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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Palmer; Palmerston

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Palmer - Palmerston.

Stuttg. 1887); "Evangelische Katechetik" (6. Aufl., das. 1875); "Evangelische Pädagogik" (5. Aufl. von Gundert, das. 1882); "Evangelische Pastoraltheologie" (2. Aufl., das. 1863); "Die Moral des Christentums" (das. 1864); "Evangelische Predigten" (das. 1857); "Evangelische Kasualreden" (in Verbindung mit andern Predigern herausgegeben, das. 1843-1855, 12 Bde.; Auswahl in 4 Bdn., 4. Aufl. 1865); "Evang. Hymnologie" (das. 1865); "Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs" (Tübing. 1877).

Palmer (spr. pahmer), 1) Edward Henry, engl. Orientalist, geb. 7. Aug. 1840 zu Cambridge, studierte daselbst im St. John's College und ward im November 1871 zum Lord Almoner's Professor des Arabischen an der Universität Cambridge ernannt. Schon sehr früh hatte er das Studium der orientalischen Sprachen begonnen und sich, fast ganz als Autodidakt, außerordentliche Kenntnisse darin erworben. Er begleitete 1868-69 die Sinai-Survey-Expedition zum Sinai und machte 1869-70 mit Tyrwhitt Drake eine weitere Entdeckungsreise durch die Wüste Et Tîh und durch Moab. Bei Beginn des ägyptischen Kriegs erbot sich P., der 1878 nach London übergesiedelt war, freiwillig zu einer Expedition nach der Sinaihalbinsel, um die Beduinen für England zu gewinnen, wurde aber mit seinen Begleitern Kapitän Gill und Leutnant Charrington im Auftrag des ägyptischen Gouverneurs von Khelat et Nakhl gefangen genommen und 10. Aug. 1882 in der Nähe dieses Postens ermordet. Seine hauptsächlichsten Werke sind: "Oriental mysticism" (Cambr. 1867); die Kataloge orientalischer Manuskripte aus verschiedenen Cambridger Bibliotheken; "The Negeh" (1871); "The desert of the Exodus" (1871, 2 Bde.; deutsch, Gotha 1876); "History of the Jewish nation" (2. Aufl. 1884); "A grammar of the Arabic language" (1874); "Dictionary of the Persian language" (1875; 2. Aufl. 1883, 2 Bde.); "Haroun Alraschid" (1880); "Arabic manual" (2. Aufl. 1885); "Simplified grammar of the Hindustani, Persian and Arabic" (2. Aufl. 1885). Außerdem hat er "Javidan i Hirad, the Wisdom of ages" u. a. aus dem Persischen übersetzt und Moores Dichtung "Paradise and the Peri" in arabische Verse übertragen. Eine revidierte Übersetzung des Korans von ihm erschien in der von Max Müller herausgegebenen Sammlung "Sacred books of the East" in zwei Bänden. Vgl. W. Besant, Life and achievements of E. H. P. (Lond. 1883; deutsch, Gotha 1886).

2) Sir Roundell, engl. Staatsmann, s. Selborne, Lord.

Palmerston (spr. pahmerst'n), Hauptort des zu Südaustralien gehörigen Nordterritoriums, am Port Darwin, Sitz der Regierungsbehörden, mit 600 Einw., worunter viele Chinesen.

