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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pându; Pandulf; Pandūren; Paneel; Paneeput; Panegyrĭkus; Panem et circénses; Panentheismus

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Pându - Panentheismus.

Proz., die Christen 33,420 Seelen. Verschiedene Nationen und Rassen gibt es im P., mehr als irgendwo sonst in Indien, da über die westliche Grenze alle Einwanderer und Eroberer zuerst einbrachen. Die Arier, die sich zunächst im Salzgebirge und östlich davon niederließen, wurden daraus vertrieben durch die türkisch-tatarischen Völker aus Zentralasien (Indoskythen), die Indien um 120 v. Chr. erreichten; ihre Hauptvertreter sind gegenwärtig die Dschat (s. d.). Die spätern arabischen, mongolischen, afghanischen, türkisch-tatarischen Eroberer haben gleichfalls Spuren ihrer Herrschaft zurückgelassen; die große Menge der Mohammedaner ist jedoch indischer Abkunft. Die Sikh, aus deren Reich England die Provinz P. bildete, sind eine deistische, brahmanische Religionssekte, die ihre Anhänger meist aus Dschat und Gudschar warb. Die Sprache ist im O. des Indus Hindi (s. d.) in der Pandschabi genannten Mundart; jenseit des Indus wird im N. Paschtu, die Sprache der Afghanen, im S. Belutschi gesprochen; im Nordhimalaja ist die Landessprache Tibetisch. Die Schrift ist persisch. Behufs der Verwaltung ist das P. in 10 Divisionen (Regierungsbezirke) und 32 Distrikte eingeteilt. Dem Lieutenant-Governor steht kein Gesetzgebender Rat zur Seite; die von ihm vorkommenden Falls abgefaßten Gesetze müssen dem Generalgouverneur vorgelegt und von diesem gutgeheißen werden. Bis 1875 waren Verwaltung und Rechtspflege in der Hand eines einzigen Beamten vereinigt; danach blieb den Verwaltungsbeamten nur die niedere Justiz, während die höhere nun durch besondere Richter ausgeübt wurde. Für öffentliche Sicherheit sorgt ein 20,547 Mann starkes Polizeikorps. Die Einkünfte der Provinz betrugen 1884: 3,388,589, die Ausgaben 2,111,400 Pfd. Sterl. Für den öffentlichen Unterricht sorgen die Pandschab-Universität (seit 1882) und 2227 höhere und niedere Schulen, welche 1884 von 125,906 Schülern (10,588 Mädchen) besucht wurden. Als Grenzprovinz hat das P. eine starke Militärmacht; 32 Städte und Stationen werden von der Bengalarmee mit Garnisonen versehen (im ganzen 15,868 Europäer und 18,083 Inder). Die Pandschabgrenzarmee ist an der Grenze in Abbotabad, Mardan, Kohat, Edwardesabad, Dera Ismail Chan, Dehra Ghazi Chan und Radschanpur stationiert und zählt 12,491 Mann mit 16 Geschützen. S. Karte "Ostindien".

In die Geschichte Indiens hat P. durch die Könige der indoskythischen Zeit (1. Jahrh. v. Chr. bis 2. Jahrh. n. Chr.) und in neuerer Zeit unter der (zeitweise sehr wenig ausgedehnten) Herrschaft der Sikh (1419-1849) eingegriffen. England eroberte es 1845-49 und besitzt darin das natürliche Ausfallthor gegen Afghanistan und Kaschmir sowie ein festes Bollwerk gegen Angriffe von Russisch-Asien her. Hasan Abdal, östlich von Attok, ist der Punkt, wo Armeen, die von Westen kommen, sei es über den Chaiberpaß oder, wie Alexander d. Gr., von Nordwesten aus Swat, in die Ebene eintreten. Daß hier Eroberern der Weg nicht verlegt wurde, war nach englischen Strategen der größte Fehler der alten Inder, dem die englische Regierung durch starke Vorwerke diesseit und jenseit des Indus wie durch wiederholte größere Truppenübungen bei Hasan Abdal abzuhelfen sucht. Vgl. den jährlich in Lahor erscheinende "Punjab administrative report".

Pându, in der ind. Sagengeschichte Stammvater des Geschlechts der Pândava, deren Geschichte den Kern des indischen Epos "Mahâbhârata" (s. d.) bildet.

