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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Restriktion - Rethel.

mittelbaren Stifter, Bistümer, Klöster und Kirchengüter an die Katholiken befohlen, der Religionsfriede auf die Augsburgischen Konfessionsverwandten beschränkt und den katholischen Reichsständen das Recht eingeräumt wurde, den Protestantismus in ihren Territorien zu unterdrücken. Die Ausführung des Edikts hätte die völlige Ausrottung der evangelischen Religion in Deutschland zur Folge gehabt, und es reizte daher die Protestanten zur Fortsetzung des Dreißigjährigen Kriegs und zum Anschluß an Gustav Adolf von Schweden. Im Frieden von Prag 1635 verzichtete der Kaiser einstweilen, im Westfälischen Frieden gänzlich auf Durchführung desselben. Vgl. Tupetz, Der Streit um die geistlichen Güter und das R. (Wien 1883).

Restriktion (lat.), Beschränkung, Vorbehalt, Einschränkung; daher Bankrestriktion, die zeitweilige Aufhebung der Verpflichtung der Bank, Noten jederzeit gegen bar einzulösen (vgl. Banken, S. 335); in der Musik s. v. w. Engführung (s. d.).

Restringieren (lat.), ein-, beschränken.

Resultāt (lat.), Ergebnis, besonders einer Rechnung; resultieren, aus etwas als R. hervorgehen, sich ergeben; Resultierende (Resultante), s. v. w. resultierende Kraft, Mittelkraft (s. Parallelogramm der Kräfte).

Resümee (franz. résumé), die am Schluß einer ausführlichern Darlegung, z. B. einer Rede, gegebene kurze Zusammenfassung ihrer Hauptergebnisse. Resümieren, ein R. von etwas geben.

Resumtīv (lat.), zur Stärkung dienend.

Resupination (lat.), Zurückbeugung, in der Botanik besonders die Umkehrung einer Blüte durch Drehung des Blütenstiels, durch welche ihr unterer Teil nach oben gerichtet wird. Sie kommt bei Orchideen und Lobelien vor.

Resurrection-men (engl., spr. risörrécksch'n), s. Auferstehungsmänner.

Reszindieren (lat.), zerreißen, wieder aufheben, für nichtig erklären; Reszission, Wiederaufhebung, Nichtigkeitserklärung; Reszissibilität, die Anfechtbarkeit, z. B. eines Testaments oder eines sonstigen Rechtsgeschäfts, welches aus gewissen Nichtigkeitsgründen reszissibel ist. S. Nichtigkeit.

Retable (franz., spr. -tábl), die Thüren eines Altargemäldes, die auf der innern Seite ein Gemälde oder ein Skulpturwerk enthalten; dann auch der ganze Altar und Bilderrahmen, die auf ähnliche Weise eingerichtet sind.

Retablieren (franz.), wiederherstellen; Retablissement (spr. -iß'mang), Wiederherstellung; im Militärwesen die Wiederherstellung und Ergänzung der Bewaffnung sowie des Ausrüstungs- und Bekleidungsmaterials der Armee nach einem Krieg; ebenso die Herstellung der Eisenbahnen, Festungen und sonstigen militärischen Anlagen, soweit sie und ihr bewegliches Material durch den Krieg gelitten haben. Den Offizieren und Beamten werden zur Neubeschaffung ihrer Ausrüstung und zum Ersatz verbrauchte Pferde Retablissementsgelder gezahlt, deren Betrag meist in einem mehrmonatlichen Gehalt besteht.

Retalhuleu, Hauptstadt eines Departements der zentralamerikanischen Republik Guatemala, 42 km vom Hafen Champerico, mit dem eine Eisenbahn es verbindet, hat Anbau von Kaffee, Zuckerrohr und Kakao und 11,500 Einw. Die Bevölkerung des Departements zählt (1888) 23,974 Seelen. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Retaliation (lat.), Wiedervergeltung.

Retard (franz., spr. rötār), auf Uhren, s. Avance.

