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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rüssellilie; Rüsselmaus; Rüsselrobbe; Rüsselsheim; Rüsseltiere; Russen; Rußen

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Rüssellilie - Russen.

tümer und Herausgeber er ist. Russells übrige Schriften sind: "Diary in India 1858-59" (neue Ausg. 1875); "My diary in North and South" (1862, seine Erlebnisse während des amerikanischen Kriegs enthaltend; deutsch, Leipz. 1862) nebst einer Fortsetzung: "Canada, its defences, condition and resources" (1865); "My diary in the East" (1869); "My diary during the last great war" (1873; deutsch, Leipz. 1874); "The Prince's of Wales tour in India" (1877); "Indian mutiny" (neue Ausg. 1884); "Hesperothen. Notes from the U. St., Canada and Far West" (1882, 2 Bde.). Auch veröffentlichte er einen Roman: "The adventures of Dr. Brady" (1868).

Rüssellilie, s. Curculigo.

Rüsselmaus (Bisam- oder Moschusspitzmaus, Moschusbiber, Myogale Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Insektenfresser und der Familie der Spitzmäuse (Soricidea), gedrungen gebaute Tiere mit sehr kurzem Hals, niedrigen Beinen mit fünf Zehen und Schwimmhäuten, seitlich zusammengedrücktem, geringeltem oder geschupptem, spärlich mit Haaren besetztem Schwanz, sehr kleinen, äußerlich nicht sichtbaren Ohren, kleinen Augen, in einen Rüssel verlängerter Nase und Moschusdrüsen an der Schwanzwurzel. Sie leben an Ufern in selbstgebauten Gängen, welche sich unter Wasser öffnen. Der Bisamrüßler (Desman, Wuchuchol, M. moschata Brandt, s. Tafel "Insektenfresser"), 25 cm lang, mit 17 cm langem Schwanz, ist oben rötlichbraun, mit weißen Oberflecken, unten weißlich aschgrau mit Silberglanz, bewohnt das südöstliche Europa, hauptsächlich das Land zwischen Don und Wolga, auch die Bucharei und lebt in oft 6 m langen, mit einem über dem Wasser liegenden Kessel endenden Gängen an den Ufern stehender oder langsam fließender Gewässer, wo er röhrenartige Gänge macht, die meiste Zeit aber im Wasser zubringt. Seine Nahrung sind Blutegel, Würmer, Wasserschnecken, Insektenlarven etc. Wo er vorkommt, ist er sehr häufig, auch scheint er sich ziemlich stark zu vermehren. Sein feinwolliges Fell wird zur Verbrämung von Mützen und Hauskleidern benutzt. Die pyrenäische R. (M. pyrenaica Geoffr.) ist nur 26 cm lang, wovon die Hälfte auf den Schwanz kommt, oben kastanienbraun, an den Seiten braungrau, am Bauch silbergrau und lebt am Fuß der Pyrenäen und vielleicht im ganzen nördlichen Spanien.

Rüsselrobbe, s. Blasenrobbe.

Rüsselsheim, Flecken in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Groß-Gerau, an der Linie Frankfurt a. M.-Mainz der Hessischen Ludwigsbahn, hat eine evang. Kirche, Nähmaschinen-, Zichorien- und Kokosfaserteppichfabriken, Dampfmahl- und Sägemühlen und (1885) 2922 Einw.

