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Photographie (optische Hilfsmittel, Atelier, chemischer Prozeß).
derselben in Kunst und Wissenschaft einen außerordentlichen Aufschwung gegeben. Der Kollodiumprozeß tritt dem gegenüber mehr und mehr zurück. Die P. wird zu einer Universalkunst.
Ein sehr großer Übelstand der P. bestand darin, daß die photographischen Platten sich wesentlich nur für blaue Strahlen empfindlich zeigten, für grüne, gelbe und rote aber wenig oder nicht. Daher wurden blaue und violette Kleider in der P. oft weiß, gelbe und rote dagegen schwarz. Die P. nach farbigen Gegenständen (Gemälden) begegnete dadurch den allergrößten Schwierigkeiten. Leuchtende Wolken in Sonnenuntergangsbildern erschienen z. B. in der P. schwarz, der dunkelblaue Himmel dagegen hell etc., und nur durch Negativretouche konnte man diese Mängel verdecken. Die Ursache dieser Empfindlichkeit photographischer Platten für Blau und Violett wurde darin erkannt, daß die Platten wesentlich nur das blaue und violette Licht verschluckten (absorbieren), und daß nur diese absorbieren Strahlen auf die Platte wirkten, die übrigen nicht. H. W. Vogel versuchte nun bereits 1873, dem Bromsilber Stoffe beizumischen, welche das grüne, gelbe und rote Licht absorbierten, um die photographische Platte dadurch auch für jene Strahlen empfindlich zu machen. Der Versuch war von Erfolg gekrönt und wurde die Basis zur Entwickelung der farbenempfindlichen (isochromatischen, resp. orthochromatischen) Verfahren. Vogel benutzte als optische Sensibilisatoren, d. h. als Stoffe, welche das Bromsilber gelb-, resp. rotempfindlich machen, im Licht leicht verschießende Farbstoffe, wie Fuchsin, Cyanin, Eosin etc. Zuerst versuchte Ducos de Hauron dieses Prinzip praktisch anzuwenden. Die nachteilige Wirkung der Sensibilisatoren auf die photographischen Chemikalien stellte aber der Praxis Hindernisse in den Weg, die hauptsächlich durch Einführung der Gelatinetrockenplatten beseitigt wurden. Attout Tailfer brachte 1883 mit Eosin gefärbte isochromatische Gelatineplatten in den Handel; 1884 entdeckte Vogel die optisch sensibilisierende Kraft des Jacobsenschen Chinolinrots und präparierte mit diesem unter Zusatz von Chinolinblau die farbenempfindlichen Azalinplatten. Alle diese isochromen Platten bedurften aber zur Abschwächung des zu stark wirkenden blauen Lichts noch der Einschaltung einer Gelbscheibe bei der Aufnahme. Diese Mängel überwand H. W. Vogel durch Einführung des Eosinsilbers als optischen Sensibilisators. Durch seine und Obernetters Bemühungen entstanden die Eosinsilberplatten, welche sich von den herkömmlichen farbenempfindlichen Trockenplatten durch bedeutend größere Empfindlichkeit auszeichnen. Nur für Aufnahmen von Gemälden bedürfen dieselben noch zuweilen (bei leuchtend blauen Tönen) einer Gelbscheibe, bei Landschaften, Porträten etc. nicht. Neuerdings hat man nach E. Alberts Vorgang Kollodiumemulsionen (Kollodium, in welchem Bromsilber fein verteilt ist) mit Vorteil zur farbenempfindlichen P. verwendet.
