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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ruperto-Carola; Rupertsland; Rupértus; Ruphias; Rupĭa; Rupĭe; Rupp.; Rüpp.; Rüppell; Ruppen; Ruppertsberg; Ruppin; Ruppīner Kanal

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Ruperto-Carola - Ruppiner Kanal.

Hasse seiner dogmatischen Gegner in das Kloster Siegburg zurück (1113) und wurde 1120 Abt des Klosters Deutz, woselbst er 1135 starb. Unter seinen Kommentaren stehen die zur Apokalypse und zum Hohenlied in nächster Beziehung zu seiner Mystik. Mit der Heiligen Schrift unbekannt sein bedeutet ihm so viel wie Christum nicht kennen. Auch verfaßte er eine Schrift "De glorificatione Trinitatis et processione Spiritus sancti". Seine Schriften sind gesammelt in Mignes "Patrologie" (Bd. 167-170). Vgl. Rocholl, R. v. D. (Gütersl. 1886).

Ruperto-Carola, Name der Heidelberger Universität, s. Heidelberg, S. 288.

Rupertsland, derjenige Teil des ehemaligen Gebiets der Hudsonbaikompanie (s. d.), der das Becken der Hudsonbai bildet und East Main (s. d.) am Ostufer und New Wales am Westufer umfaßte. Seinen Namen verdankt es dem Sohn Rupert des Pfalzgrafen Friedrich V. (s. Ruprecht 2).

Rupértus (Rudbert, Ruprecht, Hrodbert), der Heilige, Apostel des Christentums in Bayern, geboren um die Mitte des 7. Jahrh. aus fränkischem Königsgeschlecht, ward Bischof zu Worms, taufte den Herzog Theodor II. von Bayern, der ihn ins Land gerufen (696), setzte sein Bekehrungsgeschäft die Donau entlang bis nach Lorch fort und gründete dann das Bistum Salzburg, wo er 717 starb. Die Kirche feiert seinen Todestag (27. März) und den Tag der Übertragung seiner Reliquien (24. Sept.); ihm zu Ehren stiftete 1701 der Erzbischof von Salzburg, Johann Ernst, Graf von Thun, den 1802 erloschenen Rupertus-Orden zum Schutz des katholischen Glaubens. Vgl. Anthaller, Geschichte der Rupertusfrage (Salzb. 1885).

Ruphias, Fluß, s. Alpheios.

Rupĭa, s. Schmutzflechte.

Rupĭe, ostind. Gold- und Silbermünze von verschiedenem Wert. Früher galt im allgemeinen 1 Goldrupie oder Mohur 16 Silberrupien; gegenwärtig prägt nur noch England in Kalkutta, Bombay und Madras die ostindische Kompanierupie (Company's rupee), die gesetzliche Rechnungs- und Geldeinheit im britischen Ostindien. Sie wird im Wert von 1,92 Mk. in Silber ausgeprägt, in 16 Annas zu 12 Pice, in Bombay auch in 4 Quartos (quarters, Viertel) zu 100 Reas oder Rees eingeteilt. Es gibt Stücke in Silber zu ⅛, ¼, ½, 1 und 2, in Gold zu 5, 10, 15 und 30 Rupien. Die zu 15 Rupien heißen Mohurs. Von den ältern Rupiensorten, deren Wert sich zwischen 1,90 und 1,98 Mk. bewegte, ist die sogen. Sicca- oder Kalkuttarupie im Wert von 2,05 Mk. zu erwähnen.

Rupp., bei botan. Namen Abkürzung für H. B. Ruppius, geb. 1689 zu Gießen, gest. 1719 in Jena.

Rüpp., Abkürzung für W. P. E. S. Rüppell (s. d.).

