Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sachsen, Königreich'
Anmerkung: Fortsetzung von [Geschichte des Kurfürstentums bis 1650.]
Aber er war nicht gesonnen, sich seinem Ernestinischen Vetter unterzuordnen, geriet mit
Johann Friedrich besonders wegen der sächsischen Bistümer in offenen Streit, trat beim
Ausbruch des Schmalkaldischen Kriegs 1546 in geheime Verbindung mit dem Kaiser und fiel,
nachdem ihm die Übertragung der Kur versprochen worden, in dessen Lande ein, während die
Verbündeten in Süddeutschland standen. Johann Friedrich eilte sofort herbei, trieb Moritz
bis zur böhmischen Grenze zurück, ward aber vom nachrückenden kaiserlichen Heer 24. April
1547 bei Mühlberg geschlagen und gefangen und mußte in der
Wittenberger Kapitulation (19. Mai 1547) auf die Kur und
den größten Teil seiner Lande verzichten, mit denen 4. Juni Moritz vom Kaiser belehnt wurde.
Den Ernestinern blieben nur die meisten Besitzungen in Thüringen
(s. Sachsen, Ernest. Linie, S. 125).
An König Ferdinand von Böhmen mußte Moritz das Herzogtum Sagan u. die Lehnshoheit über Reuß abtreten.
Um seinen Verrat an seinen Glaubensgenossen zu sühnen und die kirchliche und politische
Unterjochung Deutschlands durch die Spanier abzuwehren, erhob sich Moritz 1552 gegen
Karl V. und zwang ihn zum Passauer Vertrag, welcher den evangelischen Reichsständen
Religionsfreiheit zusicherte. Nachdem er an der bei Sievershausen (9. Juli 1553) empfangenen
Wunde 11. Juli gestorben war, folgte ihm sein Bruder August (1553-86) als Kurfürst.
Mit seinen Ernestinischen Vettern setzte er sich durch den
Naumburger Vertrag (24. Febr. 1554) auseinander,
schädigte dieselben aber schwer, indem er die Vollstreckung der Acht gegen Johann
Friedrich den Mittlern übernahm, sich für die Kosten derselben vier Ämter abtreten ließ
und ihnen einen großen Teil der hennebergischen Erbschaft entriß. Aus Furcht davor,
daß ihm die Kur wieder entrissen werden könne, hielt er ängstlich am Augsburger
Religionsfrieden fest und schloß sich eng an das Haus Österreich an. Die Wühlereien
der päpstlichen Partei für die Gegenreformation ließ er unbeachtet, und während bisher
seine Universität Wittenberg mit dem streng lutherischen Jena heftige theologische Kämpfe
ausgefochten hatte, wurden 1574 die Philippisten auch in S. gestürzt und durch die Einführung
der Konkordienformel (1580) die lutherische Orthodoxie zur Herrschaft erhoben. Im Innern
schuf August durch seine Gesetzgebung (besonders die Konstitutionen von 1572) ein
wohlgeordnetes Staatswesen, organisierte die Behörden, regelte die Finanzverwaltung und
beförderte, hauptsächlich durch eignes Beispiel bei der Bewirtschaftung der Kammergüter,
Ackerbau, Gewerbe und Handel. Das Gebiet seines Staats rundete er durch neue Erwerbungen ab,
bei denen er in den Mitteln allerdings nicht wählerisch war. So erlangte er 1570 von den
Herren von Plauen das Vogtland wieder, erwarb 1573 von den Grafen von Mansfeld deren
Halberstädter Lehen und erhielt 1581 die Administration des Stifts Meißen.
Das Albertinische S. bildete ein geschlossenes Territorium, das in Kreise eingeteilt war:
den Kurkreis, Thüringen, Meißen, wovon 1691 der erzgebirgische Kreis abgetrennt wurde,
das Osterland und das Vogtland, wozu 1588 noch der Neustädter Kreis kam.
