523
Quistorp - Quittung.
Quistorp, Johann Christian von, berühmter deutscher Kriminalist, geb. 30. Okt. 1737 zu Rostock, habilitierte sich 1759 als Privatdozent daselbst, ward 1772 ordentlicher Professor der Rechte zu Bützow, 1774 mecklenburg-schwerinscher Justizrat, 1780 Oberappellationsrat in Wismar und 1792 in den Adelstand erhoben; starb 15. März 1795. Von seinen Schriften sind hervorzuheben die "Grundsätze des deutschen peinlichen Rechts" (Rostock 1770, 2 Bde.; 6. Aufl., das. 1810-28, 4 Bde.).
Quis tulĕrit Gracchos de seditione queréntes (lat.), "wer mag die Gracchen ertragen, die Klagen erheben um Aufruhr", d. h. wer hört auf den, der dasjenige, wogegen er eifert, selbst thut; Citat aus Juvenal ("Sat.", 2, 24).
Qui tacet, consentit oder consentīre vidētur (lat.), wer schweigt, gibt zu, oder: von dem wird angenommen, daß er zustimmt.
Quito (spr. kīto, San Francisco de Q.), Hauptstadt der südamerikan. Republik Ecuador und der Provinz Pichincha, liegt 14 Min. südlich vom Äquator, 2850 m ü. M., am Ostrand der Hochebene von Q. auf unebenem Terrain, am Flüßchen Muchungaro und am Fuß des Vulkans von Pichincha. Die Privathäuser sind meist aus Backsteinen oder Adobe gebaut, zweistöckig, mit Balkonen und mit Ziegeln bedeckt. Die öffentlichen Gebäude sind massiv. Am Hauptplatz liegen die Kathedrale mit dem Palast des Erzbischofs, das Regierungsgebäude, das Rathaus und das ehemalige Jesuitenkolleg, in welchem sich jetzt die Universität, ein Seminar, eine Bibliothek von 20,000 Bänden, eine Sternwarte, das Museum, die Münze und ein Zeughaus befinden. Ein andres Kloster dient als Kongreßhalle, ein drittes als Gefängnis, und überhaupt nehmen die Kirchen und 55 ehemalige Klöster ein Viertel des städtischen Areals ein. Die Bevölkerung, auf 80,000 Seelen geschätzt, besteht meistens aus Mestizen und Indianern. Die Industrie ist nicht unbedeutend, und neben Woll- und Baumwollweberei beschäftigt sich dieselbe mit fabrikmäßiger Herstellung von Heiligenbildern und dem Trocknen von Vogel- (Kolibri-) Bälgen. Außer den bereits oben genannten Bildungsanstalten hat Q. eine gute Gewerbeschule. Ferner sind zu erwähnen 2 Krankenhäuser und ein Armenhaus. Stierhetzen und Hahnenkämpfe sind volkstümliche Belustigungen. Q. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es wurde 1534 von Benalcazar gegründet und hat wiederholt durch Erdbeben gelitten, so namentlich 1797 und 1859.
Quitt (franz. quitte), los, ledig, frei von etwas.
Quitta, Stadt, s. Keta.
Quitte, s. Quittenbaum.
Quittenäther (Quittenessenz), Fruchtäther vom Geruch der Quitten, wird erhalten durch Aufkochen von 3 Teilen Rautenöl mit 1 Teil Salpetersäure und 5 Teilen Wasser, Entfernen der wässerigen Schicht nach achttägigem Stehen, Mischen mit 10 Teilen Alkohol und Destillieren nach vierwöchentlichem Stehen. Man benutzt ihn in der Konditorei und zu Likören.
