737
Parlatorium - Parma (Herzogtum).
komischen Oper, wo es oft sehr effektvoll angewendet wird. Es erhält dann jede Silbe eine Note, und eine derartige Arie heißt Aria parlante.
Parlatorĭum (neulat.), in Klöstern etc. der für Unterredungen mit Besuchern dienende vergitterte Raum.
Parley, Peter, Pseudonym für Goodrich.
Parliamentary borough (engl., spr. parliméntari börro), Parlamentsflecken, s. Borough.
Parlierer (franz., verderbt Pallierer), eigentlich "Sprecher", in der Ordnung der mittelalterlichen Bauhütten der vom Meister eingesetzte Vertreter, welcher ebensowohl dem Meister für die richtige Herstellung des Baues verantwortlich wie er der Sprecher der ihm untergebenen Bauleute war. Seine Wirksamkeit war daher eine technische und administrative. Er nahm eine vermittelnde Stellung zwischen Meister und Untergebenen ein und hatte sowohl Pflichten als Rechte, welche durch Satzungen fest bestimmt waren. Vgl. Janner, Die Bauhütten des deutschen Mittelalters (Leipz. 1876). Aus dem Wort P. ist die moderne Bezeichnung Polier (s. d.) hervorgegangen.
Parlour (engl., spr. párlör), Sprech- oder Versammlungszimmer, das den Familiengliedern sowie den Gästen zur gemeinsamen Unterhaltung dient.
Parma (lat.), ein runder, leichter Lederschild.
Parma, bis 1860 selbständiges Herzogtum in Italien, welches aus den beiden Herzogtümern P. und Piacenza und einigen kleinern Teilen bestand (s. Geschichtskarte von Italien) und einen Flächenraum von 6158 qkm (112 QM.) mit (1858) 502,247 Einw. hatte. Nach der Vereinigung des Herzogtums P. mit dem Königreich Italien wurden aus dem Gebiet desselben die zwei Provinzen P. und Piacenza gebildet, ein kleiner Teil aber (P. Lunigiana) der Provinz Massa-Carrara als Kreis Pontremoli zugeschlagen. Die gegenwärtige Provinz P. grenzt nördlich an die Provinz Cremona, östlich an Reggio nell' Emilia, südlich an Massa-Carrara und Genua, westlich an Piacenza und umfaßt 3240 qkm (nach Strelbitsky 3310 qkm oder 60,1 QM.) mit (1881) 267,306 Einw., welche sich auf drei Kreise (P., Borgo San Donnino und Borgotaro) verteilen. Das Gebiet ist im S. Gebirgsland (Apenninen), das sich gegen N. zur Po-Ebene abdacht, und wird vom Po als nördlichem Grenzstrom und dessen Zuflüssen Enza, Parma, Baganza, Taro, Ongina sowie durch künstliche Kanäle reich bewässert. Landbau und Viehzucht sind blühend. Als die wichtigsten Produkte sind zu nennen: Getreide, Wein, Obst, Geflügel und Käse. Die Industrie, welche mindere Bedeutung hat, liefert Mehl, Fleischwaren, Seide, Hüte, Papier, Schuhwaren, Bürsten etc.
