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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Philemon und Baukis; Philetas; Philharmonisch; Philhellenen; Philiatä; Philidor; Philip.; Philipp

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Philemon und Baukis - Philipp.

Philemon und Baukis, ein wegen treuer Liebe im Altertum berühmtes greises Ehepaar. Beide bewohnten in Phrygien eine ärmliche Hütte, als Zeus und Hermes in menschlicher Gestalt vom Olymp herabkamen, um Phrygien zu durchstreifen. Aber niemand wollte den Fremdlingen Obdach gewähren, nur P. und B. empfingen sie gastfreundlich. Die Gäste gaben sich darauf zu erkennen und ließen die ganze Gegend von Wasserfluten verschlingen; nur die Hütte der Alten blieb verschont und wurde in einen prachtvollen Tempel verwandelt, in welchem sie fortan den priesterlichen Dienst versahen. Sie wurden schließlich gleichzeitig in Bäume verwandelt.

Philetas, griech. Dichter und Grammatiker, aus Kos, ein Freund des Theokrit, lebte in der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr., zuletzt zu Alexandria als Lehrer des Ptolemäos II. Philadelphos (geb. 309). Seine erotischen Elegien, deren Gegenstand eine Geliebte Battis war, wurden von Alexandrinern und Römern sehr geschätzt; Properz, welcher sie sich zum Muster nimmt, ist voll von ihrem Lob. Fragmente gesammelt von Bach (Halle 1829), Schneidewin (in "Delectus poesis elegiacae Graecorum", Götting. 1838) und Bergk (in "Poetae lyrici graeci", Bd. 2, 4. Aufl., Leipz. 1882); übersetzt von Weber ("Elegische Dichter der Hellenen", Frankf. 1826) und Jacobs ("Griechische Blumenlese", Bd. 2).

Philharmonisch (griech.), musikliebend; daher "philharmonische Gesellschaften", s. v. w. Musikvereine, Konzertinstitute.

Philhellenen (griech., Griechenfreunde), diejenigen, welche die Griechen bei ihrem Freiheitskampf durch Wort oder That unterstützten, wie Byron, König Ludwig I. von Bayern, Thiersch u. a. Um diese Hilfsleistungen nach einem einheitlichen Plan zu regeln, bildeten sich Philhellenenvereine, die vornehmlich die Einsammlung der freiwilligen Gaben besorgten und die Ausrüstung und Überschiffung der Kämpfer vermittelten. Besonders thätig in dieser Beziehung waren der Bankier Eynard in Genf und Ernst Emil Hoffmann in Darmstadt. Aus den von allen zivilisierten Ländern nach Griechenland gekommenen Freiheitskämpfern selbst bildete sich ein Philhellenenkorps, das unter General Normann an den Kämpfen der Griechen ruhmvollen Anteil nahm, in der unglücklichen Schlacht bei Peta (16. Juli 1826) aber vollständig zersprengt wurde. Vgl. Griechenland, S. 712.

Philiatä (türk. Filat), Stadt im türk. Wilajet Janina, an der großen Straße vom Meer nach Janina, nördlich vom Fluß Kalamas, mit 3000 Einw.

Philidor, François André Danican, franz. Komponist, geb. 7. Sept. 1726 zu Dreux (Eure-et-Loir), erhielt seine Ausbildung als Chorknabe der königlichen Kapelle zu Versailles durch Campra und entwickelte sich gleichzeitig zu einem Schachspieler ersten Ranges. Als solcher unternahm er von 1745 bis 1754 Kunstreisen durch Deutschland, Holland und England, widmete sich aber, im letztgenannte Jahr nach Paris zurückgekehrt, wieder mit Ernst der Musik und debütierte 1759 als Komponist mit der komischen Oper "Blaise le savetier" am Theater der Foire St.-Laurent, der Wiege der spätern Opera comique. In der Folge schrieb er für die verschiedenen Operntheater von Paris noch 21 dramatische Werke, von denen namentlich "Le sorcier" glänzenden Erfolg hatte. Von 1785 an wandte er sich wieder ausschließlich dem Schachspiel zu, welche Kunst er auch durch seine 1777 erschienene, in mehrere fremde Sprachen übersetzte Schrift "Traité du jeu d'échecs" nach theoretischer Seite förderte. Er starb 31. Aug. 1795 in London, wo er, durch die Revolution aus Paris vertrieben, eine Zuflucht gefunden hatte. Man verehrt in ihm mit Recht einen der Begründer der französischen komischen Oper, welche er in Gemeinschaft mit Monsigny und Grétry zu einer der großen Oper ebenbürtigen Kunstgattung erhoben hat. Vgl. Allen, Life of P. (Philadelphia 1864).

