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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pescheck; Peschel; Peschiera; Peschito; Peschka

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Pescheck - Peschka.

kulturen sind: Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, Mais, Ölsaaten, Baumwolle, Zuckerrohr. Die 14 Kohat-Salzbergwerke, von denen jetzt aber nur fünf im Betrieb sind, lieferten der Regierung 1884 ein Einkommen von 11,090 Pfd. Sterl. Von Verkehrsmitteln besitzt P. 75 km der Nord-Pandschab-Eisenbahn, 241 km schiffbarer Wasserstraßen und 157 km makadamisierter Straßen. Der Handel mit Afghanistan ist bedeutend; der indische Warenverkehr mit diesem Land nimmt seinen Weg fast ausschließlich und mit Zentralasien zum großen Teil über P. Die Landschaft wurde 1849 im zweiten Sikhkrieg dem britisch-indischen Reich einverleibt. - Die Stadt P., an einem kleinen Nebenfluß des Kabul unweit des Chaiberpasses, besteht meist aus unscheinbaren Häusern, umgeben von einem Erdwall, durch welchen 16 Thore führen, und hat (1881) 59,292 meist mohammedanische Einwohner. Das 3 km westlich gelegene Militärviertel, wo sich auch die englischen Verwaltungsbeamten befinden, zählt 20,690 Einw. Die Garnison besteht aus 2 Regimentern europäischer, 3 Regimentern indischer Infanterie, einem Regiment Kavallerie und einer Batterie. Stadt und Kantonnement gehören zu den ungesündesten Plätzen Indiens, doch sind in neuester Zeit viele Verbesserungen vorgenommen worden. P. ist in alter wie in neuerer Zeit wiederholt Beute von Eroberern geworden. Ihre Glanzzeit fällt in den Beginn der christlichen Zeitrechnung, wo Kanischka, der Patron der Buddhisten, hier zahlreiche Bauten aufführte und die Dynastie der kleinen Juetschi P. zu ihrer Residenz wählte. Wiederholt zerstört, wurde die Stadt unter dem jetzigen Namen vom Mogulkaiser Akbar im 16. Jahrh. erbaut. Für die Mogulkaiser, die Sikh wie jetzt für England hat P. große strategische Bedeutung als vorgeschobener Posten gegen Afghanistan; die Engländer haben daher starke Verteidigungswerke angelegt. Im afghan. Krieg war P. Hauptquartier der Engländer.

Pescheck, 1) Christian, Verfasser ehemals weitverbreitete Rechenbücher, geb. 31. Juli 1676 aus einer eingewanderten tschechischen Familie zu Zittau, war von 1704 bis zu seinem Tod (28. Okt. 1747) Lehrer der Mathematik am dortigen Gymnasium.

2) Christian Adolf, Geschichtsforscher, Urenkel des vorigen, geb. 1. Febr. 1789 zu Johnsdorf bei Zittau, studierte in Wittenberg und war Archidiakonus in Zittau, wo er 3. Nov. 1859 starb. Seine Forschungen waren besonders dem Oybin, auf dem ihm auch 1861 eine Bronzebüste errichtet wurde, und der Stadt Zittau gewidmet. Er schrieb: "Handbuch der Geschichte der Stadt Zittau" (Zitt. 1834-36, 2 Bde.); "Geschichte der Cölestiner des Oybin" (das. 1840); "Geschichte der böhmischen Gegenreformation" (Dresd. 1844, 2 Bde.); "Die böhmischen Exulanten in Sachsen" (Leipz. 1857) u. a.