Geschichte. Nachdem Papst Julius II. sich 1511 Parmas und Piacenzas bemächtigt hatte und beide 1521 nach der Vertreibung der Franzosen aus Italien an den päpstlichen Stuhl zurückgefallen waren, erhob Papst Paul III. aus dem Haus Farnese P. und Piacenza 26. Aug. 1545 zu erblichen Herzogtümern und belehnte damit seinen natürlichen Sohn Pietro Luigi Farnese; doch ward derselbe wegen seiner tyrannischen Willkür infolge einer Verschwörung des Adels 1547 ermordet. Der kaiserliche Statthalter von Mailand, Ferrante Gonzaga, nahm hierauf das Herzogtum Piacenza in Besitz, während P. Ottavio Farnese, den Sohn Pietro Luigis, zum Herzog ausrief. Die Versuche des Papstes Paul III., P. dem Kirchenstaat einzuverleiben, scheiterten daran, daß Ottavio nun auf die Seite des Kaisers trat. Durch ein Bündnis mit Philipp II. von Spanien erhielt er 1558 auch Piacenza zurück. Als er 1586 starb, folgte ihm sein zweiter Sohn, Alessandro Farnese (s. d.), der während des größten Teils seiner Regierung als Statthalter der Niederlande die spanischen Heere gegen die Niederländer und Franzosen befehligte. Er baute zu P. eine Citadelle und starb 1592 in Arras. Sein ältester Sohn und Nachfolger, Ranuccio I., zog sich durch die Härte, mit der er 1612 eine Verschwörung des Adels unterdrückte, allgemeinen Haß zu, förderte aber Kunst und Wissenschaft, erbaute den Palast Pilotta und das Teatro Farnese und starb 1622. Ihm folgte Odoardo, sein zweiter Sohn, vermählt mit Margarete, der Tochter des Großherzogs Cosimo II. von Toscana, und deshalb ein Bundesgenosse des Hauses Medici und Frankreichs. Odoardo hatte 1646 seinen Sohn Ranuccio II. zum Nachfolger. Dieser starb 1694. Ihm folgten seine Brüder Francesco und 1727 Antonio. Als mit diesem 1731 der Mannesstamm des Hauses Farnese erlosch, war noch Elisabeth, eine Tochter Odoardo Farneses, eines Sohns des Herzogs Ranuccio II., übrig, seit 1714 Gemahlin des Königs Philipp V. von Spanien. Dieselbe wußte es dahin zu bringen, daß ihrem Sohn Karl die Anwartschaft auf die Herzogtümer P. und Piacenza zugesichert wurde. In der That nahm 1731 der Infant Karl von Spanien Besitz von P. und Piacenza und entführte 1733 von da die herrlichsten Kunstwerke nach Neapel. Nachdem aber Spanien das Königreich beider Sizilien erworben hatte, wurden durch die Friedenspräliminarien von 1735 die Herzogtümer P. und Piacenza an Österreich abgetreten. Im österreichischen Erbfolgekrieg wurden sie 1745 von Spanien zurückerobert. Zwar gewann Österreich sie schon im folgenden Jahr wieder, aber im Aachener Frieden von 1748 trat Maria Theresia beide Herzogtümer nebst Guastalla (das seitdem zu P. gehörte) als Sekundogenitur der spanischen Bourbonen an den spanischen Infanten Don Philipp ab. Auf diesen folgte 1765 sein Sohn Ferdinand unter der Vormundschaft des Franzosen Wilhelm du Tillot, der eine freisinnige Regierung führte und die Rechte der Kirche beschränkte. Nachdem der Herzog 1781 die Volljährigkeit erlangt hatte, gab er du Tillot den Abschied und führte 1787 die Inquisition in seinen Herzogtümern ein. Im französischen Revolutionskrieg mußte er, von Österreich im Stiche gelassen, seinen Thron von Bonaparte 5. Nov. 1796 mit 6 Mill Lire, einer großen Menge von Kriegsbedürfnissen und 20 der besten Gemälde Parmas erkaufen. Der Friede von Campo Formio (17. Okt. 1797) riß ein Stück seines Landes am linken Po-Ufer zu gunsten der Calvinischen Republik ab. Zufolge einer Übereinkunft zwischen Frankreich und Spanien zu Madrid vom 21. März 1801 erhielt Ferdinands und Marie Amaliens von Österreich Sohn Don Ludwig das aus dem Großherzogtum Toscana gebildete neue Königreich Etrurien. Dagegen mußte Ludwig, als der Herzog Ferdinand 1802 an Gift starb, die Herzogtümer P., Piacenza und Guastalla an Frankreich abtreten, welches sie durch Moreau de Saint-Méry verwalten ließ, bis Napoleon I. 21. Juli 1805 sie dem französischen Reich völlig einverleibte. Aber schon 30. März 1806 gab der Kaiser Napoleon seiner Schwester Marie Pauline das Herzogtum Guastalla und später P. an Cambacérès sowie Piacenza an Lebrun als französische Lehen; jedoch hatten die letzten beiden keine Hoheits- und Fürstenrechte darüber, sondern nur den Herzogstitel mit dem Genuß jährlicher Einkünfte. Nach Verfügung vom 30. Mai 1808 sollten P. und Piacenza das Departement Taro bilden.
Durch den Pariser Frieden von 1814 und die