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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pas de Feuquières; Pasdeloup; Paseng; Paséo; Pasewalk

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Pas de Feuquières - Pasewalk.

ehemaligen Grafschaft Artois und Teilen der Picardie (den Landschaften Boulonnais, Calaisis und Ponthieu), grenzt nördlich und östlich an das Departement Nord, südlich an Somme, westlich an den Kanal (La Manche) und umfaßt 6606 qkm (119,97 QM.). Das Land ist im allgemeinen eben und wird von einer durch die Arrondissements Boulogne, Montreuil und St.-Pol verzweigten Hügelkette (200 bis 212 m hoch) in zwei gleich fruchtbare Hälften geteilt. Die Küste ist sandig, und die Seehäfen sind der Versandung ziemlich ausgesetzt. Das Departement ist sehr reich bewässert; die bedeutendsten Flüsse sind: Authie, Canche, Aa, Lys und Scarpe, welche sämtlich im Land selbst entspringen, meist schiffbar sind und teils in das Departement Nord übergehen, teils in den Kanal La Manche münden. Die Niederungen, die sich in historische Zeit auf Kosten des Meers ausgedehnt haben und noch ausdehnen, enthalten neben Sümpfen, die jedoch durch Kanäle immer mehr entwässert werden, und Torfmooren schöne Wiesen und fruchtbare Ebenen, letztere namentlich im N. des Departements. Das Klima ist veränderlich und stürmisch. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 853,526 Einw. und weist eine stetige Vermehrung auf, seit 1861 um 129,188 Einw.; das Departement gehört zugleich mit 129 Einw. auf das QKilometer zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten Frankreichs. Von dem Gesamtareal kommen auf Äcker 498,035, Wiesen 41,862, Wälder 42,072, Heiden und Weiden 16,802 Hektar. Große und zusammenhängende Waldungen findet man nirgends; es gibt nur kleinere, meist aus Eichen und Birken bestehende Forsten. Der Ackerbau steht in hoher Blüte und produziert Getreide weit über den Bedarf (im Jahresdurchschnitt 7,5 Mill. hl, meist Weizen und Hafer), ferner Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben (12 Mill. metr. Ztr., darin das dritte Departement Frankreichs), Flachs (44,000 metr. Ztr., darin das zweite Departement), Ölpflanzen und Tabak. Von großer Wichtigkeit ist auch die Viehzucht; man zieht treffliches Rindvieh (192,400 Stück), vorzüglich gute Milchkühe, kräftige Zugpferde (77,200 Stück), Esel, veredelte Schafe, Ziegen, sehr viel Schweine (137,500 Stück) und namentlich zahlreiches Geflügel. Auch die Fischerei ist einträglich. Das Mineralreich ist nicht minder reich; seit Mitte des Jahrhunderts werden bedeutende Steinkohlenlager ausgebeutet (jährliche Produktion über 6 Mill. metr. Ton., d. h. ungefähr ein Drittel der Gesamtproduktion Frankreichs) und außerdem Torf und Eisenerz gewonnen. Dies hat nun auch eine lebhafte Industrie ins Leben gerufen, welche 270,000 Personen (gegen 350,000 bei der Landwirtschaft thätige) beschäftigt. Hauptzweige derselben sind: die Verhüttung und Verarbeitung von Eisen (1885: 92,000 Ton. Roheisen und 73,330 T. Bessemerstahlschienen), Blei, Kupfer und Zink, der Maschinenbau, die Fabrikation von Fayence, Thonpfeifen, Glas, Papier (30 Fabriken mit 1900 Arbeitern), Kerzen und Seifen, die Ziegelbrennerei, Gerberei, Brauerei, Branntweinbrennerei, Rübenzuckerfabrikation (89 Fabriken mit ca. 10,000 Arbeitern), die Korbmacherei, der Betrieb von Getreide- und Ölmühlen, die Baumwollspinnerei und -Weberei, Wollspinnerei, Flachsspinnerei und -Weberei und die Fabrikation gemischter Gewebe. Die hauptsächlichsten Artikel der produzierten Manufakturwaren sind: Leinwand, Spitzen, Baumwollsamt, Batist, Tüll, Kleiderstoffe, dann Posamentier- und Wirkwaren. Der Handel ist ebenfalls sehr lebhaft und wird durch die rege Schiffahrt; welche sich in den Häfen Calais und Boulogne konzentriert, zahlreiche Kanäle und ein reichverzweigtes Eisenbahnnetz unterstützt. Die bedeutendsten Kanäle sind: der von Calais nach St.-Omer, der von St.-Omer nach Aire (Neuffosséekanal), welcher die Lys mit der Aa verbindet, der von Aire nach La Bassée (42 km), der Kanal der Aa und jener der obern Deule. Der südöstliche Teil des Departements wird von der Nordbahn (Linie Paris-Brüssel) durchschnitten, welche Arras berührt und sich außerdem im Departement mit den in Calais zusammenlaufenden Hauptlinien über Etaples und Boulogne und über Béthune und St.-Omer sowie mit mehreren Nebenlinien verzweigt. An höhern Lehranstalten bestehen ein Lyceum und 6 Kommunalcollèges. Das Departement zerfällt in die sechs Arrondissements: Arras, Béthune Boulogne, Montreuil, St.-Omer und St.-Pol und hat Arras zur Hauptstadt. Vgl. Vuillemin, Le bassin houiller du P. (Lille 1880-85, 3 Bde.).

