Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Russalki; Rußbrand; Russegger; Russel; Rüssel; Rüsselbär; Rüsselkäfer

42

Russalki - Rüsselkäfer.

pflege" (das. 1888 ff.). Er gibt auch die Zeitschriften: "Die gefiederte Welt" (Magdeb., seit 1872) und "Isis", Zeitschrift für alle naturwissenschaftlichen Liebhabereien (das., seit 1876), heraus.

Russalki (russ.), in der slaw. Mythologie Wald- und besonders Wassernymphen, reizende Jungfrauen mit grünen Haaren; baden sich nach dem Volksglauben in Seen oder kämmen am grünen Gestade des Wassers ihre langen Haare. Heilig war ihnen vorzüglich die Pfingstwoche, wo man ihnen unter Tanz und Gesang Kränze ins Wasser warf.

Rußbrand, s. v. w. Flugbrand, s. Brandpilze I.

Russegger, Joseph, Reisender, geb. 18. Nov. 1802 zu Salzburg, widmete sich in Schemnitz dem Bergwesen, trat 1825 in den österreichischen Staatsdienst und ward Bergverwalter in Böckstein bei Gastein, wo er das Werk "Der Aufbereitungsprozeß gold- und silberhaltiger Roherze im salzburgischen Montanbezirk" (Stuttg. 1841) schrieb. Nachdem er 1836 einen Teil von Ägypten im Auftrag des Vizekönigs geognostisch untersucht hatte, drang er 1838 in das Innere Afrikas bis zu den Goldwäschereien von Kiamil vor. In der Folge bereiste er noch Palästina und den größten Teil Europas, worüber er in "Reisen in Europa, Asien und Afrika" (Stuttg. 1841-1850, 7 Bde. mit Atlas) und in zahlreichen Aufsätzen geognostische und montanistischen Inhalts berichtete. 1843 ward R. Salinenadministrator zu Wieliczka in Galizien, 1850 k. k. Ministerialrat, Berg-, Forst- und Güterdirektor in Niederungarn sowie gleichzeitig Direktor der Berg- und Forstakademie zu Schemnitz und 1853 in den erblichen Ritterstand erhoben. Seit 1848 auch Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften, starb er 20. Juni 1863.

Russel, bei naturwissenschaftl. Namen für Patrick Russel, geb. 1726 zu London, Arzt in Bengalen, gest. 1805 in London (indische Schlangen und Fische).

Rüssel (Proboscis), ursprünglich s. v. w. eine verlängerte, fleischige Nase mit den Nasenlöchern am freien Ende, im weitern Sinn die in ähnlicher Art verlängerten Mundteile bei vielen andern Tieren. Am bekanntesten ist der R. des Elefanten, ein äußerst bewegliches und mit feinem Tastgefühl begabtes Organ, das seinem Besitzer als Waffe, Greifhand, Saug- und Druckpumpe etc. dient; ferner der R. der Schmetterlinge, welcher zum Aufsaugen des Blumensafts, in vielen Fällen auch zum Anritzen der Blüten benutzt wird und aus den umgewandelten Unterkiefern besteht. Doch haben auch andre Insekten, z. B. Fliegen und Wanzen, sowie manche Schnecken, Würmer, Krebse und Quallen einen R.

Rüsselbär, s. Nasenbär.

