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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Persevanten; Perseveránz; Pershore; Persĭca; Persĭco; Persĭen

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Persevanten - Persien.

und folgte, nachdem er seinen von den Römern begünstigten jüngern Bruder, Demetrios, aus dem Wege geräumt, 179 seinem Vater auf dem Thron von Makedonien. Während er in Rom um Erneuerung des väterlichen Bündnisses nachsuchen ließ, warb er in der Nähe und Ferne um Bundesgenossen gegen Rom, vermählte sich zu diesem Zweck mit Seleukos' IV. Tochter und gab dem bithynischen König Prusias II. seine Schwester zur Gattin. Der römische Konsul P. Licinius Crassus eröffnete hierauf 171 den Krieg gegen P., focht aber unglücklich bei Sykurion am Ossa. Auch das Jahr 170 war für die Römer nicht glücklicher, und hätte P. mehr Energie besessen und nicht aus Geiz sein Heer vermindert, würde er große Erfolge errungen haben. Seine schwankende Haltung verschaffte den Römern Zeit, die verfallene Kriegszucht in ihren Heeren wiederherstellen, und 168 erfocht der Konsul L. Ämilius Paullus bei Pydna einen entscheidenden Sieg über P. Letzterer entfloh nach Samothrake, mußte sich hier aber, von allen, bis auf seine zwei Söhne Philipp und Alexander, verlassen, ergeben und hierauf mit seiner Familie den Triumph seines Siegers schmücken. Er starb 166 zu Alba in römischer Gefangenschaft. Vgl. Gerlach, P., König von Makedonien (Basel 1857).

Persevanten (v. franz. persuivant), die Gehilfen der mittelalterlichen Herolde (s. Herold).

Perseveránz (lat.), Beharrlichkeit.

Pershore (spr. schōr), alte Marktstadt in Worcestershire (England), am Avon, 13 km von Worcester, mit Strumpfwirkerei, Viehhandel und (1881) 2885 Einw.

Persĭca, Pfirsichbaum.

Persĭco (Persio), s. Orseille. P. heißt auch ein aus bittern Mandeln oder Pfirsichkernen bereiteter Likör, welcher auch durch Mischen von Spiritus mit sogen. Persicoliköröl, einem gemischten ätherischen Öl, erhalten wird.

Persĭen (hierzu die Karte "Persien"), im Land selbst Irân genannt, asiatische Monarchie, welche die größere Westhälfte des alten Ariana umfaßt und im N. (gegen Russisch-Kaukasien) vom Fluß Aras und dem Kaspischen Meer, im S. vom Persischen Meerbusen und von dem Arabischen Meer begrenzt wird, während es im W. in dem armenisch-kurdischen Hochgebirge an Türkisch-Kurdistan und Irak Arabi, im O. an Afghanistan und Belutschistan stößt. Im NO. ist die Grenze zwischen P. und dem von den Russen eroberten Turkmenengebiet 1882 neu bestimmt worden. Sie folgt hiernach dem Unterlauf des Atrek aufwärts bis zum Fort Tschat, dann dem Kamm des Songu Dagh und dem Sjagirimgebirge, schneidet den obern Tschandyr, läuft nordöstlich zum Sumbar, dem sie bis zu seiner Quelle folgt, und dann auf dem Kamm des Kopet Dagh nach SO., indem sie im großen und ganzen der nördlichen Wasserscheide des Atrekflußgebiets bis Aschabad folgt und dann in südöstlicher Richtung bis Serachs verläuft. Der Flächenraum wird zu 1,647,070 qkm (29,912 QM.), die Bevölkerung zu ca. 7½ Mill. berechnet.

Bodengestaltung.