Pas de Feuquières, s. Feuquières.

Pasdeloup (spr. pād'luh), Jules Etienne, Orchesterdirigent, geb. 15. Sept. 1819 zu Paris, machte seine Studien am dortigen Konservatorium, wurde nach der Revolution von 1848 zum Gouverneur des Schlosses St.-Cloud ernannt, gab jedoch diese Stelle auf, um 1851 in Paris eine Konzertgesellschaft zu gründen, welche unter dem Namen Société des jeunes artistes du Conservatoire regelmäßige Orchesteraufführungen veranstaltete. Der geringe Erfolg dieser Konzerte hielt P. nicht ab, dieselben zehn Jahre später in den großartigsten Dimensionen zu erweitern. Gestützt auf die Protektion der Prinzessin Mathilde und des Oberintendanten der schönen Künste, de Nieuwekerke ^[richtig: Nieuwerkerke (= Alfred Émilien de Nieuwerkerke, 1811-1892)], deren musikalische Soireen er seit Jahren geleitet hatte, eröffnete er 27. Okt. 1861 in dem 5000 Menschen fassenden Cirque Napoléon (nach 1870 Cirque d'hiver genannt) seine Concerts populaires, und der sofortige glänzende Erfolg des Unternehmens rechtfertigte die Kühnheit seines Versuchs in vollem Maß. Der Ruf dieser Konzerte, welche während der sechs Wintermonate an jedem Sonntagnachmittag stattfinden und ihr Publikum vorwiegend aus dem Mittelstand rekrutieren, hat sich bis zur Gegenwart ungeschwächt erhalten, und die öffentliche Anerkennung der Verdienste ihres Begründers durch Gewährung einer staatlichen Subvention von 25,000 Frank jährlich und Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion fand allgemeine Zustimmung. Während der Jahre 1868-70 führte P. gleichzeitig die Direktion des Théâtre lyrique und erwarb sich hier ein neues Verdienst durch Aufführung klassischer Opern sowie des "Rienzi" von R. Wagner, dessen Kompositionen er auch in seinen Volkskonzerten, unbeirrt durch den heftigen Widerstand eines Teils des Publikums, mit anerkennenswerter Konsequenz Bahn gebrochen hat. Er starb 1887 in Fontainebleau.

Paseng, s. Ziege.

Paséo (span.), Name der öffentlichen Promenaden in spanischen Städten.

Pasewalk, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Uckermünde, an der Ucker, Knotenpunkt der Linien Stettin-Strasburg und Angermünde-Stralsund der Preußischen Staatsbahn, 10 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen, eine kath. Kapelle, 5 Hospitäler, eine höhere Bürgerschule, ein Amtsgericht, Eisengießerei, Stärke-, Zigarren-, Tabaks- und Mühlsteinfabrikation, Bierbrauerei, Mahl- und Schneidemühlen, Lumpenhandel, bedeutende Landwirtschaft und (1885) mit der Garnison (1 Kürassierreg. Nr. 2) 9514 meist evang. Einwohner. Hier 1760 siegreiches Gefecht der