Zu dem Fortschritt der P. haben aber auch die zahlreichen Vervollkommnungen der Objektive, d. h. der photographischen Linsen, beigetragen. Früher benutzte man einfache achromatische Linsen, welche behufs Erzielung scharfer Bilder stark "abgeblendet" werden mußten. Infolgedessen gaben sie sehr lichtschwache Bilder, die eine lange Expositionszeit nötig machten. Ein großer Fortschritt war die Erfindung des Porträtobjektivs von Petzval, einer Doppellinse, die bedeutend hellere Bilder lieferte und die Aufnahme von Porträten in kurzer Expositionszeit ermöglichte. Zur Aufnahme von Landschaften, Architekturen etc. ist weniger Lichtstärke, aber ein großer Gesichtswinkel notwendig. Die gewöhnlichen Landschaftsobjekte umfassen nur einen Winkel von 30 bis 45°, der meist zu klein ist. Man benutzte dazu früher ausschließlich einfache Linsen, später aber die Tripletobjektive, seit 20 Jahren jedoch sehr allgemein die von Steinheil eingeführten Aplanate. Zu diesem System gehören auch die Euriskope, rapid rectilinear lenses etc. Diese geben bei einem Gesichtsfeld von ca. 60° eine hinreichende Lichtstärke, um in heiterm Sommerwetter selbst Momentaufnahmen zu gestatten. Ist ein noch größeres Gesichtsfeld als 60° nötig, so nimmt man Weitwinkellinsen, wie Buschs Pantoskop, Dallmeyers Wide angle lens, Steinheils Weitwinkelaplanat, Voigtländers Weitwinkeleuriskop, die ein Gesichtsfeld von 75 bis 100° besitzen. Die Größe des Bildes hängt von der Brennweite der Linse ab. Je größer diese, desto größer ist das Bild. Um die Camera für Linsen verschiedener Brennweite benutzen zu können, ist sie mit einem Auszug versehen, der gestattet, sie zu verlängern, resp. zu verkürzen. Ist bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen ganz nahe liegender Vordergrund mit weit entfernten Gegenständen im Bild enthalten, so muß man, um alle gleich scharf zu gewinnen, eine Blende anwenden. Dadurch werden aber die Bilder der Camera lichtschwächer, und dieses macht Aufnahmen von dunkeln Innenräumen (Interieurs) meistens in hohem Grad langwierig.
Das Atelier des Photographen erfordert, besonders zur Aufnahme von Porträten, gardinenähnliche Vorrichtungen, um das Licht passend zu regulieren. Wie dieselben anzuwenden sind, muß von dem Photographen für jeden einzelnen Fall mit künstlerische Verständnis bestimmt werden. Der Erkenntnis der künstlerischen Grundsätze, worauf die P. beruht (z. B. Stellung des Aufzunehmenden, Beleuchtung desselben), verdankt man die wichtigsten Fortschritte im Felde der Porträtphotographie. Zu diesen Elementen tritt noch die Negativretouche, durch welche man diejenigen Teile, die zu hell, d. h. zu durchsichtig, erscheinen, durch Bearbeiten mit Bleistift oder Tusche weniger durchsichtig macht und dadurch verhindert, daß sie beim Kopieren zu schwarz werden. Die Negativretouche wird jetzt in der Porträtphotographie ganz allgemein vorgenommen, ehe man zum Kopieren des Bildes schreitet.
Der chemische Prozeß, auf welchem das photographische Verfahren beruht, ist in manchen Stücken noch rätselhaft. Chlor-, Brom- und Jodsilber erleiden im Licht eine Farbenveränderung, die bei Chlorsilber am stärksten, bei Jodsilber am schwächsten ist. Bei der Belichtung von Chlor- und Bromsilber werden Chlor und Brom frei, und es entsteht ein Silbersubchlorid, resp. Silbersubbromid. Beim Belichten des Jodsilbers bemerkt man kein Freiwerden von Jod, aber alle Körper, welche Jod chemisch binden, erhöhen die Lichtempfindlichkeit des Jodsilbers beträchtlich. Jodsilber gehört also zu den lichtempfindlichen Körpern, die sich nur bei Gegenwart eines Körpers kräftig zersetzen, der sich mit einem der frei werdenden Bestandteile verbindet. Dahin gehören: Höllensteinlösung, Tannin, Gallussäure, Pyrogallussäure etc. Solche Körper nennt man Erreger oder chemische Sensibilisatoren. Bei der Beachtung der Jodsilberplatte in der Camera findet demnach eine Reduktion statt. Über die Entwickelung und Verstärkung des Bildes beim Kollodiumprozeß wurde schon gesprochen. Bei der Entwickelung der Trockenplatten benutzt man eine stark reduzierend wirkende Flüssigkeit, entweder Pyrogallussäure mit Ammoniak