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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Robilant; Robinet; Robin Hood; Robinĭa

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Robilant - Robinia.

Verlangen mit seinem Bruder verhaftet, dann befreit und aufs Stadthaus gebracht, stürzte er sich beim Anrücken Barras' durch ein Fenster auf die Straße, brach ein Bein und wurde halbtot zugleich mit seinem Bruder guillotiniert. Die Schwester beider, Charlotte de R., Gegnerin der Grundsätze ihrer Brüder, weil sie leichtfertig und frivol war, Geliebte Fouchés, dem ihr Bruder jedoch ihre Hand verweigerte, erhielt vom Direktorium eine Pension von 6000 Frank, welche ihr die spätern Regierungen, wenngleich verkürzt, auch bewilligten, und starb 1. Aug. 1834 in Paris. Unter ihrem Namen wurden in den "Mémoires de tous" (Bd. 4) Memoiren veröffentlicht.

Robilant, Carlo Felice Nicolis, Graf von, ital. Staatsmann, geb. 1826 zu Turin, trat ins Militär ein, ward 1846 Leutnant der Artillerie, zeichnete sich in der Schlacht von Novara 23. März 1849 durch große Tapferkeit aus, welche ihm seine linke Hand kostete. 1853 zum Artilleriekapitän und Adjutanten des Königs ernannt, machte er den Feldzug von 1859 mit. 1860 wurde er Major: 1861 Oberstleutnant im Generalstab und nach dem Krieg von 1866 zum Generalmajor befördert, dann Direktor der Kriegsakademie, 1867 Präfekt von Ravenna und 1871 Gesandter, 1876 Botschafter Italiens am Wiener Hof. Durch seine Mutter mit dem preußischen Adel, durch seine Gemahlin, eine Gräfin Ficquelmont, mit dem österreichischen verwandt, wußte er das Verhältnis Italiens zu Deutschland und Österreich immer freundschaftlicher zu gestalten und ward daher, als diese drei Mächte einen engern Bund schlossen, im Juni 1885 zum Minister des Auswärtigen ernannt; doch nahm er schon im März 1887 wegen der Niederlage der italienischen Truppen bei Massaua seine Entlassung. Im Juni 1888 zum Botschafter in London ernannt, starb er daselbst 17. Okt. d. J. Seit 1883 war R. Senator.

Robinet (franz., spr. -nä), Hahn an einem Faß etc.

Robinet (spr. -nä), Jean Baptiste, franz. Philosoph, geb. 1735 zu Rennes, trat in den Jesuitenorden, trat aber bald wieder aus und ging nach Amsterdam, wo er sein Werk "De la nature" (zuerst anonym 1761, 4 Bde.) herausgab. Nach einem unsteten Wanderleben starb er 1820 in seiner Vaterstadt. In dem genannten Werk, von dem die zweite Auflage (1763, 5 Bde.; deutsch, Frankf. 1764) unter seinem Namen erschien, hat R. eine von pessimistischem Geist erfüllte Naturphilosophie entwickelt, in welcher nicht nur das Übergewicht des Guten über das Übel in der Welt verneint und höchstens ein Gleichgewicht von beiden zugelassen, sondern auch die mechanische Naturansicht aufgehoben und an deren Stelle eine organische Stufenentwickelung gesetzt, der Instinkt zum Moralprinzip erhoben und die Psychologie physikalischen Gesetzen unterworfen werden soll. Vgl. Rosenkranz, R. von der Natur (in der Zeitschrift "Der Gedanke", Berl. 1861, Bd. 1).

