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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pautingfu; Pauvre; Pauwels; Pav.; Pavage; Pavāne; Pavé; Pavēsen; Pavet de Courteille; Pavĭa; Pavīa

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Pautingfu - Pavia.

quatre livres de philosophie morale et politique des Chinois" (1841, 4. Ausg. 1852); "Sinico-Aegyptiaca" (1842); "Histoire des relations politiques de la Chine avec les puissances occidentales" (1859); "Le livre de Marco Polo" (1865); "Mémoires sur l'antiquité de l'histoire et de la civilisation chinoises" (1869) u. a.

Pautingfu, Hauptstadt der chines. Provinz Petschili, südwestlich von Peking, Winterresidenz des Generalgouverneurs Lihungtschang, der im Sommer in Tiëntsin wohnt.

Pauvre (franz., spr. pohwr), arm, ärmlich; beklagenswert; Pauvreté, Armut, Armseligkeit.

Pauwels, Ferdinand, Maler, geb. 13. April 1830 zu Eckeren bei Antwerpen, besuchte die dortige Akademie von 1842 bis 1850 und bildete sich vornehmlich unter Wappers zu einem der hervorragendsten Koloristen der neuern belgischen Schule aus. Seinem Erstlingswerk: Zusammenkunft Balduins I. mit seiner Tochter Johanna (1851), folgte 1852 Coriolan vor Rom, welches ihm den römischen Preis einbrachte. Während und nach einem vierjährigen Aufenthalt in Italien entstanden: Deborah als Richterin und Respa, die Gattin Sauls, an den Leichen ihrer Söhne (1856). Nach kurzem Aufenthalt in Dresden ging er nach Antwerpen, wo er durch: die Witwe Jacobs van Artevelde (1857, Museum zu Brüssel), die Verbannten des Herzogs Alba (1861), die Berufung der heil. Klara und andre Werke steigende Erfolge erzielte. 1862 wurde er als Professor an die Kunstschule in Weimar berufen, wo er bis 1872 zahlreiche Schüler in einer soliden Maltechnik ausbildete und unter andern die Bilder: Genter Bürger vor Philipp dem Kühnen, Amerika schafft die Sklaverei ab, Szenen aus der Verfolgung der Protestanten in den Niederlanden (Königsberg, städtisches Museum), Königin Philippine den Armen in Gent Hilfe spendend, Ludwig XIV. empfängt die Deputation der Republik Genua (München, Maximilianeum) und sieben Wandbilder aus der Geschichte Luthers auf der Wartburg malte. 1872 kehrte er nach Belgien zurück, folgte aber 1876 einem Ruf als Professor an die Kunstakademie in Dresden, wo er von neuem eine rege Lehrthätigkeit entfaltete. Seitdem entstanden: der Besuch des Grafen Philipp von Elsaß im Hospital St. Marien in Ypern (1877, Dresdener Galerie), Johanna von Flandern gibt am Karfreitag 1214 Gefangenen die Freiheit und sechs historische Wandgemälde in der Aula der Fürstenschule zu Meißen. Auch hat P. den von de Groux begonnenen Cyklus von zwölf Wandgemälden in der Tuchhalle zu Ypern vollendet. Energie der Charakteristik, Größe des Stils und Leuchtkraft der Farbe sind die Vorzüge seiner Kunst. Er besitzt die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.

Pav., bei botan. Namen Abkürzung für J. ^[José] Pavon, bereiste mit Ruiz und Dombey Peru und Chile. Vgl. Ruiz.

Pavage (franz., spr. -wahsch, im Latein des Mittelalters Pavagium), in den altenglischen Gesetzbüchern eine Geldabgabe, welche zur Pflasterung der Straßen und Hochwege diente; in Frankreich (droit de chaussée) eine Abgabe, welche für ein- oder durchgehende Waren entrichtet werden mußte.

Pavāne (Padovana, Paduana), alter Tanz italienischen Ursprungs (aus Padua) in geradem Takt und gravitätischer Bewegung, der später besonders in Spanien zu großer Beliebtheit gelangte. Die P. begegnet uns häufig in den ältesten Drucken von Tanzstücken (z. B. bei P. Attaignant).