Retardāt (lat.), Rückstand, im allgemeinen verspätete Geldabgabe und Verzögerung sonstiger Leistungen, wie z. B. im Bergwesen der Zubuße seitens der Kuxinhaber, welche für den "ins R. Gesetzten" den Verlust des Kuxes zur Folge haben kann (s. Bergrecht, S. 743).

Retardation (lat., "Verzögerung"), in der Physik die Verminderung der Geschwindigkeit eines bewegten Körpers (s. Beschleunigung); in der Musik s. v. w. vorbereitete Dissonanz, Vorhalt (s. d.).

Retardieren (lat.), aufhalten, verzögern; sich verspäten, zurückbleiben.

Retberg, Ralf von, Kunstschriftsteller, geb. 25. Nov. 1812 zu Lissabon, Sohn eines hannöverschen Generals, trat 1829 als Offizier in das Gardegrenadierregiment zu Hannover, nahm aber 1845 seine Entlassung und siedelte 1846 nach München über, wo er 12. März 1885 starb. Er hat sich besonders um die Erforschung der Kunst- und Kulturgeschichte Nürnbergs verdient gemacht und gab heraus: "Nürnberger Briefe zur Geschichte der Kunst" (Hannov. 1846); "Nürnbergs Kunstleben" (Stuttg. 1854); "Kulturgeschichtliche Briefe" (Leipz. 1865); "Albrecht Dürers Kupferstiche und Holzschnitte, kritisches Verzeichnis" (Münch. 1871). Aus seinen hinterlassenen Manuskripten (größtenteils in der Staatsbibliothek zu München befindlich) erschien "Die Geschichte der deutschen Wappenbilder" (Frankf. a. M. 1888).

Retentionsrecht, s. Zurückbehaltungsrecht.

Reteroa, Insel, s. Rurutu.

Retford (East-R., spr. ihst-réttfŏrd), Stadt im nördlichen Nottinghamshire (England), am schiffbaren Idle, hat lebhaften Korn- und Malzhandel und (1881) 9748 Einw. Es ist Mittelpunkt eines parlamentarischen Wahlbezirks von 50,031 Einw.

Rethel (spr. retell), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ardennen, an der Aisne, dem Ardennenkanal und der Eisenbahn Reims-Givet, hat eine aus zwei Kirchen (aus dem 13. und 15. Jahrh.) zusammengesetzte Pfarrkirche, eine Ackerbau- und Gewerbekammer, bedeutende Schafwollindustrie, bei welcher in R. und Umgebung 7-8000 Personen beschäftigt sind, Maschinenbau, Ziegelfabrikation, lebhaften Handel und (1886) 6904 Einw. R. entstand neben einem römischen Kastell (Castrum Retectum) und war die Hauptstadt der Landschaft Rethelois. König Heinrich III. erhob 1581 R. zu gunsten Karls von Gonzaga, Herzogs von Revers, zu einem Herzogtum, das später durch Kauf an Mazarin überging. Dieser vermachte es 1661 dem Gemahl seiner Nichte Hortensia Mancini, Herzog von Mazarin.

Rethel, Alfred, Maler, geb. 15. Mai 1816 in Haus Diepenbend bei Aachen, bildete sich auf der Akademie zu Düsseldorf unter W. Schadow, begab sich aber, weil der auf der Akademie herrschende Geist nicht seiner strengern Richtung entsprach, 1837 nach Frankfurt a. M., wo er sich an Schwind und Ph. Veit anschloß. Hier entstanden unter andern ein Daniel (Städelsches Museum), eine Justitia, der auferstehende Christus (St. Nikolaikirche) und vier Kaiserbildnisse für den Römer. Nachdem er, aus einer Konkurrenz als Sieger hervorgegangen, vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen den Auftrag erhalten, im Kaisersaal zu Aachen acht Fresken aus dem Leben Karls d. Gr. auszuführen, und die Entwürfe dazu vollendet hatte, ging er 1844-45 nach Italien. Von 1847 bis 1851 führte er während der Sommermonate vier der Fresken aus (Kartons in der Berliner Nationalgalerie), kam aber nicht zur Vollendung der übrigen, da ihn eine Nervenkrankheit befiel, von wel-^[folgende Seite]