dann fünf Jahre im Atelier des Porträtmalers Largillière. 1719 wurde er Mitglied der Malerakademie zu Paris und 1743 Professor. Anfangs Porträtmaler, pflegte er seit etwa 1715 mit Vorliebe die Tiermalerei und das Stillleben; die meisten seiner in breiter, dekorative Manier gemalten, zum Teil sehr umfangreichen Tier- und Jagdstücke kamen in die königlichen Schlösser und in das Museum zu Paris. Als eins der vorzüglichsten gilt das im Schloß Marly, welches den König mit zwölf Großen des Reichs zu Pferd und von vielen Jagdhunden umgeben darstellt. 43 Werke von seiner Hand (die Befreiung des Petrus, Stillleben, Blumen-, Küchen- und Fruchtstücke, Tierkämpfe, wilde und zahme Tiere) besitzt die Galerie zu Schwerin. In der letzten Zeit seines Lebens hielt sich der Künstler in Beauvais auf, wo er Direktor der Gobelinsmanufaktur war, und starb hier 3. April 1755. Seine radierten Blätter sind in Robert-Dumesnils "Peintre-graveur français" beschrieben.

Ouessant (franz., spr. u-essāng), Insel im Atlantischen Ozean, an der Westküste Frankreichs, zum Arrondissement Brest des Departements Finistère gehörig, hat 50 qkm Flächenraum, steile, nur auf einigen Punkten zugängliche Küsten, einen kleinen Fischerhafen, 2 Leuchttürme, eine Telegraphenstation und (1881) 2364 Einw. Auf der Höhe von O. 27. Juni 1779 Seesieg des französischen Admirals d'Orvilliers über den englischen Admiral Keppel.

Où est la femme? (franz., "wo ist die Frau?"), Ausspruch französischer Kriminalisten, wonach man bei einem schlauen verbrecherischen Anschlag nach der Frau suchen muß, welche dahinter steckt, daher man auch citiert: Cherchez la femme! ("sucht die Frau!").

Ouida (spr. ŭ-idá), Pseudonym der engl. Schriftstellerin Louise de la Ramée (s. d.).

Oulibischeff, Schriftsteller, s. Ulibischew.

Oullins (spr. uläng), Stadt im franz. Departement Rhône, Arrondissement Lyon, am Rhône und an der Eisenbahn Roanne-Lyon gelegen, hat ein katholisches Kollegium und ein Siechenhaus (Filiale von Lyon), beides ehemalige Schlösser, große Maschinenwerkstätten, Fabrikation von Seidenstoffs, Kattun und Leim und (1886) 6679 Einw.