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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sainte-Claire Deville; Sainte-Croix; Sainte-Foy

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Sainte-Claire Deville - Sainte-Foy.

und studierte Medizin, ward aber bei seiner hervorragenden Begabung für Poesie bald ein eifriges Mitglied des sich um Victor Hugo scharenden romantischen "Cenakels". Berühmt wurde er schon durch sein erstes Werk: "Tableau historique et critique de la poésie française et du théâtre français au XVI. siècle" (1828, vermehrte Ausg. 1876), eine ausgezeichnete historisch-kritische Arbeit. Dann schrieb er unter dem Pseudonym Joseph Delorme einen Band "Poésies", denen die "Consolations" und "Pensées d'août" folgten (1829-30 u. 1840), mit der Lebensbeschreibung des vermeintlichen Autors. Dunkle, unbestimmte Sehnsucht, überwallendes Gefühl und ein Übermaß von Selbstzergliederung machen den Helden zu einem Geistesverwandten des "Werther" und "René"; doch ist in ihnen noch viel Unfertiges und Schwankendes, ein Abbild seiner äußern Schicksale. Nach der Julirevolution schwamm er eine Zeitlang mit dem Saint-Simonismus, schrieb am "Globe" und "National" und stand im Bann Lamennais', wie der sonderbare, ziemlich bedenkliche Roman "Volupté" (1834, zuletzt 1877) beweist. Erst mit seiner Anstellung an der "Revue des Deux Mondes", wo er die 1829 begonnenen litterarhistorischen Arbeiten fortsetzte, gelangte er in sein richtiges Fahrwasser. 1840 erhielt er die Stelle eines Konservators an der Bibliothek Mazarin; 1845 wurde er an Delavignes Stelle zum Mitglied der Akademie ernannt. Als Napoleon III. sich des Throns bemächtigt hatte, erhielt S. die Professur der lateinischen Poesie am Collège de France; indessen riefen seine Vorlesungen unter den republikanisch gesinnten Studenten so stürmische Kundgebungen der Unzufriedenheit hervor, daß sie geschlossen werden mußten. Nicht viel länger dauerte seine Lehrthätigkeit an der Normalschule (1857-61). Von nun an privatisierte er. Der Kaiser belohnte seine guten Dienste 1865 durch Ernennung zum Senator. S. starb nach langen Leiden 13. Okt. 1869. Unter seinen zahlreichen Schriften nehmen den ersten Rang ein die ausgezeichnete Studie "Histoire du Port Royal" (1840-48, 3 Bde.; später vielfach verbessert; 4. Aufl. 1878, 7 Bde.) und die "Causeries du lundi", eine Sammlung seiner in verschiedenen Zeitschriften erschienenen Feuilletonartikel (1851-61, 15 Bde.). Hier zeigt sich aufs glänzendste seine Geschicklichkeit in der Schätzung und Auffindung des Charakteristischen, sein feines Gefühl für die Geistesrichtung der Zeit, seine Fähigkeit, sich in den Geist und Charakter der Persönlichkeiten zu versetzen; dazu ein brillanter Stil, eine reiche, unerschöpfliche, dichterische Sprache. Von andern Werken nennen wir: "Chateaubriand et son groupe littéraire" (1860, 2 Bde.; neue Ausg. 1873); "Poésies complètes" (1863, 2 Bde.; zuletzt 1879); "Critiques et portraits littéraires" (1832-39, 5 Bde.); "Portraits littéraires" (1844, 2 Bde.; neue Ausg. 1864, 3 Bde.); "Portraits contemporains" (1846, 2 Bde.; neue Ausg. 1871, 5 Bde.); "La galerie de femmes célèbres" (1859) und "La nouvelle galerie de femmes célèbres" (1863), Auszüge aus den "Causeries du lundi"; ferner: "Nouveaux lundis" (1863-72, 13 Bde.), eine Fortsetzung der "Causeries du lundi". Eine Auswahl biographischer Kapitel aus den "Causeries du lundi" erschien deutsch unter dem Titel: "Menschen des 18. Jahrhunderts" (Chemn. 1880). 1875 erschien eine Sammlung der "Lettres à la princesse" (Mathilde), denen die "Correspondance de Ch. A. S. 1822-65" (1877-78, 2 Bde.) und die "Nouvelle correspondance" (1880) folgten. Vgl. Haussonville, S., sa vie et ses œuvres (Par. 1875).

