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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Paduaner Wein; Paducah; Padula; Padus; Paelinck; Paer

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Paduaner Wein - Paer.

Patavium, war eine Stadt im Gebiet der illyrischen Veneter, und sein Gebiet erstreckte sich bis zur Küste. Es konnte 20,000 Mann ins Feld stellen und schlug 302 v. Chr. einen Angriff des spartanischen Königs Kleonymos mit Erfolg zurück. Unter römische Herrschaft kam die Stadt nach der Besiegung der Gallier durch die Römer um 215. Sie wurde Munizipium und durch Handel und Gewerbfleiß nächst Rom die reichste aller italischen Städte. Hier wurde 59 v. Chr. der berühmte Geschichtschreiber Livius geboren. 413 n. Chr. litt die Stadt sehr durch die Goten unter Alarich. 421 legten die Paduaner auf der Laguneninsel Rialto eine Hafenstadt an. Nachdem P. 452 von Attila zerstört, aber von Narses wieder aufgebaut worden war, zerstörten es 610 die Langobarden, gegen deren König Agilulf es sich empört hatte, abermals. Nur allmählich erholte es sich wieder, genoß aber dann großer Freiheit und wurde durch Konsuln und einen Senat regiert. Karl d. Gr. brachte es 774 unter fränkische Herrschaft, und späterhin war es vom Deutschen Reich abhängig. Nachdem es von Kaiser Otto d. Gr. zur Freien Stadt erhoben worden war, errichtete es eine Munizipalverfassung mit zwei Konsuln an der Spitze. Unter Kaiser Friedrich Barbarossa trat es 1164 dem lombardischen Städtebund bei, schloß aber 1177 zu Venedig einen Waffenstillstand mit dem Kaiser, nachdem es 1175 einen Podesta an die Spitze der städtischen Regierung gestellt hatte. Die Podestas bedrohten bald die Selbständigkeit Paduas, besonders die aus dem Haus Romano, von denen Ezzelino III. 1237-56 eine drückende Tyrannei ausübte. 1256 wurde es von den Guelfen erobert. Infolge der Eifersucht zwischen Volk und Adel übertrug man das Podestat wieder Einer Familie, nämlich dem Haus Carrara. 1311 ergab sich P. dem Kaiser Heinrich VII., und dieser setzte Gerhard von Isola als kaiserlichen Statthalter ein. Die Paduaner fielen jedoch schon 1312 wieder von dem Kaiser ab, weshalb sie in die Reichsacht erklärt wurden, und stellten 1313 wieder Niccolò und Obbizzo von Carrara an die Spitze des Staats, worauf es zu neuen blutigen Kämpfen mit Vicenza kam. 1318 wurde Jakob von Carrara als Capitano generale zum Fürsten von P. erhoben, in welcher Würde sich das Hans Carrara bis 1405 behauptete. Franz I. aus diesem Haus, der sich mit Joh. Galeazzo von Mailand gegen Venedig verbunden hatte, wurde, nachdem Galeazzo sich mit dem Feind gegen ihn vereinigt hatte, von den Mailändern gefangen und starb 1393 im Gefängnis. Auch sein Sohn Franz II. wurde von Venedig geschlagen und auf P. beschränkt. Auch dieses nahmen die Venezianer 1405, ließen Franz II. mit seinen beiden Söhnen 1406 zu Venedig erdrosseln und vereinigten P. mit ihrer Republik, deren Schicksal es von nun an teilte. 1509 wurde die Stadt von Maximilian I. vergebens belagert. Am 28. April 1797 wurde sie von den Franzosen besetzt und im Frieden von Campo Formio 17. Okt. 1797 an Österreich abgetreten, aber im Preßburger Frieden vom 26. Dez. 1805 kam sie an das von Napoleon I. gegründete Königreich Italien. Der erste Pariser Friede vom 30. Mai 1814 brachte P. an Österreich zurück. Am 8. Febr. 1848 fand in P. ein bewaffneter Aufstandsversuch statt, der jedoch von den österreichischen Truppen unterdrückt ward, und in dessen Folge die Universität bis 1850 geschlossen wurde. Durch den Wiener Frieden vom 3. Okt. 1866 kam P. mit Venetien an das Königreich Italien. Vgl. Cappelletti, Storia di Padova (Pad. 1875, 2 Bde.).

