Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Photographie

17

Photographie (verschiedene Verfahrungsweisen).

matten Scheibe. Durch Einschieben oder Ausziehen der beweglichen Rückwand der Camera "stellt man das Bild scharf ein". Je näher der Gegenstand der Linse, desto größer wird das Bild, je weiter, desto kleiner; außerdem hängt die Größe des Bildes noch von der Brennweite der Linse ab: je größer diese, desto größer ist das Bild. Das oben erwähnte Silberpapier ist zu wenig lichtempfindlich für Reproduktion des relativ lichtschwachen optischen Bildes. Man benutzt deshalb eine viel lichtempfindlichere Substanz, nämlich Jodsilber oder Bromsilber oder eine Mischung beider. In den ersten Zeiten der P. stellte man empfindliche Jodsilberflächen durch Räuchern einer Silberplatte in Joddämpfen dar (Daguerreotypie); diese läuft dadurch unter Bildung von Jodsilber gelb an. Bringt man eine solche Jodsilberschicht an die Stelle, wo in der Camera das Bild sichtbar ist, so empfängt die Schicht einen Lichteindruck, ohne jedoch sichtbar verändert zu werden. Erst durch Räuchern der Platte in Quecksilberdampf (Entwickelungs- oder Hervorrufungsprozeß) kommt ein deutlich sichtbares Bild und zwar ein positives zum Vorschein, indem die weißen Quecksilberkügelchen sich dort am stärksten verdichten, wo das Licht am kräftigsten gewirkt hat. Die Daguerreotypie liefert direkt nach der Natur ein positives Bild von großer Feinheit, aber starkem Spiegelglanz, ein Bild, welches jedoch nur auf dem gleichen umständlichen Weg der Camera-Aufnahme eine Kopie gestattet. Dieser Prozeß wurde verdrängt durch das Negativ verfahren Talbots, aus welchem sich später das Kollodiumverfahren entwickelte. Nach diesem putzt man Glasplatten sehr sorgfältig und übergießt sie mit einer Lösung von Kollodiumwolle und Jod- und Bromsalzen in Alkohol und Äther. Der Überzug trocknet zu einer gallertartigen Masse ein und wird sofort im Dunkeln in eine Auflösung von salpetersaurem Silber (Silberbad) gebracht. Hier wandeln sich die Jodsalze in Jod- und Bromsilber um, und diese bleiben in der Kollodiumschicht fein verteilt. Die so präparierte Platte wird aus dem Silberbad herausgenommen und noch feucht von anhängender Silberlösung in einem lichtdicht schließenden Kästchen (Kassette) in die Camera obscura gebracht, hier der Lichtwirkung ausgesetzt und alsdann im Dunkelzimmer mit einer Eisenvitriolauflösung übergossen. Diese schlägt auf der an der Platte hängenden salpetersauren Silberlösung sofort metallisches Silber als dunkles Pulver nieder, und dieses hängt sich an die belichteten Stellen der Platte um so stärker, je intensiver das Licht gewirkt hat. Das Bild wird nach dieser Hervorrufung noch verstärkt, indem man durch Aufgießen einer Mischung von Eisenvitriol und zitronensaurer Silberlösung noch einen zweiten Niederschlag von Silberpartikeln veranlaßt, die sich zu den erstniedergeschlagenen lagern, so daß das Bild nun in den dicksten Stellen hinreichend undurchsichtig ist, um den Durchgang des Lichts beim Kopierprozeß zu verhindern. Das Negativ wird nun fixiert, d. h. das noch darin enthaltene Jod- und Bromsilber durch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron, welches beide auflöst, herausgeschafft, schließlich gewaschen und mit Alkoholfirnis überzogen. In dem so erhaltenen Glasnegativ erscheinen die hellen Teile des Originals dunkel und die dunkeln Teile des Originals hell (in der Durchsicht). Vor einem dunkeln Hintergrund erscheint es als positives Bild, indem an den durchsichtigen Stellen der schwarze Hintergrund sichtbar wird und gegen diesen das graue Silberpulver, welches auf den dicken Stellen des Negativs liegt, wie weiß erscheint. Dieser positive Effekt tritt am schönsten hervor, wenn die Platte sehr kurze Zeit in der Camera belichtet worden ist. So fertigte man Positive mittels Kollodiums direkt auf dunklem Glas (Panotypen) und auf schwarz lackiertem Eisenblech (Ferrotypen). Gegenwärtig werden ganz allgemein bei den Aufnahmen nach der Natur negative Bilder gefertigt und diese in der Weise auf Papier kopiert, wie es oben beim Lichtpausverfahren angegeben ist. Hierzu dienen besondere Papiere (photographische Papiere), von denen die mit Eiweiß (Albumin) überzogenen Bilder von hohem Glanz, die mit Stärke (Arrowroot) überzogenen stumpfe Bilder liefern. Das Albuminpapier wird jetzt bevorzugt, weil es die feinsten Details wiedergibt. Zur Herstellung des Albuminpapiers schlägt man Eiweiß mit Chlorammoniumlösung zu Schaum und läßt den Bogen auf der klaren Flüssigkeit, die sich aus dem Schaum abscheidet, eine Minute schwimmen. Das getrocknete Papier wird im Dunkelzimmer auf eine Lösung von salpetersaurem Silber gelegt, wobei es sich mit Chlorsilber und Silbernitrat imprägniert, und getrocknet. Man legt das Negativ mit der Kollodiumseite nach oben auf die Glasplatte, welche den Boden des sogen. Kopierrahmens bildet, deckt das Papier mit seiner empfindlichen Seite nach unten auf das Negativ und schließt den Kopierrahmen so, daß das Papier fest gegen das Glasnegativ gepreßt wird, dreht dann den Rahmen herum, so daß das Negativ dem Licht zugekehrt ist, und läßt es so lange am hellen Tageslicht liegen, bis alle Teile des Bildes kräftig sichtbar sind, wäscht das Bild behufs Entfernung des noch darin befindlichen salpetersauren Silbers mit Wasser aus und bringt es nun in das sogen. Tonbad, eine Lösung von Goldchloridkalium und essigsaurem oder borsaurem Natron in Wasser. Der rotbraune Ton des Bildes verwandelt sich darin in einen purpurblauen; man kann aber auch andre Nüancen durch eine passende Abänderung des Bades erhalten. Das getonte und ausgewaschene Bild wird in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixiert und dann sehr sorgfältig ausgewaschen. Wird das unterschwefligsaure Natron nicht vollständig ausgewaschen, so bildet sich Schwefelsilber, welches das Bild gelb färbt. Die getrockneten Bilder werden schließlich passend geschnitten, aufgeklebt und zwischen Walzen geglättet (satiniert).

