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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Réunion

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Réunion.

bestimmen Gewinn und Verlust; jeder Spieler schreibt sich nach Schluß des Spiels an, wie viele Points er gemacht hat. Wer gar keinen Stich macht, oder wer sich den linken Buben vom rechten abfangen läßt, zahlt eine Marke Strafe, im erstern Fall an beide Gegner, im letztern nur an den Fänger. Der Fänger schreibt sich außerdem 12 Points an. Es wird Farbe bedient, aber nicht zwangsweise überstochen. Der Geber darf keinen Atoutbuben und kein As ekartieren. Erhält er keinen Stich, so muß er zwar die Marke bezahlen, aber die Points der abgelegten Blätter schreibt er sich doch an. Wer in den drei Spielen der Partie die meisten Points hat, ist Gewinner, wer über 150 Points hat, zahlt wenigstens nichts, wer aber zwischen 100 und 150 hat, zahlt einfach, wer zwischen 50 und 100 hat, doppelt, wer unter 50 hat, dreifach, und wer nichts hat, vierfach den ausgemachten Satz. Wieviel die Strafmarke gelten soll, haben die Spieler auch vorher zu bestimmen.

Réunion (spr. -ünĭóng, Bourbon), franz. Insel im Indischen Ozean, 140 km südwestlich von Mauritius, 560 km östlich von Madagaskar, unter 55° 36' östl. v. Gr. u. 21° südl. Br., mißt in ihrer größten Länge von NW. nach SO. 62 km, in der Breite von SW. nach NO. 45 km und hat ein Areal von 2512 qkm (45,7 QM.) mit (1885) 179,639 Einw., darunter 3077 Beamte mit deren Angehörigen, 1292 Mann Garnison, 29,296 indische Kulis, 15,296 afrikanische Neger. Die eiförmig gestaltete Insel wird in ihrer ganzen Länge von einer durchaus vulkanischen Gebirgskette durchzogen und dadurch in zwei Hälften geteilt: das südwestliche, trockne Arrondissement sous le Vent und das nordöstliche, regenreiche Arrondissement du Vent. Fast in der Mitte der Insel erhebt sich aus terrassierten Abfällen der Piton des Neiges (3069 m), ein alter, längst erloschener Feuerberg, im SW. der 3625 m hohe Volcan oder Piton de la Fournaise, dessen immer noch fortdauernde Thätigkeit gegen das Innere durch einen Wall abgeschlossen ist, der sich nach SW. der Küste zu öffnet und die ganze so eingeschlossen Gegend durch Lavaströme in eine Einöde (Le Grand Brulé) verwandelt hat. Zwischen diesen beiden Bergen dehnen sich weite, durch Kämme und Abfälle unterbrochene Hochebenen aus, von denen das Land bald allmählich, bald jäh, bald in Terrassen zu den Küstenebenen abfällt. Um den Piton des Neiges scharen sich mehrere andre bedeutende Vulkankegel (Les trois Salazes, Morne de Fourche, Grand Bénard) und zahlreiche geschlossene Kessel mit schluchtenähnlichen Ausgängen nach der See zu, die während der Regenzeit zu tobenden Wildbächen werden, sonst aber trocken sind. Die vielen Flüsse, welche zum Meer hinabeilen, haben teilweise denselben Charakter; keiner ist schiffbar. Im Innern sind mehrere Thermalquellen (Hellbourg, Salazie, Cilaos) Veranlassung zu Badeanlagen geworden. Das Klima ist gesund (Mitteltemperatur 25° R.), das Innere ist heiß und trocken; furchtbare Wirbelstürme tosen zuweilen von November bis März, und zwischen April und November wird R. durch Springfluten (raz de marée) heimgesucht. Die Pflanzenwelt ist reich und üppig, die Tierwelt dagegen arm; früher litt die Insel von Heuschreckenschwärmen, welche aber durch eingeführte Stare (von den Philippinen) fast ganz vertilgt worden sind. Der Landbau, welcher im Beginn des Jahrhunderts nur auf einen 6 km breiten Küstenstrich sich erstreckte, ist jetzt schon in das Gebirge vorgedrungen. Von den 172,462 Hektar der Insel waren 1885: Savannen 