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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Panzerschränke; Panzerstecher

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Panzerschränke - Panzerstecher.

ter Munitionsförderschacht, vor und hinter demselben je ein drei Schlöte umkleidender Panzermantel in das Panzerdeck hinunter. An Deck hängen zwei Torpedoboote in Davits. Die Italia hat 13,898 T. Deplacement und 17 Knoten Fahrgeschwindigkeit. Die Seitenwände des Schiffs sind ungepanzert. Man glaubt aber, daß das Schiff vermöge seines ausgezeichneten Zellenbaues sowohl durch Torpedos als Artilleriegeschosse unversenkbar sei.

In Deutschland handelte es sich darum, Schiffe mit einer den neuesten Panzerschiffen fremder Seemächte vollkommen ebenbürtigen Offensiv- u. Defensivstärke zu gewinnen, die den Kampf auf hoher See nicht zu scheuen brauchten, aber bei gefechtsmäßiger Ausrüstung auch ungehindert in die Häfen der Ost- und Nordsee einlaufen können; ihr Tiefgang durfte demnach nicht über 6 m betragen. Nach diesen Bedingungen wurden die Schiffe der Sachsenklasse, Sachsen, Bayern, Württemberg, Baden und ähnlich Oldenburg, gebaut (Fig. 5 der Tafel). Den Gürtelpanzer mußte man aufgeben, man beschränkte sich auf eine die Maschinen-, Kessel- und Munitionsräume schützende Citadelle, deren Seiten- und Querwände einen Panzer haben, dessen Zusammensetzung aus nebenstehender Figur ersichtlich ist. Zur Erhaltung der Schwimmfähigkeit des Schiffs, wenn es in seinen ungepanzerten Teilen leck geschossen, liegt vor und hinter der Citadelle 1,4 m unter Wasser ein 75 mm stark gepanzertes gewölbtes Deck ohne jede Öffnung, über demselben oben liegen vorn 30 und hinten 36 wasserdichte Räume, während alle an den Schiffsseiten liegenden Zellen mit Kork gefüllt sind. Da große Seereisen diesen Schiffen nicht zufallen, so haben sie keine Takelage und nur Raum für 700 Ton. Kohlen; das Deplacement beträgt 7400 T., sie haben Zwillingsschrauben und erhalten durch Maschinen von 5600 indizierten Pferdekräften 14 Knoten Geschwindigkeit. - In England nahm man beim Übergang vom Vorder- zum Hinterlader-Geschützsystem das Barbettesystem an und verwertete die Gewichtsersparnis zur Vermehrung der Fahrgeschwindigkeit und der Kohlenvorräte. Man begann in diesem Sinn 1880 den Bau der Schiffe der Admiralsklasse mit dem Collingwood (Fig. 6 der Tafel). Der Maschinenraum ist durch einen Gürtelpanzer von 2,28 m Breite und 457 mm Dicke in der Wasserlinie geschützt; die Enden dieses Gürtelpanzers sind durch gepanzerte Querschotte, die Oberkanten durch ein starkes Panzerdeck verbunden, während von den Unterkanten nach hinten und vorn ein Unterwasserpanzerdeck führt, letzteres bis in die Spitze des Rammbugs. Auf dem Oberdeck stehen die beiden eine Art Citadelle bildenden Panzerquerwände von 40 cm Panzerdicke, welche die beiden birnförmigen Barbettetürme durchsetzen. Auf jeder Drehscheibe stehen zwei 35 cm, in der Citadelle sechs 15 cm Kanonen und auf dem Oberdeck 14 Revolverkanonen. Der Collingwood hat 9150 T., die Schwesterschiffe haben jedoch größeres Deplacement, stärkere Maschinen und schwerere Armierung, alle aber 17 Knoten Fahrgeschwindigkeit. Über die beiden im "Vulkan" bei Stettin für China erbauten Panzerschiffe Ting-Yuen und Chen-Yuen s. Tafel "Schiff II" nebst Beilage. Die Hochseepanzerschiffe von geringerm Deplacement, die ihres schwächern Panzers und ihrer Armierung mit Geschützen mittlern Kalibers wegen nicht zu den eigentlichen Schlachtschiffe gerechnet werden können, nennt man Panzerkreuzer. Panzerschiffe, welche nicht für den Kampf auf hoher See bestimmt sind, heißen Küstenverteidiger, es gehören hierher die Monitoren, die Panzerkanonenboote und die schwimmenden Panzerbatterien, die sich alle durch geringen Tiefgang zum Befahren der Küstengewässer charakterisieren. Letztere nähern sich in ihrer Bauart zuweilen den prahmartigen Fahrzeugen. Seitdem man mit Beginn der 60er Jahre alle Panzerschiffe aus Eisen, in neuerer Zeit aus Stahl baut, hat jedes P. auch einen Sporn (Rammbug); ebenso sind jetzt alle Panzerschiffe mit 2 oder 4 Unter- oder Oberwasser-Lancierrohren für Torpedos (s. d.) versehen. Die Bezeichnung Panzerfregatte und Panzerkorvette ist veraltet, im allgemeinen gilt für sie jetzt P., und man bezeichnet damit die eigentlichen Schlachtschiffe, während die zum Küstenschutz bestimmten jetzt Panzerfahrzeuge heißen. Dazwischen liegen die Panzerkreuzer (s. oben); vgl. auch Marine.