Sainte-Claire Deville (spr. ssängt-klähr döwil), 1) Charles, Geolog und Meteorolog, geb. 26. Febr. 1814 auf St. Thomas, besuchte die Bergschule in Paris, bereiste Westindien, Teneriffa, die Kapverdischen Inseln, wurde Präsident der Meteorologischen Gesellschaft in Paris, 1872 Generalinspektor aller meteorologischen Stationen Frankreichs und starb 10. Okt. 1876 in Paris. Er schrieb: "Études géologiques sur les îles de Ténériffe et de Fogo" (1846); "Voyage géologique aux Antilles et aux îles de Ténériffe et de Fogo" (1847); "Recherches sur les principaux phénomènes de météorologie et de physique terrestre aux Antilles" (1861); "Sur les variations périodiques de la température" (1866); "Coup d'œil historique sur la géologie et sur les travaux d'Élie de Beaumont" (1878).

2) Henri Etienne, Chemiker, geb. 11. März 1818 auf St. Thomas, studierte in Frankreich, ward 1845 Dozent an der Fakultät zu Besançon, 1851 Professor der Chemie an der Normalschule und später an der Sorbonne in Paris. Seine ersten Arbeiten betrafen die Harze; sehr bald aber wandte er sich hauptsächlich der anorganischen Chemie zu, und auf diesem Gebiet hat er sehr Bedeutendes geleistet. Er entdeckte 1849 das Salpetersäureanhydrid, untersuchte die Kohlensäuresalze der Metalle und begann 1855 seine wichtigen Arbeiten über das Aluminium, welche, von den Wöhlerschen Arbeiten ausgehend und unterstützt von Napoleon III., zur Begründung der Aluminiumindustrie führten. Noch 1855 stellte er die ersten Aluminiumbarren auf der Pariser Industrieausstellung aus. Gemeinsam mit Wöhler machte er schöne Untersuchungen über das Bor; andre Arbeiten betrafen das Silicium, und mit Debray lieferte er epochemachende Arbeiten über das Platin, welches er zuerst in großen Quantitäten mit Hilfe der Knallgasflamme schmolz. Mit Caron wandte er das Wöhlersche und von ihm weiter entwickelte Verfahren der Darstellung des Aluminiums auf das Magnesium an und begründete damit die Magnesiumindustrie. Von großer Bedeutung für die theoretische Chemie waren seine Untersuchungen über die Dissociation chemischer Verbindungen bei hoher Temperatur. Mit Caron arbeitete er auch über die fabrikmäßige Darstellung des Sauerstoffs. S. starb 1. Juli 1881 in Paris. Er schrieb: "De l'aluminium, ses propriétés, etc." (Par. 1859); "Métallurgie du platine, etc." (mit Debray, das. 1863, 2 Bde.).

Sainte-Croix (spr. ssängt-krŏa), 1) (Santa Cruz) dänisch-westind. Insel, eine der Jungferninseln, 218 qkm (3,96 QM.) groß mit (1880) 18,430 Einw., erhebt sich im N. bis 352 m und dacht sich nach Süden zu sanft ab. Korallenriffe umsäumen die ganze Süd- und einen Teil der Nordseite. Zucker und Baumwolle sind Hauptprodukte; die Wälder sind sehr gelichtet. Hauptstadt ist Christianstaed (s. d.). S. wurde von Kolumbus auf seiner zweiten Fahrt entdeckt, abwechselnd von Holländern, Engländern und Spaniern behauptet, kam 1651 als französisches Lehen in den Besitz der Malteserritter und wurde 1733 von Dänemark für 750,000 Lire gekauft. -

2) Bergdorf im schweizer. Kanton Waadt, 1108 m ü. M., mit (1880) 5186 Einw. Die hier konzentrierte Fabrikation von Musikdosen erreicht über 100,000 Stück jährlich und repräsentiert einen Jahresverdienst von 2 Mill. Frank für 1250 Arbeiter. Die Uhrmacherei beschäftigt 900 Arbeiter und liefert jährlich 25,000 Stück im Wert von 3½ Mill. Fr.

Sainte-Foy (spr. ssängt-fŏa), 1) S. la Grande, Stadt im franz. Departement Gironde, Arrondissement Li-^[folgende Seite]