Philip., Abkürzung für R. A. Philippi, geb. 1808 zu Charlottenburg, bis 1850 Schuldirektor in Kassel, später Direktor des botanischen Gartens zu Santiago in Chile (Konchylien).

Philipp (griech. Philippos, "der die Pferde Liebende, der Ritterliche, Mutige"), männlicher Name, unter dessen Trägern die bemerkenswertesten sind:

[Könige von Makedonien.] 1) P. I., Sohn des Argäos, der dritte König aus dem Haus der Temeniden, regierte 621-588 v. Chr. und fiel im Kampf gegen die Illyrier.

2) P. II., der Gründer der Größe seines Reichs, Sohn Amyntas' II. und der Eurydike, geb. 382 v. Chr., ward, als sein Bruder Alexander mit Hilfe des Feldherrn der Thebaner, Pelopidas, den Thron bestiegen, 369 von diesem als Geisel mit nach Theben genommen, wo er im Haus des Pammenes lebte und sich griechische Bildung erwarb. 366 nach Makedonien zurückgekehrt, beherrschte er seit seines Bruders Perdikkas III. Thronbesteigung (365) ein kleines Teilfürstentum und übernahm nach dessen Tod (360) an Stelle seines unmündigen Neffen Amyntas III. die Regierung in schwierigster Lage. Die Illyrier rüsteten sich zu einem Einfall, die Päonier verheerten die Grenzen; im Innern machten ihm Pausanias, von den Thrakern, und Argäos, von den Athenern unterstützt, die Herrschaft streitig. Er beseitigte seine Nebenbuhler, indem er die Thraker und die Athener durch Geschenke und Nachgiebigkeit für sich gewann. Die Illyrier besiegte er in einer Feldschlacht und zwang sie zur Herausgabe ihrer Eroberungen. Er war nun bemüht, den Adel des Landes für sich zu gewinnen, indem er die Häupter desselben an den Hof zog, durch Belohnungen und Ehrenstellen an sich fesselte und durch Erziehung und Bildung für höhere Leistungen befähigte. Aus ihm bildete er seine Leibwache und nahm er die Offiziere für das neuorganisierte Heer, das aus einer vortrefflichen Reiterei, dem berühmten schweren Fußvolk, der Phalanx, und den Leichtbewaffneten bestand. So bewirkte er, daß das Volk 359 dem durch Geistes- und Körpervorzüge hervorragenden Jüngling mit Übergehung des Amyntas die Krone bereitwillig übertrug. P. war zugleich ein ausgezeichneter Feldherr und Staatsmann. Sein Charakter war voller Widersprüche: großmütig und freigebig gegen Freunde, liebenswürdig im persönlichen Umgang, voll Begeisterung und Ehrfurcht für die Größe und Schönheit hellenischer Bildung, tapfer und ausdauernd im Kampf, war er zugleich verschlagen und hinterlistig, rachsüchtig und gefühllos im Zorn, zügellos und roh bei Gelagen. Sein Ziel: die Unterwerfung Griechenlands und die Eroberung der Weltherrschaft, suchte er auf Umwegen, durch unredliche List zu erreichen. Während er die Athener durch Freundschaftsversicherungen täuschte, besetzte er Amphipolis, dann Potidäa und Pydna und bemächtigte sich der Goldbergwerke des Pangäos, an dem er die Stadt Philippi gründete, sowie der athenischen Inseln Imbros und Lemnos. In Pierien zerstörte er die Stadt Methone und verteilte deren Gebiet unter seine Soldaten. Hier verlor er durch einen feindlichen Pfeil ein Auge. Durch die Thessalier in den