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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Photographie

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Photographie (Geschichtliches).

lichen heliographischen Prozessen so leicht verloren gehen. Neuerdings ist die Schnellpresse in das Verfahren eingeführt worden. Im Lichtdruck ist das Problem, photographische Halbtöne durch Pressendruck herzustellen, in der einfachsten und vollkommensten Weise gelöst. Nur hat er den Übelstand, daß die Lichtdruckplatten sich nicht aufbewahren lassen. Man hat Halbtondrucke aber auch auf andre Weise angefertigt. Jedes Pigmentbild (s. oben) erscheint reliefartig. Die Schwärzen sind hoch und die Lichter tief. Beim Trocknen schwindet freilich das Relief zusammen. Durch langes Kopieren unter gewissen Vorsichtsmaßregeln ist man aber im stande, ein so hohes Relief zu erhalten, daß es in Blei abgeklatscht werden kann. Solches geschieht mit Hilfe einer hydraulischen Presse, und man erhält dadurch eine Bleiform, die, mit halbdurchsichtiger Gelatinefarbe übergossen und auf Papier abgedruckt, ein Bild liefert, welches die tiefste Schwärze durch eine hohe, also dunklere, die Halbtöne durch eine weniger hohe, also hellere, Farbenlage wiedergibt (Woodburys Reliefdruckprozeß). Dies Verfahren wird seit Einführung des Lichtdrucks wenig mehr ausgeübt. Der sogen. photographische Glasdruck ist nichts weiter als ein modifizierter Lichtdruck. Zu demselben dient ein photographische Negativ, welches auf der Bildseite mit Chromgelatine präpariert und dann rückseitig belichtet wird. Die durchsichtigen Stellen werden dadurch fähig, fette Schwärze anzunehmen, welche sie beim Abdrucken wieder abgeben. Die Photoskulptur, wobei mit Hilfe eines Pantographen (Storchschnabels) die Umrisse einer Figur auf einen Thonblock übertragen werden, um dem Bildhauer als Hilfskontur zu dienen, kann nicht als ein photographisches Verfahren gelten, wenn auch die P. des zu modellierenden Gegenstandes dabei als Vorlage benutzt wird. Das Wesentliche an den sogen. Photoskulpturen ist Bildhauerarbeit. Vgl. Scamoni, Handbuch der Heliographie (Berl. 1873); Husnik, Das Gesamtgebiet des Lichtdrucks (3. Aufl., Wien 1885); Derselbe, Heliographie (2. Aufl., das. 1888); Derselbe, Zinkätzung (das. 1886); Schnauß, Der Lichtdruck und die Photolithographie (3. Aufl., Düsseld. 1886); Allgeyer, Handbuch über das Lichtdruckverfahren (Leipz. 1881).

Geschichte der Photographie.