Paduaner Wein, s. Italienische Weine.

Paducah, Hauptstadt der Grafschaft Mc Cracken im nordamerikan. Staat Kentucky, an der Mündung des Tennessee in den Ohio, hat lebhafte Industrie in verschiedenen Zweigen, Dampfschiffahrt, Handel (besonders mit Vieh und Tabak) und (1880) 8036 Einw.

Padula, Stadt in der ital. Provinz Salerno, Kreis Sala Consilina, mit der Kartause San Lorenzo (13. Jahrh.), Gipsmühlen und (1881) 7874 Einw.

Padus, Fluß, s. Po.

Padus Mill. (Traubenkirsche), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume oder Sträucher mit endständigen, vielblütigen, zuweilen kurzen und doldigen Trauben, nach den Blättern erscheinend, kleinen, nicht bereiften Früchten und glattem oder schwach gefurchtem Stein. P. avium Mill. (Ahl-, Padelkirsche, Kitschbaum, Faulbaum) ist ein Baum oder Strauch mit Drüsen an der Spitze des Blattstiels, oft 10 cm langen, länglichen, spitzen, hautartigen, gewöhnlich doppelt gesägten, abfallenden Blättern, weißen Blüten in 8-10 cm langen, meistens später überhängenden Trauben und kleinen, fast schwarzen Früchten. Die Traubenkirsche findet sich in Europa, im Orient und in Sibirien und wird als hoher Zierstrauch vielfach kultiviert. Die Rinde war früher offizinell. Die Früchte benutzt man zum Färben des Rotweins und verarbeitet sie auch wohl auf Branntwein. P. virginiana Mill. (P. serotina Ehrh., spät blühende Traubenkirsche), schnellwüchsiger Strauch mit glänzend grünen, lorbeerähnlichen, ovalen bis länglich lanzettlichen, zugespitzten Blättern und drüsenlosem Blattstiel, in Nordamerika, ein vortreffliche Zierstrauch. Geruch und Geschmack der frischen Rinde rühren wahrscheinlich von einem dem Amygdalin analogen Bestandteil derselben her. Bei der Destillation mit Wasser erhält man Blausäure (0,5 pro Mille im April, 1,4 pro Mille im Oktober) und ätherisches Öl.

Paelinck (spr. pal-), Joseph, belg. Maler, geb. 20. März 1781 zu Oostacker bei Gent, bildete sich auf der Genter Akademie und dann bei David in Paris, wo er 1804 ein Urteil des Paris malte, welches ihm den ersten Preis der Akademie zu Gent einbrachte. Nachdem er an derselben kurze Zeit als Lehrer gewirkt, ging er nach Rom und blieb dort fünf Jahre. Hier malte er unter anderm: Rom unter Augustus für den Palast des Quirinals und die Auffindung des Kreuzes für die Michaelskirche in Gent. Von seinen nach der Rückkehr in die Heimat ausgeführten Bildern sind noch die Anthia, die Toilette der Psyche und die Abdankung Karls V. hervorzuheben. Er war zuletzt Professor an der Malerakademie zu Brüssel, wo er 9. Juni 1839 starb.

Paer, Fernando, Komponist, geb. 1. Juni 1771 zu Parma, erhielt seine Ausbildung im Konservatorium della Pietà zu Neapel unter Ghiretti und debütierte bereits im 16. Jahr mit der komischen Oper "La locanda de' vagabondi", in der er sich, wie auch in den während der nächsten zehn Jahre geschriebenen weitern 20 Opern, dem Stil seiner Vorgänger, namentlich des Cimarosa und des Paisiello, anschloß. 1797 nach Wien berufen, schlug er hier, besonders unter dem Einfluß der Mozartschen Musik, eine selbständige Richtung ein und verfolgte dieselbe auch in Dresden, wo er 1801 an Naumanns Stelle zum Kapellmeister ernannt war. Hier schrieb er seine wertvollsten Opern: "Sargino" (1803), "Leonora, ossia l'amor conjugale" (1805, derselbe Stoff, den Beethoven zu seinem "Fidelio" benutzte) und "Achille" (1806). An letzterm Werk fand der gerade in Dresden anwesende Napoleon I. so großes Gefallen, daß