Das neuerdings in Aufnahme gekommene Gelatineverfahren beruht auf folgenden Grundlagen. Löst man Gelatine mit Bromkalium in Wasser auf und setzt (im Dunkeln) salpetersaures Silber zu, so bildet sich Bromsilber, welches in sehr feiner Verteilung in der Flüssigkeit schweben bleibt (Emulsion); die Empfindlichkeit derselben ist nicht sehr groß. Kocht man jedoch diese Emulsion einige Zeit, oder behandelt man sie mit Ammoniak, so nimmt ihre Empfindlichkeit ganz bedeutend zu. In der Kälte erstarrt die gekochte Emulsion und läßt sich dann leicht fein zerteilen und die darin befindlichen Salze durch Wasser entfernen. Die wieder geschmolzene Emulsion trägt man auf Glasplatten und läßt sie darauf erstarren und trocknen (Gelatineplatten). Diese Platten zeichnen sich gegenüber Kollodiumplatten durch ihre Haltbarkeit aus, so daß sie auf Reisen bequem mitgeführt werden können; sie sind ferner sechs bis zehnmal empfindlicher als Kollodiumplatten und gestatten deshalb Aufnahmen in viel kürzerer Zeit; dadurch ermöglichen sie die leichte Herstellung von Momentbildern; sie lassen sich ferner für den Handel im Vorrat fertigen und ersparen dem Amateur die mühsame Selbstpräparation. Dadurch haben sie der Liebhaberphotographie und der Anwendung