Palmerston (spr. pahmerst'n), Henry John Temple, Viscount, brit. Staatsmann, geb. 20. Okt. 1784 zu Broadlands (Hampshire) aus dem alten Geschlecht der Temple, besuchte mit Byron und Peel die Schule zu Harrow und dann die Universitäten Edinburg und Cambridge. 1806 trat er ins Unterhaus, da er als irischer Peer keinen Sitz im Oberhaus hatte, und erhielt 1807 durch Lord Portland die Stelle eines Lords der Admiralität. Im Unterhaus hielt er 3. Febr. 1808 seine Jungfernrede. Er hatte das im August 1807 über Kopenhagen verhängte Bombardement zu verteidigen, und es ist bezeichnend für den jungen Lord, daß er, weit entfernt, jene Gewaltthat vom sittlichen Standpunkt aus zu rechtfertigen, bloß die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit jener Maßregel hervorhob. Im Oktober 1809 erhielt er die Stelle eines Staatssekretärs im Kriegsministerium. Nachdem Canning 1827 an die Spitze des Kabinetts getreten war, erhielt P., indem er sein Amt beibehielt, Sitz und Stimme in demselben. Nach Cannings Tod übernahm Wellington die Leitung des Ministeriums, und daher schied P. im Mai 1828 mit einigen Gesinnungsgenossen, denen die toryistischen Ansichten des Herzogs zu weit gingen, aus demselben aus. Seitdem gehörte er bis 1830 zur Opposition und griff namentlich die konservative auswärtige Politik der Regierung an. Als die Tories 1830 das Staatsruder den Whigs überlassen mußten, trat P. als Staatssekretär des Auswärtigen in das Ministerium Grey. Er entfaltete elf Jahre hindurch in den großen Fragen, welche in dieser Epoche sowohl Großbritanniens innere Verhältnisse als auch das politische Gleichgewicht des gesamten Europa berührten, eine rastlose Thätigkeit. Sein Werk hauptsächlich war die 22. April 1834 zum Schutz der konstitutionellen Interessen in Portugal und Spanien zwischen diesen Ländern und England und Frankreich abgeschlossene Quadrupelallianz. Er wirkte 1839 durch den mit Österreich und der Pforte geschlossenen Vertrag dem russischen Übergewicht im Orient entgegen, schritt aber auch gegen den französischen Einfluß in Syrien und Ägypten ein und machte der Eroberungspolitik Mehemed Alis von Ägypten 1840 ein Ende. Als im August 1841 das liberale Ministerium Melbourne in die Minorität kam, mußte er mit zurücktreten und übernahm nun die Führung der Opposition im Unterhaus. Nachdem Peel 25. Juni 1846 seine Entlassung eingereicht, trat P. in das 3. Juli neugebildete Kabinett Russell mit dem Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten. Doch war sein ferneres Benehmen nicht geeignet, seine zahlreichen Gegner zu versöhnen und mit seiner vielgeschäftigen, sich überall einmischenden, oft unüberlegten Politik, die ihm den Namen "Lord Firebrand (Feuerbrand)" einbrachte, England aber überall Feinde erweckte und zu einer diplomatischen Isolierung desselben führte, zu befreunden. In der Angelegenheit der spanischen Heiraten, durch die Besiegung Sardiniens und die Niederwerfung der Revolutionen in Sizilien und Ungarn, die er begünstigt hatte, erlitt P. ebenso viele Niederlagen und überwarf sich der Reihe nach mit Frankreich, Spanien und Österreich, während seine Parteinahme für Dänemark in der schleswig-holsteinischen Frage ihn zu Preußen in Gegensatz brachte. Das Auftreten gegen Griechenland im November 1849 sollte den englischen Einfluß in Konstantinopel erhöhen und Rußland bedrohen, zu welchem Zweck P. bereits die Türkei gegen die Drohungen Rußlands und Österreichs in der Flüchtlingssache in Schutz genommen hatte. Der Zweck wurde jedoch zum größten Teil verfehlt, und ein starker Makel blieb auf dem Charakter Palmerstons haften. Bald nach den Debatten über diese Angelegenheit führte Palmerstons übereilte, ohne die Genehmigung der Königin oder des Kabinetts erteilte Anerkennung des französischen Staatsstreichs vom 2. Dez. 1851 seinen unfreiwilligen Rücktritt 22. Dez. 1851 herbei. Schon wenige Monate darauf stürzte er seinerseits durch seinen Antrag über die Milizbill 20. Febr. 1852 das Ministerium Russell. Als die Koalition unter Lord Aberdeen ans Ruder gelangte, übernahm P. 28. Dez. 1852 das Ministerium des Innern u. erwarb sich in dieser Stellung namentlich um die Gesundheitspolizei Londons große Verdienste. Der Krimkrieg stürzte 1855 das Ministerium Aberdeen, und P. übernahm nun die Bildung eines neuen Kabinetts, in dem er selbst die Prä-^[folgende Seite]