Pandulf, genannt der Eisenkopf, langobard. Herzog von Benevent und Spoleto, folgte seinem Vater Pandulf 959 im Fürstentum Capua u. rief Otto I. von Deutschland zu Hilfe gegen Berengar. Er huldigte Otto als Oberlehnsherrn, wurde deshalb vom griechischen Kaiser Nikephoros bekriegt, verwundet gefangen genommen und erst 970 befreit, worauf er den Frieden zwischen dem oströmischen und dem weströmischen Kaiserreich vermittelte. Er starb 981.

Pandūren, ehemals die mit zwei Pistolen und einem Handschar bewaffneten Leibdiener in Nationallivree ungarischer Edelleute. 1741 erhielt der in Slawonien ansässige Franz Freiherr v. d. Trenck die Erlaubnis, 1000 bewaffnete P. ins Feld zu stellen, und gleichzeitig Generalpardon für alle unter diesen befindlichen Räuber. Wegen ihrer verwegenen Kampflust und ihrer ausgezeichneten Leistungen im Parteigängerkrieg erhielt Trenck 1744 den Auftrag, sein Korps zu verstärken. In kurzem brachte er 2500 P. und 150 Husaren zusammen, die durch ihren wilden Kriegseifer und ihre Raublust bald der Schrecken aller Länder wurden. Die P. trugen graue Uniform und rote oder gelbe Kapuzenmäntel. 1753 wurden Trencks P. in das jetzige 53. Infanterieregiment umgewandelt. Auch die Milizen und später die Polizeisoldaten der Grenzländer wurden P. genannt.

Paneel (Paneelwerk), das hölzerne, aus Rahmenwerk und Füllungen bestehende Getäfel, womit in manchen Zimmern die untern Teile der Wände bekleidet sind. Erhalten feuchte Wände eine solche Bretterbekleidung, so bringt man hinter das Tafelwerk eine Schicht von trocknem Sand und Asche, ein Gemenge, welches zugleich auch gegen das Einnisten des Ungeziefers schützt. Auch die Füllung innerhalb des Rahmenwerkes wird P. genannt (s. Füllung).

Paneeput, Stadt, s. Panipat.

Panegyrĭkus (griech.), eine vor einer Festversammlung (Panegyris) gehaltene Rede, welche durch Wahl des Stoffes und Glanz des Ausdrucks den Beifall der Menge zu gewinnen bestimmt war. Das Thema hatte oft Beziehung auf das Fest; rühmliche Thaten der Vorfahren wurden gepriesen und zur Nachahmung derselben aufgemuntert. Die berühmtesten erhaltenen Reden dieser Art sind der Panathenaikos und der Panegyrikos des Isokrates. Später wurden Lobreden auf einzelne Personen so genannt, eine Gattung, die besonders in der römischen Kaiserzeit geübt wurde. Die bedeutendste Rede dieser Art ist der P. des jüngern Plinius auf Trajan, das unerreichte Muster der folgenden Zeiten. Er bildet mit elf Reden des Mamertinus, Eumenius, Nazarius, Pacatus Drepanius und andrer Vertreter der gallischen Rhetorik aus dem 4. Jahrh. n. Chr. die aus dem Altertum überlieferte Sammlung der Panegyrici latini (hrsg. von Arntzen, Utrecht 1790-95, 2 Bde.; von Valpy, Lond. 1838, u. Bährens, Leipz. 1874). Außerdem besitzen wir solche Reden von Symmachus, Ausonius und Ennodius. Auch poetischer Panegyrici besitzt die römische Litteratur eine ganze Anzahl: von Tibull auf Messala aus dem Jahr 31 v. Chr., von einem Unbekannten der Neronischen Zeit auf Calpurnius Piso, von Claudian, Apollinaris Sidonius, Merobaudes, Corippus, Priscian, Venantius Fortunatus u. a.

Panem et circénses (lat.), "Brot und circensische Spiele", das Losungswort des gemeinen Volkes im alten Rom; s. Circensische Spiele.

Panentheismus (griech.) wird von K. Chr. F. Krause (s. d.) dasjenige Verhältnis des Alls (Pan) zu Gott genannt, in welchem dasselbe weder, wie im Theismus, als Schöpfung, noch, wie im Deismus überhaupt, außer Gott, noch, wie im Pantheismus, selbst als Gott, sondern als "All-in-Gott" gesetzt wird.