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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ringeln - Ringkrüge.

selten von oben nach unten zusammengedrückt. Vordere Brustbeine gewöhnlich mit Scheren bewaffnet. Von den Füßen des Hinterleibes sind die vordern 3 Paare breit und dienen zum Schwimmen, die hintern 3 Paare schmäler und dienen zum Hüpfen und Springen, das meist mit großer Kraft auf verhältnismäßig weite Entfernungen geschieht (daher der Name Flohkrebse). Die Kiemen liegen als besondere Schläuche an den Brustbeinen, das Herz erstreckt sich durch die ganze Brust. Sie leben vielfach an der Küste auf seichtem Grund zwischen Steinen, auf dem feuchten Sand (Sandhüpfer), zum Teil an der Oberfläche der See, selten im Süßwasser. a) Lämodipoden oder Kehlfüßer, mit verkümmertem Hinterleib und an die Kehle gerückten Vorderbeinen; hierher die Familien der parasitischen Walfischläuse oder Cyamidae (s. Abbildung auf Tafel "Krebstiere") und der Ziegenkrebse oder Caprellidae. b) Gammarinen oder eigentliche Flohkrebse; hierher mehrere Familien mit zahlreichen Arten, darunter Gammarus (Flohkrebs, s. d. und Abbildung auf Tafel "Krebstiere"). c) Hyperinen oder Glaskrebse, meist mit durchsichtigem Körper; hierher ebenfalls mehrere Familien mit vielen Arten, die an der Oberfläche der See entweder frei oder an Quallen, Salpen etc. leben. 2) Asseln (Isopoden, Isopoda), s. Asseln. - Vgl. Bate und Westwood, History of the British sessile-eyed Crustacea (Lond. 1863-68); Boeck, De skandinaviske og arktiske Amfipoder (Christiania 1873-76); Mayer, Die Caprelliden des Golfs von Neapel (Leipz. 1883).

Ringeln, s. Ringelschnitt.

Ringelnatter, s. Nattern.

Ringelpanzer, s. Rüstung.

Ringelrennen, s. v. w. Karussell.

Ringelschnitt (Zauberring), eine Operation in der Baumzucht, bei welcher man vom Stamm oder Ast eines lebenden Baums einen 2 mm breiten, bis zum Splint gehenden Rindenring wegnimmt. Der Erfolg zeigt deutlich, daß die in den Blättern erzeugten Bildungsstoffe hauptsächlich durch Rinde und Bast sich nach abwärts bewegen, indem der obere Wundrand sich sehr stark verdickt, während der untere gar nicht weiter ernährt wird. Die Zurückhaltung der Bildungsstoffe oberhalb des Ringelschnittes hat zur Folge, daß ein solcher Ast die lange vergeblich erwarteten Blüten und Früchte bringt, weshalb die Operation auch in der Praxis angewendet wird, um diesen Erfolg zu erzielen.

Ringelspieße, s. Fruchtholz.

Ringelspinner (Gastropacha [Lasiocampa] neustria L., s. Tafel "Schmetterlinge I"), Schmetterling aus der Familie der Spinner (Bombycidae) und der Gattung Glucke (s. d.), 3,8 mm breit, ockergelb bis rotbraun, mit weißfleckigen Fransen und zwei rötlichbraunen Querbinden in den Vorderflügeln, fliegt im Juli, leimt seine graubraunen Eier in verschiedener Zahl, oft mehrere hundert, dicht aneinander gedrängt und dadurch kantig in einem fest geschlossenen, sehr harten Ring um die dünnen Zweige von Obstbäumen, Eichen, Weißbuchen, Rüstern, Weiß- und Schwarzdorn und Rosen. Die im Frühjahr ausschlüpfende Raupe (Livreeraupe) wird 4,5 cm lang, hat lange, weiche Haare, am graublauen Kopf zwei schwarze Punkte und ist blaugrau, rotgelb und weißgrau gestreift. Die bläulichbraune Puppe ruht in einem dichten, weißen, gelb durchstäubten Gespinst an Baumstämmen oder zwischen wenigen Blättern. Die Raupe lebt bis zur Verpuppung gesellig, frißt die Knospen auf, später auch das junge Laub und wird sehr schädlich. Man sammelt die Eierringe oder vertilgt die Raupen durch Zerdrücken mit einem Besen oder durch Abfeuern einer Ladung Pulver ohne Pfropfen.

