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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Platinen - Platoden.

gelbe Lösung gibt beim Verdampfen eine rotbraune Salzmasse, welche beim Austreiben des Kristallwassers braunrot wird. P. schmeckt widrig scharf metallisch, ist löslich in Wasser, Alkohol und Äther, färbt organische Stoffe braunrot, gibt beim Erhitzen grünlichgraues, unlösliches Platinchlorür PtCl2 ^[PtCl_{2}] und hinterläßt endlich Platin. Zink, Eisenvitriol, in alkalischer Lösung auch Alkohol, Glycerin etc. scheiden aus der Lösung fein verteiltes Platin aus. Chlorkalium fällt aus der Lösung gelbes Kaliumplatinchlorid K2PtCl6 ^[K_{2}PtCl_{6}] in kleinen, schwer löslichen Kristallen, welches beim Erhitzen in Chlorkalium, Platin und Chlor zerfällt. Das durch Chlorammonium gefällte ähnliche Ammoniumplatinchlorid, Platinsalmiak (NH4)2PtCl6 ^[(NH_{4})_{2}PtCl_{6}] hinterläßt beim Glühen 44,3 Proz. Platinschwamm. P. dient als Reagens auf Kalium- und Ammoniumverbindungen, zum Verplatinieren von Glas, Porzellan und Metallen, zum Ornamentieren von Thonwaren, zu Platinspiegeln, zur Herstellung von Platinschwamm, eingebrannten Photographien und zur Gewinnung von Rubidium und Cäsium. Verdampft man P. wiederholt mit Alkohol, so entsteht Äthylenplatinchlorür PtC2H3Cl2 ^[PtC_{2}H_{3}Cl_{2}], dessen sehr verdünnte Lösung beim Erhitzen auf Glas oder Porzellan einen spiegelnden Überzug von metallischem Platin gibt. Eine ähnliche Substanz dient zur Erzeugung von Platinlüster auf Porzellan.

Platinen, die Hebehaken der Jacquardmaschine; hakenförmige Stahlplättchen am Strumpfwirkerstuhl.

Platinerz, s. Platin.

Platingas, s. Leuchtgas, S. 735.

Platinieren, Metall oder Glas mit Platin überziehen.

Platinlegierungen, Mischungen und Verbindungen des Platins mit andern Metallen. Platin schmilzt mit Blei, Zinn, Zink, Antimon, Wismut, Arsen zusammen. Gold- und Silberlegierungen, auch solche mit Palladium werden zu künstlichen Gebissen etc. benutzt. Ihrer Farbe halber benutzt man Legierungen aus 35 Teilen Platin und 65 Teilen Silber oder aus 17,5 Teilen Platin und 82,5 Teilen Silber (Platin au titre) zu Schmuckwaren. Platingoldlegierungen sollen der Einwirkung der Alkalien vortrefflich widerstehen. Gleiche Teile Platin und Kupfer geben eine goldgelbe, geschmeidige Legierung; andre Kupferlegierungen (auch mit Silber, Zink, Nickel) sind dem Gold an Farbe, Glanz und Dauer sehr ähnlich. 4 Teile Platin mit 3 Teilen Silber und 1 Teil Kupfer geben das zu Stahlfedern geeignete Federplatin, welches nicht rostet. Gleiche Teile Stahl und Platin liefern ein unübertrefflich weißes Spiegelmetall. Eine Legierung aus 20 Eisen und 80 Platin rostet nicht und wird zu Magnetnadeln für Schiffskompasse empfohlen. Iridium macht Platin härter, widerstandsfähiger gegen Feuer und chemische Agenzien. Eine Legierung aus 78,7 Platin und 21,3 Iridium wird vom Königswasser nur sehr langsam, Legierungen mit 25-30 Proz. Iridium werden kaum angegriffen und sind hart und hämmerbar. Auch eine Legierung aus 92 Platin, 5 Iridium, 3 Rhodium ist widerstandsfähiger als reines Platin. Platiniridiumlegierungen eignen sich deshalb trefflich zu allerlei Geräten, und eine solche mit 10 Proz. Iridium dient zur Herstellung von Urmaßen. Diese Legierung ist sehr hart, ebenso elastisch wie Stahl, schwerer schmelzbar als Platin und ganz unveränderlich.