Pavé (franz., spr. -weh), Steinpflaster, Pflasterstein; P. de l'ours oder bloß P., in der Sprache der französischen Journalisten s. v. w. ungeschickte Verteidigung, welche den Verteidigen erst recht bloßstellt, nach der bekannten Fabel von jenem Bären, der, um eine Fliege auf der Stirn seines schlafenden Herrn zu töten, einen großen Stein auf diesen niederfallen ließ.

Pavēsen (ital., Boffesen, Setztartschen), im Mittelalter die 2 m hohen, 1 m breiten, mit starkem Eisenblech beschlagenen Schilde, welche namentlich bei Belagerungen den Armbrustschützen als Deckung dienten und mit einem am untern Ende angebrachten eisernen Stachel in die Erde gestoßen werden konnten. Vgl. Schild. - In der Kochkunst heißen P. mit Pflaumenmus, Kalbsgehirn oder geräuchertem Lachs gefüllte, in Milch eingeweichte Semmelscheiben, welche paniert und in Schmalz gebacken werden.

Pavet de Courteille (spr. pawä d' kurtäj), Abel Jean Baptiste Marie Michel, franz. Orientalist, geb. 23. Juni 1821 zu Paris, mütterlicherseits Enkel von Silvestre de Sacy, widmete sich auf dessen Anregung dem Studium der orientalische Sprachen, insbesondere des Türkischen, wurde 1854 Lehrer desselben am Collège de France und 1873 de Rougés Nachfolger in der Akademie der Inschriften. Außer seinem Hauptwerk, dem "Dictionnaire turc-oriental" (1870), sind von seinen Schriften zu nennen: "Conseils de Nabou-Effendi à son fils Aboulkheïr" (1857); seine Ausgabe von Kémal-pechazadehs "Histoire de la campagne de Mohacz" (Text der Übersetzung mit Anmerkungen, 1859); "Mémoires du sultan Baber" (1871); "Miradj-Nâmeh, récit de l'ascension de Mahomet au ciel" (Text und Übersetzung, 1882) u. a. Mit Barbier de Meynard gab er die "Prairies d'or" des Masudi (1861-74, 8 Bde.), mit M. Ubicini "État présent de l'empire ottoman" (1876) heraus.

Pavĭa, s. Roßkastanienbaum.

Pavīa, ital. Provinz in der Lombardei, im N. von der Provinz Mailand, im O. von Piacenza, im S. von Genua, im SW. von Alessandria, im W. von Novara begrenzt, umfaßt 3325 qkm (nach Strelbitsky 3399 qkm oder 61,7 QM.) mit (1881) 469,831 Einw. Das Land ist, mit Ausnahme des südlichen gebirgigen Kreises Bobbio, eben, gut bewässert und sehr fruchtbar ("der Garten der Lombardei") und wird vom Po mit seinen Nebenflüssen Sesia, Agogna, Terdoppio, Ticino und Olona (von N.) und der Staffora und Trebbia (von S.) bewässert. Außerdem ist die Provinz von einem reichverzweigten Netz von Kanälen durchzogen, unter welchen der Naviglio di P. (von der Olona bei Mailand zum Ticino bei Pavia, 33 km lang), die Bereguardo und der Navigliaccio die bedeutendsten sind. Etwa 6000 Hektar sind Sumpfland, doch wird an deren Austrocknung gearbeitet. Hauptprodukte der vorzugsweise ackerbautreibenden Provinz sind: Reis (1886: 1,4 Mill. hl), Mais (¾ Mill. hl), Weizen (465,500 hl), Hafer, Hülsenfrüchte und Küchengewächse, Wein (679,000 hl). Kastanien, Obst und Ölsaaten. Eine Spezialität des Kreises Bobbio sind Trüffeln und Schnecken. Von Bedeutung sind die Seiden- (1,3 Mill. kg Kokons) und die Rindviehzucht, die Bereitung von Käse (Stracchino) und Butter, unter den Industriezweigen nur die Seiden- und Baumwollspinnerei, in geringerm Grade die Fabrikation von Hüten, Wollen- und Seidenstoffen. Die Provinz wird von mehreren Linien des oberitalienischen Eisenbahnnetzes, welche in Pavia, Mortara und Voghera ihre Knotenpunkte haben, durchzogen. Sie zerfällt in die Kreise Bobbio, Mortara (Lomellina), P. und Voghera.