Rüsselkäfer (Curculionina Gerst.), Käferfamilie aus der Gruppe der Kryptopentameren, sehr verschieden gestaltete Insekten, deren Vorderkopf in einen kürzern oder längern, oft fadenförmig dünnen Rüssel ausgezogen ist, an dessen Spitze die in der Regel kleinen Mundteile mit sehr kurzen, gedrungenen Tastern eingelenkt sind. Die Fühler entspringen in einer Grube oder Furche des Rüssels, sind häufig gekniet und enden in eine Keule; die kugeligen oder zapfenförmigen Vorderhüften liegen in rings geschlossenen Hüftpfannen, die Hinterhüften sind klein, elliptisch, eingesenkt, die Flügeldecken umschließen den Körper. Die in der Regel weichhäutigen, dick walzenförmigen, gekrümmten Larven mit hornigem Kopf, äußerst kleinen, warzenförmigen Fühlern, kurzen, kräftigen Kinnbacken, zweigliederigen Tastern, nicht oder in geringer Anzahl vorhandenen Augen, ohne Füße oder nur mit rundlichen Höckern an Stelle der Füße, leben von allerlei Pflanzenteilen, häufig unter der Rinde, im Bast und Holz von Bäumen, im Mark von Stengeln und Zweigen, in denen sie oft gallenartige Auswüchse erzeugen; viele nähren sich von Blättern, Samen und Früchten. Man kennt über 10,000 Arten, welche bis an die äußersten Grenzen der Vegetation verbreitet, in der Neuen Welt zahlreicher als in der Alten und vorzüglich in Südamerika durch farbenprächtige Arten vertreten sind. Der große schwarze R. (Otiorhynchus niger Fab.) ist 10 mm lang, mit kurzem, schwach geneigtem Kopf, an der Spitze verbreitertem Rüssel, kurzer, gegen die Augen gewandter Fühlergrube, langem, dünnem Fühlerschaft, breiten Flügeldecken mit Grübchenreihen und zwischen diesen gerunzelt und gekörnelt, flügellos, schwarz, leicht glänzend, an den Beinen bis auf die Kniee und Tarsen hellrot, findet sich fast das ganze Jahr hindurch an jungem Nadelholz, besonders im Gebirge, und benagt nach der Überwinterung die Rinde junger Pflanzen, zunächst an der Wurzel, später am Maitrieb. Das Weibchen legt seine Eier unter der Erde an die Wurzeln der Nadelhölzer, welche von den kurzen, gedrungenen Larven benagt werden, die sich noch in demselben Jahr verpuppen. Käfer und Larve richten in jungen Beständen oft großen Schaden an. Mehrere sehr ähnliche Arten kommen gleich häufig vor und führen dieselbe Lebensweise. O. sulcatus F. ist dem Weinstock, den Primeln, Saxifragen, Cinerarien, O. ligustici L. dem Weinstock, Pfirsich etc. schädlich. Von den zahlreichen Arten der Gattung Grünrüßler (Phyllobius Schönh.), meist goldig grün beschuppt, mit sehr kurzem, dickem Rüssel, kurzer, nach dem Vorderrand der Augen gerichteter Fühlergrube und ziemlich langen, dünnen Fühlern, kommen mehrere oft in großer Menge auf den verschiedensten Laubhölzern vor, befressen Knospen und Blätter und thun namentlich auch in Baumschulen oft großen Schaden. Der braune Grünrüßler (P. oblongus L.), 4 mm lang, vorherrschend schwarz, lang grau behaart, vernichtet besonders Pfropfreiser an Obstbäumen. Der große braune Kiefernrüßler (der R. schlechthin, Hylobius abietis L., s. Tafel "Waldverderber I"), 13 mm lang, mit senkrecht stehendem Kopf, Rüssel von der Länge des Thorax, gegen den untern Augenrand verlaufender, gerader Fühlerfurche, nahe dem Mund angehefteten Fühlern, ebenem, dreieckigem Schildchen, ziemlich tiefem Ausschnitt am Vorderrand der Vorderbrust, einem Zahn an den dicken Schenkeln und in eine Dornspitze auslaufenden Schienen, schwarz, glanzlos, dicht gekörnt, mit gelblichen Haarschuppen bedeckt, die auf den Flügeldecken meist drei unregelmäßige Fleckenbinden darstellen, findet sich in Mittel- und Nordeuropa in Nadelwäldern, überwintert am Fuß der Stämme unter Moos, Streu, in der Erde, legt im Juni und Juli seine Eier an nicht zu frische und nicht zu alte Stöcke von Kiefern oder Fichten und an die Enden der abgehauenen Wurzeln. Die borstenhaarige Larve frißt sich in geschlängelten Gängen bis auf den Splint durch und geht in die Wurzeläste bis 60 cm unter die Erdoberfläche. Sie überwintert, verpuppt sich am Ende der Gänge in einem kokonartigen Lager, und in vier Wochen fliegt der Käfer aus. Dieser benagt die Knospen der Nadelhölzer, besonders von Kiefern und Fichten, auch von Laubhölzern, sowie die junge Rinde und wird drei- bis sechsjährigen Pflanzungen am verderblichsten. In den in Betrieb genommenen Beständen und namentlich in solchen, wo man Kahlschlag auf Kahl-^[folgende Seite]