Platinlüster, s. Verplatinieren.

Platinmetalle, die im Platinerz neben Platin vorkommenden Metalle Osmium, Iridium, Ruthenium, Rhodium und Palladium, welche mit Ausnahme des letztern nur im gediegenen Platin gefunden werden. Die Körner des letztern sind von ungleicher Beschaffenheit; einige werden von Königswasser gelöst, andre nicht. Die erstern enthalten überwiegend Platin neben Iridium, Rhodium, Palladium, Eisen, Kupfer, etwas Osmium und sehr wenig Ruthenium, die letztern, weit härtern Flittern und Körner sind Osmiumiridium und enthalten überwiegend Iridium, Osmium, Rhodium und Ruthenium neben wenig Platin, Palladium, Eisen, Kupfer. Nach dem Behandeln des Platinerzes mit Königswasser bleiben diese Körner und Flittern zurück (Platinrückstände) und werden dann nach verschiedenen Methoden weiter in ihre Bestandteile zerlegt. Alle P. sind aus ihren Verbindungen leicht reduzierbar, und ihre Chloride geben mit Salmiak und Chlorkalium schwer lösliche Doppelsalze. Sie sind sämtlich schwer schmelzbar, und Osmium ist nicht nur das strengflüssigste, sondern auch das schwerste aller Metalle.

Platinmohr, s. Platin.

Platinmünzen, s. Platin.

Platinrückstände, s. Platinmetalle.

Platinsalmiak, s. Platinchlorid.

Platinschwamm, s. Platin.

Platinschwarz, s. Platin.

Platintiegel, s. Platin und Schmelztiegel.

Platitude (franz., spr. -tühd), Plattheit.

Platner, 1) Ernst, Anthropolog, geb. 11. Juni 1744 zu Leipzig, studierte daselbst seit 1762 Medizin, bereiste 1768 Frankreich und die Niederlande und erhielt 1770 zu Leipzig eine außerordentliche Professur der Medizin, 1780 die ordentliche der Physiologie, 1801 eine außerordentliche und 1811 eine ordentliche Professur der Philosophie. Er starb 27. Dez. 1818. Unter seinen Schriften, die namentlich auf den engen Zusammenhang der Psychologie und Medizin hinweisen, sind hervorzuheben: "Anthropologie für Ärzte und Weltweise" (Leipz. 1772-73, 2 Bde.; neu bearbeitet, das. 1790); "Philosophische Aphorismen" (das. 1776-82, 2 Bde.; neu bearbeitet 1793-1800); "Quaestiones physiologicae" (das. 1794); "Quaestiones medicinae forensis" (das. 1797-1817; neu hrsg. von Choulant, das. 1824).

2) Ernst, Maler und Kunstschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 1. Okt. 1773 zu Leipzig, besuchte die dortige Zeichenakademie unter Öser, setzte seine Studien seit 1790 in Dresden, seit 1797 in Wien fort und ging 1800 nach Rom, wo er 1823 zum königlich-sächsischen Agenten ernannt ward. Durch Niebuhr wurde er als einer der thätigsten Mitarbeiter an der "Beschreibung der Stadt Rom" (Stuttg. 1829 ff.) gewonnen. Er starb 14. Okt. 1855 in Rom. - Sein Sohn Ferdinand machte sich durch die Schenkung einer auserlesenen Bibliothek (italienische Chroniken und Städtegeschichte) an das deutsche archäologische Institut (1879 u. 1887) verdient.

3) (Eduard, Rechtsgelehrter, Bruder von P. 2), geb. 30. Aug. 1786 zu Leipzig, studierte daselbst und in Göttingen, ward 1811 außerordentlicher, 1814 ordentlicher Professor der Rechte zu Marburg und erhielt 1836 das Prädikat Geheimer Hofrat; starb 5. Juni 1860 daselbst. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Beiträge zur Kenntnis des attischen Rechts" (Marb. 1820); "Der Prozeß und die Klagen bei den Attikern" (Darmst. 1824-25, 2 Bde.); "Quaestiones de jure criminum romano" (Marb. 1842).

Platoden (Plathelminthes oder Platodes, Plattwürmer), die niederste Klasse der Würmer, meist ungegliederte, langgestielte Tiere mit mehr oder weniger abgeplattetem Körper. Bei den frei lebenden