24,748, Wald 55,912, unkultiviert 24,748, unter Kultur 55,252 Hektar. Von letzterm Areal beanspruchen Zuckerrohr 32,263, Kaffee 3655, Vanille 2475 Hektar, Mais, Maniok, Reis, Gemüse etc. 16,230 Hektar, sonst werden noch Gewürznelken, Tabak, Baumwolle und Kakao gebaut. Von Rohzucker wurden 1885: 39,347,421 kg produziert, doch leidet die Zuckerindustrie unter Rohrkrankheiten und niedrigen Preisen jetzt sehr, und man wendet sich wiederum mehr dem Kaffeebau zu, der 1885: 4,065,689 kg ergab. Eine Hauptbedingung des Gedeihens der Insel ist die glückliche Lösung der Arbeiterfrage, hinsichtlich welcher R. von Britisch-Indien abhängig ist. Der Viehstand bezifferte sich 1885 auf 2477 Pferde, 8569 Esel und Maultiere, 6999 Rinder, 15,680 Schafe, 12,549 Ziegen, 73,736 Schweine. Der Gesamthandel betrug 37,266,280 Frank, wovon auf Frankreich 14,588,228, auf die französischen Kolonien 2,307,950, auf das Ausland (woher weitaus der größte Teil der Einfuhr) 20,400,102 Fr. entfallen. Eingeführt werden Reis, dann Getränke, Kohle, Kleiderstoffe, Getreide, Fische, Metalle, ausgeführt Zucker, Sirup, Kaffee, Vanille, Branntwein. Der Schiffsverkehr war 1885 im Eingang 171 französische Schiffe von 142,767 Ton. und 24 fremde, im Ausgang 166 französische Schiffe von 137,544 T. und 25 fremde. Die Dampfer der Messageries maritimes laufen St.-Denis jeden Monat an. Von Eisenbahnen sind im Betrieb 125, von Telegraphenlinien 126 km. Es betrugen 1884 das Kolonialbudget 4,041,000, die Kommunalausgaben 2,511,000, die Ausgaben des Mutterlandes 2,370,000 Fr. Verwaltung und Oberkommando stehen unter einem Gouverneur mit einem Rat von 30 Mitgliedern. Für den Unterricht sorgen eine höhere Lehranstalt und einige von Priestern und Nonnen geleitete Elementarschulen. Hauptort der Insel und Sitz des Gouverneurs sowie eines Bischofs ist St.-Denis an der Nordküste, mit Gerichtshof, Lyceum, theologischem Seminar, Bibliothek, botanischem Garten und (1879) 32,129 Einw. Die Reede ist leider allen Winden ausgesetzt, dagegen hat St.-Paul an der Nordwestküste einen bessern Hafen, 28,761 Einw., ein geistliches Collège und Gießereien für die Marine. St.-Pierre an der Südwestküste hat 30,745 Einw.; im Innern ist Salazie durch seine warmen Mineralquellen und seine gesunde hohe Lage ein rasch wachsender Badeort, jetzt 5800 Einw. - R. wurde nebst Mauritius 1505 von dem Portugiesen Mascarenhas entdeckt und nach ihm benannt. Nachdem die Franzosen seit 1642 Kolonisationsversuche in Madagaskar gemacht hatten, ergriff von dort aus der Franzose Flaccourt im Namen Ludwigs XIV. 1643 Besitz von der Insel und nannte sie Bourbon. 1654 entstand daselbst durch Errichtung eines Hospitals die erste franz. Niederlassung (La Possession). Der König überließ sie 1664 der damals gegründeten Ostindischen Handelskompanie, und Flüchtlinge aus Madagaskar vermehrten die Bevölkerung. Die Blüte der Kolonie begann mit der Anpflanzung des Kaffees und erreichte ihre Höhe unter Labourdonnaye, der von 1735 bis 1746 Gouverneur der Maskarenen war; eine zweite Entwickelungsepoche begann, als der Intendant Poivre 1770 aus den Molukken Gewürze hierher verpflanzte. 1774 nahm die königliche Regierung die Insel in Besitz. Am 8. Juli 1810 nötigte der englische Admiral Abercromby den Gouverneur von R., Saint-Suzanne, zur Kapitulation, und England gab die Insel erst 2. April 1815 infolge des ersten Pariser Friedens wieder zurück. Durch königliche Ordonnanz vom 21. Juli 1846 wurden die den Staatsdomänen zugehörigen, durch die republikanische Regierung 1848 sämtliche Sklaven auf R. Beigegeben. Vgl. außer dem Reisewerk von Bory de Saint-Vincent (deutsch.