Rüppell, Wilhelm Peter Eduard Simon, Reisender und Naturforscher, geb. 20. Nov. 1794 zu Frankfurt a. M., besuchte bis zu seinem 17. Jahr das Gymnasium zu Darmstadt, sah sich aber durch den Tod seiner Eltern genötigt, Kaufmann zu werden. Aus Gesundheitsrücksichten ging er 1816 nach Italien, erforschte Elba mineralogisch, begab sich 1817 nach Ägypten und drang den Nil aufwärts bis zum ersten Wasserfall vor. 1818 nach Europa zurückgekehrt, widmete er sich von 1818 bis 1821 in Genua und später in Pavia astronomischen und naturwissenschaftlichen Studien und bereiste dann 1822-28 Ägypten, Nubien, Kordofan und Arabien sowie 1831-34 vorzugsweise Abessinien. Die auf diesen zehnjährigen Reisen gemachten naturwissenschaftlichen Sammlungen schenkte R. dem Senckenbergschen Museum, die Münzen und ägyptischen Altertümer sowie wertvolle äthiopische Handschriften der Frankfurter Stadtbibliothek. Die Londoner Geographische Gesellschaft verlieh ihm ihre große goldene Medaille, und die Stadt Basel ernannte ihn zum Ehrenbürger. Er starb 10. Dez. 1884 in Frankfurt a. M. Außer Monographien in "Leonhards Mineralogischem Taschenbuch", den "Fundgruben des Orients" (1816 u. 1818) veröffentlichte er: "Reisen in Nubien, Kordofan und dem Peträischen Arabien" (Frankf. 1829); den dazu gehörenden, von der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft herausgegebenen "Zoologischen Atlas" (das. 1826-31, 20 Hefte); "Neue Wirbeltiere, zur Fauna Abessiniens gehörig" (das. 1835-40, 13 Hefte); "Reise in Abessinien" (das. 1838-40, 2 Bde.) und "Systematische Übersicht der Vögel Nord- und Ostafrikas" (das. 1845).

Ruppen, fahrbarer Paß der Appenzeller Alpen, (981 m), verbindet St. Gallen und Trogen (905 m) auf kürzestem Weg mit Altstätten (470 m ü. M.) im Rheinthal. Der Anstieg auf der Rheinthaler Seite ist ziemlich steil und vielfach gewunden.

Ruppertsberg, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Neustadt, mit Deidesheim zusammenhängend, hat Weinbau (Ruppertsberger), Schaumweinfabrikation, Tresterbranntweinbrennerei, Weinsteingewinnung und (1885) 887 Einw.

Ruppin, 1) (Neu-R.) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, am Ruppiner See und an der Eisenbahn Paulinenaue-R., 40 m ü. M., nach dem großen Brand von 1787 durch König Friedrich Wilhelm II. schön und regelmäßig wieder aufgebaut, hat 2 Kirchen (darunter die Klosterkirche aus dem 13. und 14. Jahrh.), 2 evang. Kapellen, eine neue kath. Kirche, einen Methodistenbetsaal, eine Synagoge, Denkmäler Friedrich Wilhelms II. und des hier gebornen Baumeisters Schinkel, ein Kriegerdenkmal, ein Gymnasium, ein Schullehrerseminar, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, Tuch-, Stärke-, Bilderbogen-, Bürsten- und Wattenfabrikation, Eisengießereien und Maschinenfabriken, große lithographische Anstalten, Dampfschneidemühlen, besuchte Pferde- und Viehmärkte und (1885) mit der Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 24) 14,677 meist evang. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk R. gehören die 15 Amtsgerichte zu Fehrbellin, Gransee, Havelberg, Kremmen, Kyritz, Lenzen, Lindow, Meyenburg, Perleberg, Pritzwalk, Rheinsberg, R., Wittenberge, Wittstock u. Wusterhausen a. D. Vgl. Heydemann, Neuere Geschichte der Stadt Neuruppin (Neuruppin 1863); Bittkau, Ältere Geschichte der Stadt Neuruppin (das. 1887). - 2) (Alt-R.) Stadt daselbst, am Einfluß des Rhin in den Ruppiner See, hat eine evang. Kirche aus dem 15. Jahrh., eine Oberförsterei, Schiffbau, Gerberei, Bürstenhölzerfabrikation, Schiffahrt und (1885) 1966 fast nur evang. Einwohner. - Die ehemalige Grafschaft R. umfaßte den größten Teil des heutigen Kreises R., gehörte einem Seitenzweig der Grafen von Barby und kam 1524 mit dem Tode des Grafen Wichmann an Brandenburg. Vgl. Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 1 (4. Aufl., Berl. 1883); Haase, Volkstümliches aus der Grafschaft R. (Neuruppin 1887).

Ruppīner Kanal, Kanal im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Osthavelland, geht aus dem Kremmener See, der mit dem Rhin in Verbindung steht, zur Havel bei Oranienburg, hat 3 Schleusen und eine Länge von 15 km. Hauptsächlich ward er angelegt (1787-88) zum leichtern Transport des Torfs aus dem Rhinluch bei Linum nach Berlin.