Ringelspitz, s. Sardona.

Ringelwürmer, s. Anneliden.

Ringen, der bekannte Leibeskampf, schon als eine der Hauptübungen von der griechischen Gymnastik gepflegt, wo die Palästra ihm anfänglich ausschließlich gewidmet war (s. Pale [griech.]). In die großen Festkampfspiele eingeführt, gab es besonders beim Fünfkampf den Entscheidungsgang ab. Auch im Mittelalter wurde das R. kunstgerecht ausgeübt. Vgl. Waßmannsdorf, Die Ringkunst des deutschen Mittelalters, mit 119 Ringerpaaren von Albr. Dürer (Leipz. 1870); Derselbe, Das erste deutsche Turnbuch, mit Bildern von Albr. Dürer (Heidelb. 1871); Fabian v. Auerswald, Die Ringerkunst (1539; neu hrsg. von Schmidt, Leipz. 1869; von Wasmuth, Berl. 1888); Nik. Petters, Ringkunst vom Jahr 1674 (hrsg. von Waßmannsdorf, Heidelb. 1887). Auch von der Turnkunst in ihren Bereich gezogen, spielt es namentlich eine Rolle bei den volksmäßigen Wettübungen (vgl. Birmann, Anleitung zum R., 2. Aufl., Aarau 1870). Ein R. ist auch das sogen. Schwingen der Schweizer Thalbewohner, wie es dort bei Volksfesten oder besonders angesehen Schwingfesten im Brauch ist. Die Ringer tragen hierbei die kurzen, an den Oberschenkeln aufgewulsteten Schwinghosen, an denen sie sich gegenseitig mit einer oder beiden Händen zu fassen und so den Kampf zu beginnen haben (daher auch Hosenlupf genannt). Vgl. Schärer, Anleitung zum Schwingen und R. (2. Aufl., Bern 1883).

Ringerike, fruchtbare Thalgegend um den See Tyrifjord im südöstlichen Norwegen, besonders durch ihre Naturschönheiten bekannt. Hier bildet der Fluß Aadalselv den wasserreichen Fall Hönefos (s. d.).

Ringerpferde (ursprünglich ringe, d. h. geringe, Pferde), s. Deutsche Reiter.

Ringflechte (Herpes iris), s. Flechte.

Ringgeld, zerhackte Ringe aus Gold, Silber, Bronze, welche im Verkehr als Geld dienten. Cäsar erwähnt als R. eiserne Ringe, wie man sie namentlich in England gefunden hat.

Ringhemd (Maschenpanzer), s. Rüstung.

Ringkjöbing (spr. -köbing), dän. Amt, den Westen des innern Jütland umfassend, 4530 qkm (82,2 QM.) mit (1880) 87,406 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Ostseite des Fjords von R. und an der Eisenbahn Lunderskov-Langaa, hat (1880) 2035 Einw. und treibt Handel mit Mostrich, Butter (meist nach England), Schweinen, Häuten. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Der genannte Fjord in der Nordsee ist 47 km lang, 10 km breit, durch eine schmale Landzunge von der Nordsee geschieden und nur durch die Meerenge Nymindegab mit derselben verbunden.

Ringknorpel, s. Kehlkopf.

Ringkragen, ursprünglich ein um den Hals über dem Küraß getragener Blechkragen; jetzt halbmondförmiges, mit dem landesherrlichen Wappen oder Namenszug verziertes Metallplättchen, von den deutschen Feldgendarmen an einer Kette als Dienstzeichen mit Nummer um den Hals oben auf der Brust getragen. In Frankreich wurde der R. erst 1882 abgeschafft.

Ringkrüge (Wurstkrüge), rhein. Steinzeugkrüge von grauer Farbe mit meist dunkelblauen, teils eingeätzten, teils aufgepreßten Ornamenten, welche seit dem 16. Jahrh. besonders in Höhr und Grenzhausen gefertigt wurden und in alten Exemplaren selten sind. Ihr Körper besteht aus einem Ring mit rundem Fuß