Peschel, Oskar, hervorragender Geograph, geb. 17. März 1826 zu Dresden als der Sohn eines Offiziers und Lehrers an der Kadettenschule, studierte 1845-48 in Leipzig und Heidelberg Jurisprudenz, trat dann in die Redaktion der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" ein, welcher er sechs Jahre angehörte, und übernahm 1854 diejenige des "Ausland", die er bis Ende März 1871 fortführte. Während dieser Zeit erschienen seine bedeutendsten historisch-geographischen Werke, namentlich die "Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen" (Stuttg. 1858, 2. Aufl. 1877) und die "Geschichte der Erdkunde bis auf A. v. Humboldt und K. Ritter" (Münch. 1865; 2. Aufl., hrsg. von Ruge, 1877), denen sich später die "Neuen Probleme der vergleichende Erdkunde als Versuch einer Morphologie der Erdoberfläche" (Leipz. 1870, 4. Aufl. 1883) anschlossen. Im April 1871 wurde er als ordentlicher Professor der Geographie an die Universität Leipzig berufen, veröffentlichte hier seine "Völkerkunde" (Leipz. 1875), von der nach wenigen Monaten eine zweite Ausgabe nötig wurde (6. Aufl., bearbeitet von A. Kirchhoff, 1885), starb aber schon 31. Aug. 1875. Nach seinem Tod erschienen "Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde" (hrsg. von Löwenberg, Leipz. 1877-79, 3 Bde.), "Physische Erdkunde", bearbeitet von Leipoldt (2. Aufl., das. 1883-85, 2 Bde.), und "Europäische Staatenkunde", bearbeitet von Krümmel (1. Abt. des 1. Bandes, das. 1880). P. ist einer der bedeutendsten Nachfolger K. Ritters, der in seinen ebenso gründlichen und ideenreichen wie klar und schön geschriebenen Werken an der Fortentwickelung der Wissenschaft im Sinn des Meisters mit durchschlagendem Erfolg gearbeitet hat. Vgl. v. Hellwald, Oskar P. (Augsb. 1876).

Peschiera (spr. peskjēra), Flecken und Festung in der ital. Provinz Verona, Distrikt Bardolino, inselartig am Ausfluß des Mincio aus dem Gardasee und an der Eisenbahn Mailand-Verona gelegen, bildet die Nordwestspitze des berühmten Festungsvierecks der Minciolinie, hat eine kleine, aber feste Citadelle, ein Zeughaus, einen kleinen Hafen, ein Arsenal für die Flottille des Sees, ein an die Festung anstoßendes verschanztes Lager und (1881) 1653 Einw. - P., seit der Hohenstaufenzeit unter dem Namen Piscaria vorkommend, gehörte zum mantuanischen Gebiet und wurde 1441 von den Venezianern genommen, denen es bis zum Ende der Republik gehörte. Es hat in allen Kämpfen in Oberitalien, namentlich der Napoleonischen und der neuesten Zeit, eine Rolle gespielt. Abwechselnd von Österreichern und Franzosen besetzt, wurde es dann dem Königreich Italien einverleibt; 1815 kam es an Österreich, wurde 1848 von den Piemontesen genommen, blieb aber, obwohl zur Lombardei gehörig, 1859 noch bei Österreich und wurde erst 1866 mit Italien vereinigt.

Peschito (syr., "einfach, treu"), Name der ältesten syrischen Bibelübersetzung des Alten und Neuen Testaments, die bei den syrischen Christen dasselbe Ansehen genießt wie die Vulgata bei den Katholiken. Die im Lauf des 3. Jahrh., teilweise sogar früher, entstandene Übersetzung sowohl des Alten als des Neuen Testaments ist aus dem Grundtext geflossen und rührt von christlicher Hand her. Vom Neuen Testament fehlen darin die Offenbarung Johannis, der 2. Brief Petri, der 2. und 3. Brief Johannis und der Brief Judä.

Peschka, Gustav Adolf von, Mathematiker, geb. 30. Aug. 1830 zu Joachimsthal in Böhmen, besuchte seit 1846 das Polytechnikum und die Universität zu Prag, wurde 1852 daselbst Adjunkt für Mechanik, Maschinenlehre und Physik, 1855 supplierender Professor, 1857 ordentlicher Professor in Lemberg, 1864 in Brünn, wo er zunächst Mechanik und Maschinenbau und seit 1867 darstellende Geometrie lehrte. Von seinen zahlreichen Arbeiten, durch welche er die Maschinenlehre und die Mathematik förderte, sind besonders hervorzuheben: seine Normalflächen, eine freie klinographische Projektion, der Indikator für Dampfmaschinen und dessen Anwendung, Ursachen der Dampfkesselexplosionen; "Freie Perspektive (zentrale Projektion) in ihrer Begründung und Anwendung" (Hannov. 1868; 2. Aufl., Leipz. 1888, 2 Bde.); "Kotierte Projektionsmethode und deren Anwendung" (Brünn 1877); "Darstellende und projektive Geometrie" (Wien 1885, 4 Bde.).