Robin Hood (spr. robbin hudd), der Held einer Reihe altenglischer Volksballaden, war der Sage nach ein Earl of Huntingdon, in Wirklichkeit aber ein angelsächsischer Freisasse (yeoman), der unter Richard I. (gest. 1199), nach andern unter Heinrich III. (gest. 1272) und Eduard I. (gest. 1307) lebte und nach der Niederlage der sächsischen Volkssache in der Schlacht bei Evesham (1265) in die Wälder floh, wo er als Geächteter (outlaw) mit seinen Genossen jahrzehntelang sein Wesen trieb, gutherzig und mild gegen das Volk, grausam und unerbittlich gegen die normännischen Großen und die Priester. Der Wald von Sherwood war vorzugsweise der Schauplatz seiner Thaten. Die zahlreichen Volkslieder, worin er als der verkörperte Haß des Volkes gegen die normännische Fremdherrschaft, als Verfechter des alten sächsischen Rechts verherrlicht wird, erschienen teils vereinzelt als fliegende Blätter, teils in mehr oder minder umfangreichen, oft aufgelegten Sammlungen ("Garlands"), die jetzt große bibliographische Seltenheiten sind. Die erste Gesamtausgabe derselben besorgte Ritson (Lond. 1795, neue Ausg. 1885), eine noch vollständigere Gutch (das. 1847; 2 Bde.). Eine Auswahl daraus in deutscher Übersetzung (mit vortrefflich orientierender Einleitung) veröffentlichte A. Grün (Stuttg. 1864). Auch in W. Scotts "Ivanhoe" wie in James' Erzählung "Forest days" tritt die Gestalt des R. in der bezeichneten Eigenschaft auf, und Mac Farren machte ihn 1860 zum Helden einer Oper. R. zu Ehren wurden in England bis in die Neuzeit alljährlich feierliche Spiele, Schützen- und Maifeste abgehalten.

Robinĭa L. (Robinie, Schotendorn, Wunderbaum, Heuschreckenbaum), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Bäume und Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern, stachligen oder borstigen Nebenblättern, weißen oder roten Blüten in achselständigen Trauben und flachen, vielsamigen Hülsen. R. Pseudacacia L. (gemeine Robinie, Akazie), ein Baum von 15-25 m Höhe, mit 11-15 länglichen oder elliptischen Fiederblättchen, zu starken Stacheln umgebildeten Nebenblättern, unbehaarten jungen Zweigen und Hülsen und weißen, wohlriechenden Blüten, wächst in Nordamerika von Pennsylvanien bis Carolina, soll zuerst 1601 oder 1635 durch Johann Robin oder dessen Sohn im königlichen Kräutergarten von Paris angepflanzt worden sein, wird jetzt aber in allen gemäßigten Ländern kultiviert. Abgesehen von ihrem hohen landwirtschaftlichen Wert, eignet sich die Robinie besonders zur Befestigung von Flugsand, und im Banater Flugsandgebiet bildet sie große Wälder. Medicus in Heidelberg gab 1796-1803 eine Zeitschrift: "Unechter Akazienbaum", heraus, in welcher er zum allgemeinen Anbau der Robinie aufforderte; doch findet sie noch heute viel zu wenig Beachtung. Sie ist äußerst genügsam, verbessert den Boden durch reichen Laubfall und liefert vortreffliches, gelbliches, oft rötlich geädertes, feines, ziemlich hartes, zähes, dauerhaftes Holz, welches von Tischlern und Wagnern zu Holznägeln und in Südfrankreich zu Pfählen in den Weinbergen benutzt wird. Die weithin verlaufende Wurzel ist in Geruch und Geschmack dem Süßholz ähnlich, aber giftig. Aus den Blüten destilliert man in der Moldau und Walachei ein aromatisches Wasser, auch bereitet man daraus mit Zucker einen Sorbett; die Blätter dienen als Viehfutter. Von den zahlreichen Formen, welche man kultiviert, ist besonders die Kugelakazie (R. umbraculifera) beliebt, bei welcher sich an der Spitze des nie stark werdenden Stammes eine sehr dichte, meist kugelrunde Krone befindet, indem die zahlreich hervorkommenden Äste sich nur an der Basis verzweigen und nie eine bedeutende Länge erhalten. Sie blüht sehr selten. R. glutinosa Sims (R. viscosa Vent.), im südöstlichen Nordamerika, ein bis 15 m hoher Baum mit kurzen Dornen, an Blattstielen und Hülsen klebrig, mit schwach rosafarbigen, geruchlosen Blüten, sowie R. hispida L., ebenfalls aus dem südöstlichen Nordamerika, strauchig, kaum oder nie dornig, an Zweigen, Blütenstielen, Kelch und Hülsen mit ziemlich langen Borsten besetzt und mit hellroten, geruchlosen Blüten, werden bei uns als Zierpflanzen kultiviert. R. panacoca Aubl., in Südamerika, liefert ein Eisenholz.