Auch die aus Eisen oder Stahl gebauten Panzerschiffe bedürfen für den Panzer einer Hinterlage aus Holz, die als elastisches Polster die Widerstandsfähigkeit der Panzerung gegen auftreffende Geschosse wesentlich erhöht und aus kreuzweisen Lagen harten, festen Holzes, in der Regel Teak oder Eiche, besteht. Die Holzhinterlage pflegt die Stärke der Panzerplatten oder etwas größere Dicke zu erhalten. Die Platten, an den Kanten gerade bestoßen, werden in hydraulischen Maschinen dem Schiffsteil, den sie bekleiden sollen, entsprechend gebogen und zum Befestigen mittels Schraubenbolzen gebohrt. Die Schraubenköpfe sind versenkt, so daß die äußere Panzerfläche ganz glatt ist. Um das Herumfliegen von Holzsplittern etc. im Schiffsraum beim Auftreffen oder Hindurchgehen von Geschossen durch die Panzerwand zu beschränken, ist dieselbe immer mit einer sogen. Innenhaut aus 25-40 mm dicken Eisenplatten bekleidet, außerdem werden auch hinter den Scharten oder in Batterien zwischen den Geschützen Splitterfänge aus aufgehängten Taumatten angebracht. Vgl. Reed, Our iron-clad ships (Lond. 1869); Dislère, Die Panzerschiffe (deutsch, Wien 1874); Derselbe, Die Panzerschiffe der neuesten Zeit (deutsch, das. 1877); Marchal, Les navires de guerre les plus récents (Par. 1876); Adlersparre, Nutidens sjökrigsmateriel och Europas pansarflottor (Stockh. 1878); Heriz, Memoria sobre los barcos acorazados (Barcelona 1875); Very, Navies of the world (Boston 1880); King, The war ships and navies of the world (das. 1880); Tromp, Navire cuirassés de l'Angleterre, de la France et de l'Allemagne (Utrecht 1880); Derselbe, Die gepanzerten Flotten (Haag 1886 ff.); Kronenfels, Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte (Wien 1881); Derselbe, Die Kriegsschiffbauten 1881-82 (das. 1883).

^[Abb.: Querschnitt der Bordwand des Panzerschiffs Sachsen. a Panzerplatte 254 mm, b Holz 200, c Panzerplatte 152, d Holz 200, e Innenhaut, 2 Bleche, je 25 mm dick, f Decksplanken.]

Panzerschränke, Geldschränke, deren Wände aus Panzerblech bestehen; s. Geldschränke.

Panzerstecher (franz. Estoc), eine zu Anfang des 14. Jahrh. aufgekommene dolchartige Waffe, deren