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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pompeji

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Pompeji (Ausgrabungen: Gebäude).

einer doppelgeschossigen Säulenreihe umschlossen wurde, wovon die untere dorisch, die obere ionisch war. Der ganze Platz ist von öffentlichen Gebäuden umgeben: der Basilika, dem Apollotempel, einer Verkaufshalle und einem für ein Gefängnis gehaltenen Gebäude auf der westlichen Langseite, dem Jupitertempel auf der nördlichen Schmalseite (mit einem Triumphthor an einer Seite und einem Eingangsbogen zu beiden Seiten), ferner dem Macellum, der Curia oder dem Senaculum, dem sogen. Merkurtempel, dem Gebäude der Eumachia und der sogen. Schule auf der östlichen Langseite, endlich den drei Gerichtssälen auf der südlichen Schmalseite. Sieben Zugänge führten zu diesem Herzen der Stadt; aufgerichtete Steine vor demselben machten den Platz für Wagen unzugänglich. Durch Gitterthüren konnte er ganz abgesperrt werden. Der ganze Boden war mit Travertinplatten bedeckt; gegen die Säulen hin sieht man Piedestale für Statuen, in der Mitte größere Basen für Reiterstatuen. Übrigens ist allerorts ersichtlich, daß zur Zeit der Katastrophe das meiste noch in Restauration begriffen war. Am Südrand der Stadt liegt ein zweiter, gleichfalls interessanter Platz, das Forum triangulare, welches man durch eine propyläenartige, schöne ionische Vorhalle betritt. Es ist von einer dorischen Säulenhalle vorn und an den beiden Langseiten begrenzt, während sich die dritte Seite frei auf die herrliche Aussicht öffnet. Auf ihm liegen die geringen Reste eines altgriechischen, ohne Grund dem Herkules zugeschriebenen Tempels. Östlich von diesem Platz liegt eine bedeutende Gruppe öffentlicher Gebäude: die beiden Theater, der Tempel der Isis, der Tempel der kapitolinischen Gottheiten, die sogen. Curia Isiaca, wahrscheinlich ein Turnplatz (palaestra), die Gladiatorenkaserne. Am westlichen Ausgang der Stadt führt das Herkulaner Thor, mit großem Bogen und kleinen Seitenbogen für die Fußgänger, auf die berühmte Gräberstraße mit ihren Monumenten, mit den schönsten Blicken auf Golf und Berge. An derselben liegen namentlich die Grabdenkmäler des Augustalen M. Cerrinius Restitutus, des Aulus Vejus, des T. Terentius Felix, des Munatius Scaurus mit dem berühmten Gladiatoren-Stuckrelief, des Augustalen Calventius Quietus in sehr schönem Stil mit niederer, hinten giebelförmig erhöhter Umfriedigung, des M. Alleius Luccius Libella, der Nävoleja Tyche u. a., ferner die Villen des Cicero und des M. Arrius Diomedes. P. enthält außer dem schon oben genannten griechischen Tempel 7 hervorragende Tempelbauten, von denen 2 in der Nähe des Forum triangulare, 4 unmittelbar am Forum civile und eine in dessen Nähe liegen. Der am Forum civile gelegene Tempel des Apollo (früher fälschlich Venustempel genannt, der richtige Name ergab sich aus einer oskischen Inschrift im Fußboden), aus vorrömischer Zeit stammend, ist leider sehr zerstört, aber eine der schönsten und größten Ruinen Pompejis (54 m lang, 33 m breit). Innen bildete ein zum Teil noch erhabener Portikus mit 9 Säulen an den Schmalseiten und 17 Säulen an den Langseiten ein großes Rechteck, dessen Wände einst mit Malereien geschmückt waren. Vor dem Ausgang zur Cella sieht man einen großen Altar. 14 Stufen von Kalkstein führen zum Tempel hinan, der auf einem Podium von 2 1/3 m Höhe, 22 m Länge und 12 m Breite ruht; in ihm liegt der Omphalos, das bekannte Symbol des Apollo. An der Nordseite des Forums erhebt sich auf einem 3 m hohen Unterbau der Jupitertempel. In der Mitte der 15 Stufen, die hinaufführen, stand einst auf dem die Treppe unten rampenförmig teilenden Vorplan (der wohl zugleich als Rednerbühne diente) der Altar. Von der hoch gelegenen, 15 m breiten, 12 m tiefen Vorhalle sieht man nur noch 12 ungleiche Säulenstümpfe. Die Cella hinter der Vorhalle ist 18,5 m lang, zeigt aber nur noch Bruchstücke der bemalten Wände und des Mosaikfußbodens; sie enthielt eine kolossale Jupiterstatue. In der Mitte der Ostseite des Forums liegt der Tempel des Genius des Augustus. Vom Forum aus gelangt man zunächst in eine Säulenhalle und aus dieser auf den Vorhof, in dessen Mitte ein 1½ m hoher Marmoraltar mit in Relief dargestelltem Opfer steht. Der kleine Tempel selbst, mit Postament für das Kultusbild, ist an die Rückseite des Hofs angelehnt. An der Forumstraße, zu der man nordwärts durch den Triumphbogen rechts vom Jupitertempel gelangt, liegt der Tempel der Fortuna Augusta, ein Bau aus der Zeit des Augustus, 24,5 m lang und 9,5 m breit, mit einer Vorhalle, welche 4 korinthische Säulen in der Fronte hatte. Von Säulen und Gebälk aus Marmor sind nur geringe Reste vorhanden. Weiter nach O., an der die Stadt von N. nach S. durchschneidenden Stabianer Straße liegt der Tempel der kapitolinischen Gottheiten (Jupiter, Juno, Minerva), fälschlich Äskulaptempel genannt, der kleinste der pompejanischen Tempel, 21 m lang, 7 m breit, und nahe dabei der laut einer Inschrift nach dem Erdbeben von 63 neuerbaute Isistempel, ein mit Stuck bekleideter Ziegelbau, einer der vollständig erhaltenen von P., 30 m lang, 18,5 m breit, mit einem Tempelhof, dessen 4 Seiten von 22 unten roten, oben weißen dorischen Säulen umgeben sind, dazwischen 5 Altäre; in der Mitte der über 8 Stufen erhöhte Tempel.