Quittenbaum (Cydonia Tourn.), Gattung aus der Familie der Rosaceen, Sträucher oder Bäume mit ungeteilten Blättern, großen, einzelnen Blüten oder doldenartigen Blütenständen, fünffächeriger Apfelfrucht mit pergamentartiger Fächerhaut und zahlreichen mit schleimigem Epithelium bedeckten Samen. Gemeiner Q. (C. vulgaris Pers., Pirus Cydonia L.), ein baumartiger Strauch mit zerstreuten, häutigen, 8-9 cm langen, kurzgestielten, länglichen oder eirunden, ganzrandigen, unterseits stark filzigen Blättern, einzelnen, endständigen, festsitzenden, großen, blaß rosenroten Blüten, blattartigen, gesägten, bleibenden Kelchblättern und wolligen, wohlriechenden, grünlichgelben, punktierten Früchten, welche vom blattartigen Kelche gekrönt sind und in der Mittelschicht sehr viele Steinzellengruppen enthalten, die sich gegen die Gehäuse eng zusammenhängen. Die Fächer enthalten 6-12 verkehrt-längliche, zusammengedrückte oder eckige, braune Samen. Man kultiviert Formen mit apfelförmiger (Apfelquitte), birnförmiger (Birnquitte) und länglicher, oft riesiger, gerippter Frucht (portugiesische Quitte). Der Q. wird bei uns sehr viel als Zierstrauch kultiviert und als Unterlage für gewisse Birnsorten sowie bei der Anzucht von Formenbäumchen benutzt. Die Früchte riechen sehr angenehm, sind aber roh nicht genießbar und werden deshalb in Zucker eingemacht, als Würze andrer Obstarten benutzt, namentlich aber am Rhein, in Tirol, noch mehr in Spanien und Portugal zu Mus (Quittenkäse, in Portugal marmelo, daher der Name Marmelade auch für ähnliche Präparate aus anderm Obst) verarbeitet. Die Samen, Quittenkerne, dienen wegen ihres Schleims bisweilen in der Medizin, namentlich aber zu kosmetischen Zwecken (Bandolin) und zum Reinigen und Appretieren von Geweben. Der Q. wird überall in Südeuropa kultiviert und ist dort zum Teil verwildert, ebenso im Orient; sein Vaterland ist nicht bekannt und vielleicht in Persien zu suchen. Die Griechen erhielten den "kydonischen Apfel" sehr früh aus dem Gebiet der Kydonen auf Kreta (?); die goldenen Äpfel der Hesperiden und der Atalante waren idealisierte Quitten, und der der Aphrodite geweihte, in Mädchen- und Liebesspielen und zu bräutlichen Gaben dienende Apfel war gleichfalls die Quitte. Solon sanktionierte den alten Gebrauch, daß die Braut, ehe sie das Brautgemach betrete, einen kydonischen Apfel esse, um sich damit symbolisch dem Dienste der Aphrodite zu weihen. Auch in Italien wurde der Q. früh bekannt, und schon zu Galenus' Zeit kam spanische Marmelade (Meloplacunta) nach Rom. In Persien und in den wärmern Ländern des Orients werden die Früchte auch roh gegessen. Der japanische Q. (C. japonica Pers., P. japonica Thunb.), ein niedriger, sparriger, oft dorniger Strauch mit gesägten, unbehaarten Blättern, ziemlich gedrängt an den untern Teilen der zweijährigen Äste, im ersten Frühjahr ohne Blätter hervorkommenden, großen, feuerroten Blüten und unbehaarten Früchten mit nicht schleimigen Samen, stammt aus Japan und wird bei uns in mehreren Varietäten als Zierstrauch kultiviert. Aus der japanischen Quitte bereitet man in Japan ein sehr zartes Parfüm (Essence de Kananga), welches dem Ylang-Ylang ähnlich ist.
Quittenmispel, s. Cotoneaster.
Quittieren (franz.), verlassen, aufgeben (ein Amt, eine Thätigkeit etc.); eine Quittung (s. d.) ausstellen.
Quittung (Empfangschein, Recepisse, lat. Apocha, franz. Quittance), Empfangsbekenntnis, namentlich das schriftliche Bekenntnis eines Gläubigers, daß dessen Schuldner seine Verbindlichkeit gegen ihn erfüllt habe. Eine vollständige Q. muß enthalten: die Erwähnung der Verbindlichkeit, das Bekenntnis der Erfüllung derselben, den Betrag der gezahlten Summe in Zahlen und Buchstaben, den Namen des Schuldners, die Unterschrift des Gläubigers und, sofern die Erfüllung der Verbindlichkeit an eine gewisse Zeit oder an einen bestimmten Ort gebunden war, auch die Bemerkung, wann und wo sie stattgefunden. Jeder Schuldner hat das Recht, bei Erfüllung seiner Verbindlichkeit vom Gläubiger eine Q. zu fordern. Die Beweiskraft der Q., welche gemeinrechtlich erst nach Ab-^[folgende Seite]