Unter Augusts Sohn Christian I. (1586-91) strebte der Kanzler
Crell, der katholischen Reaktion einen protestantischen
Bund entgegenzustellen; aber der frühe Tod des Kurfürsten vereitelte denselben, und unter der
Vormundschaft des Herzogs Friedrich Wilhelm von Altenburg (bis 1601) für
Christian II. (1591-1611) führte das Bündnis des
sächsischen ↔ Adels mit der orthodox-lutherischen Partei den Sturz Crells
herbei, worauf die Herrschaft des strengen Luthertums durch Einführung des Religionseides
und unnachsichtliche Verfolgung des Kryptocalvinismus gesichert wurde. Hiermit trennte sich
S. ganz von den reformierten Reichsständen; es beteiligte sich nicht an dem Widerstand gegen
die immer gefährlichere Gegenreformation und schloß sich der Union nicht an, verlor aber damit
auch allen Einfluß in Reichs- und Religionsangelegenheiten und erwarb im jülich-klevischen E
rbstreit nichts als Titel und Wappen dieser Herzogtümer. Dieser Politik blieb Christians II.
Bruder, Kurfürst Johann Georg I. (1611-56), auch während des
Dreißigjährigen Kriegs getreu. Er lehnte 1619 die ihm angebotene
böhmische Krone nicht nur ab, sondern unterstützte auch Kaiser Ferdinand bei der Unterwerfung
Schlesiens und der Lausitz und beobachtete aus Trägheit und Selbstsucht eine unfruchtbare
Neutralität, bis Tillys Einbruch in S. ihn 1631 auf Gustav Adolfs Seite trieb. Die
sächsischen Truppen nahmen an der Schlacht bei Breitenfeld teil und rückten dann in Böhmen ein,
woraus sie Wallenstein 1632 vertrieb. Nach dem Tod Gustav Adolfs und der Niederlage der Schweden
bei Nördlingen (1634) kehrte S. jedoch im Frieden von Prag (30. Mai 1635), der ihm den erblichen
Besitz der Lausitzen einbrachte, zu dem Bund mit dem Kaiser zurück. Für diesen Abfall nahmen die
Schweden die grausamste Rache in wiederholten Einfällen, von denen dasselbe erst durch den
Waffenstillstand zu Kötzschenbroda (27. Aug. 1645) erlöst wurde. 1650 räumten die Schweden das
Land gänzlich, nachdem dessen Anteil an der schwedischen Kriegskontribution, 267,107 Thlr.,
abgezahlt worden. Die Bevölkerung war von 3 Mill. auf die Hälfte vermindert, Wohlstand, Handel,
Gewerbe und Bildung auf lange schwer geschädigt, fast vernichtet.
Die kursächsischen Nebenlinien.
Einen erheblichen Abbruch erlitt der sächsische Staat dadurch, daß Johann Georg I. durch sein
Testament seine jüngern Söhne, August, Christian und Moritz, mit ansehnlichen Gebieten ausstattete
und Kurfürst Johann Georg II. (1656-80) dies im Hauptvergleich
zu Dresden 22. April 1657 anerkannte. So entstanden die drei Linien S.-Weißenfels, S.-Merseburg
und S.-Zeitz. Die Linie S.-Weißenfels, von Herzog
August, Administrator von Magdeburg, begründet und nach dessen
Residenz Halle auch S.-Halle benannt, erhielt die vier magdeburgischen
Ämter Burg, Dahme, Jüterbog und Querfurt, Barby und den ganzen Thüringischen Kreis. Nach seinem
Tod (1680) fiel das Stift Magdeburg an Brandenburg, während ihm in Weißenfels sein älterer Sohn,
Johann Adolf I., folgte, der jüngere,
Heinrich, aber die Nebenlinie
S.-Barby stiftete, die jedoch mit Heinrichs Sohn und Erben
Georg Albrecht 1739 wieder erlosch. Johann Adolf trat 1687
Burg an Brandenburg ab, das dafür auf die Lehnshoheit über Dahme, Jüterbog und Querfurt verzichtete,
und erlangte für letzteres, das 1688 zum Fürstentum erhoben wurde, die Reichsstandschaft, aber nicht
Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Ihm folgten 1697 sein Sohn
Johann Georg und diesem 1712 sein Bruder
Christian, welche das Land durch Verschwendung in große Schulden
stürzten; diese tilgte der sparsame jüngste Bruder,
Johann Adolf II. (1736-46), der das sächsische Heer im ersten
und zweiten Schlesischen Krieg befehligte. Mit ihm erlosch die Linie S.-Weißenfels, und ihre
Besitzungen fielen an Kursachsen zurück.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 136.