P. besitzt außer den angeführten Tempelbauten eine Anzahl sehr interessanter öffentlicher Gebäude. Zu diesen gehört die Basilika, für Handel und Rechtspflege bestimmt, das größte und älteste Gebäude am Forum (s. den Plan bei Art. Basilika). Dasselbe ist dreischiffig und enthält 28 kannelierte Backsteinsäulen, welche 2 Umgänge zu je 12 Säulen an den Langseiten und 2 von je 4 Säulen an den Schmalseiten bilden. Den Säulen entsprechen die aus den Wänden (mit in Stuck nachgeahmter Marmorbekleidung) vortretenden Halbsäulen, über denen sich eine obere Säulenstellung mit Fensteröffnungen befand. Am Ende des Baues befindet sich das Richtertribunal, unter demselben ein Gewölbe unbekannter Bestimmung. Ferner, ebenfalls am Forum, östlich vom Jupitertempel, das sogen. Pantheon, in Wahrheit ein Macellum, d. h. eine Viktualienmarkthalle, welche zugleich eine Kapelle für den Kaiserkultus enthielt. Sie hat zwei Reihen Verkaufsläden, von denen eine auf die nördlich vorbeiführende Straße geöffnet ist, die andre, auch nach N., auf den innern Hof. Dieser, 37,5 m lang, 27 m breit, war mit einer (nicht erhaltenen) Säulenhalle umgeben; in der Mitte befinden sich auf einer niedrigen zwölfeckigen Erhöhung 12 viereckige Basen, welche wahrscheinlich einen auf Säulen ruhenden Kuppelbau trugen, unter dem sich ein Brunnen befand und Fische verkauft wurden. Dem Eingang gegenüber, an der Ostseite des Gebäudes liegen 3 große Gemächer, von welchen das mittlere eine über 5 Stufen zugängliche Kapelle für den Kultus des Augustus ist. Seine Statue stand dem Eingang gegenüber, in den Seitennischen andre Statuen der kaiserlichen Familie. Das links anstoßende Gemach war vielleicht der Festraum des dem Kaiserkultus gewidmeten Kollegiums der Augustalen; das zur Rechten enthält eine Fleischbank. Südlich vom Macellum, auch am Forum, liegen die Curia