Rüsseltiere (Proboscidea), Ordnung der Säugetiere, früher zu den Dickhäutern gerechnet, ausnahmslos von sehr bedeutender Körpergröße (unter den lebenden Säugetieren enthalten sie die größten Landbewohner) und von plumpem Bau. Die Nase ist zu einem langen Rüssel ausgezogen, der an seinem Ende einen fingerförmigen Fortsatz trägt und zum Greifen, zur Aufnahme von Wasser und als kräftige Verteidigungswaffe dient. Die Füße sind sehr stark, aber kurz und enden mit fünf bis auf die Hufe unter der Haut verborgenen Zehen. Auch der Kopf ist kurz, aber sehr hoch und fällt vom Hinterhaupt senkrecht ab. Die Augen sind sehr klein, die Ohren hingegen hängen lang herab. Das Gebiß ist sehr bemerkenswert. Die Eckzähne fehlen allen Rüsseltieren, die untern Schneidezähne den lebenden, waren aber bei den fossilen vorhanden; die obern Schneidezähne (im Zwischenkiefer) sind zu zwei langen Stoßzähnen ausgebildet und liefern bei bedeutender Länge bis zu 100 kg Elfenbein. Die Zahl der Backenzähne beträgt eigentlich sieben in jeder Kieferhälfte, meist sind jedoch nur zwei vorhanden, und von ihnen fällt jedesmal der vordere aus, nachdem hinten bereits ein neuer erschienen ist; mehr als drei sind nie zu gleicher Zeit in Thätigkeit. Der Magen ist einfach, nicht zum Wiederkäuen eingerichtet, der Darm mit einem langen Blinddarm versehen. Eine Gallenblase fehlt. Das große Gehirn bedeckt das kleine nicht, zeichnet sich aber durch seinen Reichtum an Windungen in der Rinde aus. Die zwei Zitzen stehen an der Brust, die Hoden liegen immer in der Bauchhöhle. Bei den lebenden Arten ist die Haut fast nackt, dagegen war sie bei einzelnen fossilen mit dichten Wollhaaren bedeckt. Der kurze Schwanz trägt am Ende ein Büschel Borsten. Die R. leben in Herden beisammen, lassen sich mit einiger Mühe zähmen und sind alsdann wegen ihrer ausnehmend großen geistigen Fähigkeiten nützlich zu verwenden. Die einzige lebende Gattung, Elephas, Elefant (s. d.), haust in Afrika südlich von der Sahara (E. africanus) und in Ostindien (E. indicus); in der Tertiärzeit waren hingegen die R. auf allen Kontinenten mit Ausnahme Australiens sehr zahlreich vertreten, zum Teil sogar noch gleichzeitig mit dem Menschen vorhanden. Von der Gattung Elephas kennt man bereits 14, von Mastodon noch mehr fossile Arten (s. Tafel "Diluvium" und "Tertiärformation II"). Wahrscheinlich gehört auch Dinotherium (s. Tafel "Tertiärformation II") hierher, dessen Stoßzähne aber im Unterkiefer saßen; da man indessen von ihm die Gliedmaßen noch nicht gefunden hat, so ist die systematische Stellung unsicher. Interessant ist besonders die im sibirischen Eis wie lebend erhaltene Art Elephas primigenius, das Mammut (s. d.).

Rußen, Art der Schattierung (s. d.).

Russen, das herrschende slawische Volk im russischen Reich, führt seinen Namen nach den normännischen, in Schweden angesessenen Rus, welche im 9. Jahrh. die Begründer des jetzigen russischen Staats wurden. Die R. sind keineswegs reine Slawen der Abstammung nach, sondern in ihrer ethnischen Bildung durch zahlreiche Nachbarvölker und aufgeschlürfte Volksstämme beeinflußt. Den Russen des Ostens und Nordens (Großrussen) hat finnisches und türkisches Wesen beeinflußt, der Russe des mittlern Westen (Weißrusse) verrät litauische und polnische Einflüsse, während die südwestlichen Provinzen Rußlands, bewohnt von den Kleinrussen, am wenigsten fremde Beimischungen zeigen. Unter einem Nachfolger des Warägers Rurik, Wladimir d. Gr. (980-1015), wurde der erste Versuch gemacht, die verschiedenen ihm unterworfenen Völkerschaften zu einer Nation zusammenzuschweißen, und gleichzeitig das griechische Christentum eingeführt (988), welches bis heute die herrschende Konfession der R. geblieben ist. Indessen gelang die Verschmelzung der verschiedenen Slawenstämme zu einer einheitlichen Nation noch nicht, und im Beginn des 13. Jahrh. zerfiel Rußland in zehn unabhängige Teilfürstentümer. Als dann 1224 Dschengis-Chans Enkel Batu das Reich der Goldenen Horde von Kiptschak gründete und die slawischen Stämme des Ostens besiegte, entstand ein mächtiges Hemmnis für die Entwickelung zum politischen und ethnischen Einheitsstaat, und der slawischen Bevölkerung wurden zahlreiche mongolische Elemente zugeführt. Diese mongolische Einwirkung, die erst 1480 mit der Abschüttelung des Mongolenjochs ihr Ende nahm, hat namentlich die großrussische