Die Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers war schon den Alchimisten bekannt, und 1727 benutzte sie der Arzt J. H. ^[Johann Heinrich] Schultze in Halle a. S. zur Reproduktion von in Schablonen geschnittenen Schriftzügen durch das Sonnenlicht. Diese Versuche gerieten indes in Vergessenheit, und ähnliche Bemühungen von Davy und Wedgewood im J. 1802 blieben gleichfalls ohne Erfolg, weil sie kein Mittel fanden, die Kopie zu fixieren, d. h. lichtfest zu machen. Nicéphore Niepce beschäftigte sich seit 1814 mit ähnlichen Arbeiten und suchte zuerst die Bilder der Camera obscura aufzunehmen. 1828 zeigte er Bilder, die mit Hilfe von Asphalt in heliographischer Manier (s. oben) angefertigt worden waren. Somit ist die Asphalt-Heliographie das erste praktische photographische Verfahren. 1829 verband sich Nicéphore Niepce mit Daguerre, der Versuche in gleicher Richtung gemacht hatte, und dieser setzte nach Niepces Tod seine Untersuchungen allein fort und entdeckte 1838 das nach ihm benannte photographische Verfahren mit Silberplatten und Quecksilberentwickelung, welches 1839 publiziert wurde. Hier wurde zuerst ein bei kurzer Expositionsdauer hervorgerufener unsichtbarer Lichteindruck durch einen zweiten Prozeß, die Entwickelung, sichtbar gemacht. 1839 publizierte Fox Talbot sein Verfahren, Bilder auf Papier zu kopieren, und später einen Negativprozeß auf mit Jodsilber und Silbernitrat getränktem Papier. Dieser wurde die Grundlage der modernen P. Er wurde verbessert von Niepce de Saint-Victor, der 1847 statt des Papiers jodsilberhaltige Eiweißschichten als Negativplatten verwendete, und Archer und Fry in England, die das Kollodium an Stelle des Eiweißes verwendeten. Ihr 1851 publiziertes Kollodiumverfahren ist bis 1882 das herrschende geblieben. Jetzt tritt es gegen die hochempfindlichen Gelatineplatten zurück. Um die Entwickelung des Gelatineemulsionsverfahrens haben sich in erster Linie verdient gemacht: Bennett, der die Steigerung der Empfindlichkeit der Gelatineemulsion durch Wärme erfand, ferner Monkhoven, Obernetter, Eder. Der neueste Fortschritt besteht in der Herstellung farbenempfindlicher Platten, über deren Entdeckung im Text näheres mitgeteilt ist (s. oben). Der Positivprozeß erfuhr namentlich durch Einführung des Eiweißpapiers eine erhebliche Verbesserung. Eine ebenso durchgreifende Entwickelung zeigte die photographische Optik. 1842 berechnete Petzval in Wien die lichtstarke Porträtlinse, und Voigtländer schliff sie; sie reduzierte die für die Aufnahme nötige Belichtungszeit auf 1/10; später berechnete Petzval das zur Aufnahme von Zeichnungen dienende Orthoskop. Sutton und Dallmayer konstruierten zu gleichen Zwecken das Tripletobjektiv; Harrison 1863 die Kugellinse, welche ein ungewöhnlich großes Gesichtsfeld zeigt; Busch 1866 das Pantoskop, dessen Feld das der Kugellinse weit überragt; Steinheil 1867 die aplanatische Linse, die für Architektur und Landschaft sowie Zeichnungsreproduktionen jetzt allgemein angewendet ist; ihm reiht sich die Konstruktion von Voigtländers Euriskop an, das neuerdings durch Vergrößerung der Öffnung zu einem sehr lichtstarken Instrument geworden ist, welches mit der Porträtlinse Petzvals in Helligkeit konkurriert. Die Kombinationen von P. mit Pressendruck reichen zurück bis 1827. Der von Nicéphore Niepce für sein heliographisches Verfahren angewendet Asphalt diente später für den ersten photolithographischen Prozeß von Lemercier, Barreswyl ^[richtig: Barreswil bzw. Barreswill (= Charles-Louis Barreswil, 1817-1870)] und Davanne (1853). Das erste photochemische Pressendruckverfahren mit chromsauren Salzen übte Talbot 1852 aus. Er ist Erfinder des photographischen Stahldruckprozesses. Ihm reiht sich Poitevin an, der die von Talbot entdeckte Koagulation von Leim, gemischt mit chromsaurem Kali im Licht, zur Herstellung der Pigmentdrucke (Kohlenbilder) 1855 und später zur Erzeugung von Photolithographien mittels Chromsalze benutzte. Letzteres Verfahren wurde durch Osborne, Asser und James 1859, später durch Burchardt erheblich verbessert. Die Heliographie fand einen Förderer in Pretsch, der 1856 mit einem photogalvanographischen Verfahren hervortrat. Nach ihm haben Dallas, später Scamoni, Mariot u. a. in gleicher Richtung erfolgreich gearbeitet. Klic erfand die Photogravüre mit Ätzung, welche 1883 öffentlich bekannt wurde, Meisenbach um dieselbe Zeit die Hochätzung in Halbtönen mit Netzwerk. Woodbury erfand 1865 den Reliefdruckprozeß, später den von Rousselon verbesserten Prozeß der Photogravüre. Tessié de Mothay trat 1867 mit den ersten noch unvollkommenen Proben von Lichtdruck hervor, der durch Alberts Eingreifen 1868 einen raschen Aufschwung erfuhr und sich zu einem photographischen Pressendruckverfahren von sehr allgemeiner Anwendbarkeit entwickelt hat, an dessen Vervollkommnung zahlreiche Praktiker, wie Obernetter, Brauneck; Meyer u. a., gearbeitet haben. Eingebrannte