Das ganze Gebiet bis zum Indus (Afghanistan und Belutschistan eingeschlossen) wird von einem im einzelnen mannigfach abgestuften, abflußlosen, durch Faltung und nachfolgend Verwitterung und Abtragung entstandenen Hochland eingenommen, welches rings von Randgebirgen umgeben ist und sich in der Mitte bis zu 500 m Höhe einsenkt. Der Salzgehalt dieser von Wüsten erfüllten Depression beweist, daß sie in frühern geologischen Epochen von einem Binnenmeer bedeckt war (Tietze schreibt neuerdings den Salzgehalt der Steppen einem subaërischen Ursprung zu). In den Gebirgen Persiens walten drei Richtungen vor, darunter zwei von beschränkter Verbreitung: eine ostwestliche im äußersten Südosten, an der Grenze von Belutschistan (Zamirân- und Daramgebirge), und eine von ONO. gegen WSW., welche im östlichen Elburzgebirge (Sewad Kuh, Schahwar Kuh etc.) auftritt. Alle andern Gebirge, sowohl längs der Küste als im Innern, verlaufen fast ausnahmslos von SO. nach NW., also in derselben Richtung wie der westliche Himalaja, der Kaukasus etc. Vom Kören Tagh im NO., an der Grenze der Turkmenensteppe, bis zu den letzten Vorbergen des Puschti Kuh gegen das Tiefland des Tigris wiederholt sich diese Richtung unzähligemal; besonders scharf ist sie in den zahlreichen parallelen Kalkzügen Luristans und Chusistans ausgedrückt. Im ganzen scheinen in P. sämtliche geologische Formationen vertreten zu sein, von den altkristallinischen an bis zu den jüngern Eruptivgesteinen und jüngsten Detritusbildungen. Übrigens sind Geologie und Orographie Persiens bis heute noch sehr wenig erforscht (einen Abriß der Geologie gaben Blanford in "Eastern Persia", Lond. 1876, und E. Tietze). Die Gebirgszüge treten nicht bis unmittelbar an den Persischen Meerbusen, sondern lassen für einen flachen, heißen Strand Raum. Die Gebirge erscheinen, mit Ausnahme der zwei Frühlingsmonate April und Mai, in denen ein grüner Anflug entsteht, einförmig rotbraun und dürr. Daher bleiben nur die untern Teile der Gebirgsabhänge und ihr Übergang zu den Hochebenen sowie die Hügellandschaften nebst den die Flüsse säumenden Landstrichen als diejenigen Strecken übrig, in denen Bodenkultur möglich ist. Zu den angenehmsten Landschaften gehören die sich sanft senkenden Südabhänge des Elburzgebirges, namentlich die Landschaft Schimran im N. von Teheran, welche zahlreiche dicht bei einander und zwischen immergrünen, herrlichen Gärten gelegene Dörfer enthält. Hydrographisch läßt sich P. in drei Gebiete teilen: in den Norden, den Süden und das abflußlose Innere. Die große Erhebung des Landes gegenüber den nördlich vorliegenden Wüsten (Plateaustufen von 1500-1800 m, Randgebirge von 4-5000, ja im Demawend über 6000 m Höhe) bedingt eine sehr ungleichartige Verteilung der Niederschläge: an der Südküste des Kaspischen Meers sind dieselben sehr bedeutend und erzeugen dort die üppigste Vegetation, im Innern Persiens und an seinen südlichen Küsten sind sie sehr selten und stellenweise fast gleich Null. Reich an Flüssen ist darum nur der Norden, das Gebiet des Kaspischen Meers, mit dem Aras (dem alten Araxes), dem Kisil Uzen oder Sefid Rud, den zahlreichen kurzen, aber wasserreiche Flüssen Masenderans und dem Gurgen und Atrek, welch letztere beide im nördlichen Chorasan entspringen. Auch der Süden, und besonders der Südwesten, ist nicht ganz arm an Flüssen, welche in dem westlichen und nordwestlichen Gebirgsrand entspringen und nach kurzem Lauf teils in den Tigris, wie der Kercha und Kuren, teils in den Persischen Meerbusen, wie der Dscherra, Zore, Sefid Rud, Sitaregjan, Nabend Rud, Chalata etc., münden. Schiffbar ist außer dem Aras nur der Karun aufwärts bis Ahwas, doch bedarf er noch sehr menschlicher Nachhilfe. Durchaus arm an Niederschlagen und Flüssen ist aber das abflußlose Innere, dessen wenige Flüsse im Sande der großen Salzwüste (Deschti Kuwir) bald versiegen oder in Salzseen und Sümpfe (Urmiasee, Nirîs oder Bachtegân und Hamunsumpf) sich ergießen. Am Austritt aus dem Gebirge bewässern diese Flüsse meist fruchtbare Oasen,