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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Salpetersäureäther; Salpetersäure, salpetrige; Salpetersäuresalze

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Salpetersäure, salpetrige - Salpetersäuresalze.

Nitronaphthalin, Nitroglyzerin, Schießbaumwolle Pikrinsäure, Martiusgelb, Phthalsäure, Anthrachinon, Oxalsäure, Dextrin, zum Gelbfärben der Seide, zum Erzeugen gelber Muster auf blauem Grund in der Kattundruckerei etc.; in der Medizin dient rauchende S. als Ätzmittel, verdünnte S. bei schlecht eiternden Wunden, Frostbeulen, Hautkrankheiten etc. S. war vielleicht schon den alten Ägyptern bekannt. Die Darstellung beschrieb zuerst Geber, und nach seiner Methode (Erhitzen von Kupfervitriol mit Alaun und Salpeter) bereiteten sie auch die spätern Alchimisten, welche sie besonders zum Scheiden von Gold und Silber benutzten und daher Scheidewasser nannten. Die Darstellung aus Salpeter und Schwefelsäure lehrte Joh. Rud. Glauber.

Salpetersäure, salpetrige, s. v. w. Untersalpetersäure.

Salpetersäureäther. Der Äthyläther C2H5NO3 ^[C_{2}H_{5}NO_{3}] entsteht beim Destillieren von Salpetersäure mit absolutem Alkohol unter Zusatz von etwas Harnstoff (zur Zersetzung der salpetrigen Säure); er bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht angenehm, schmeckt süß brennend, hintennach bitter, spez. Gew. 1,112, siedet bei 86°, brennt mit weißer Flamme, löst sich in Alkohol, nicht in Wasser und explodiert bei plötzlichem starken Erhitzen. Er darf immer nur in kleinen Quantitäten dargestellt werden. Der Amyläther C5H11NO3 ^[C_{5}H_{11}NO_{3}], auf ähnliche Weise wie der vorige zu erhalten, bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht eigentümlich wanzenartig, schmeckt süßlich brennend, hintennach sehr unangenehm, spez. Gew. 0,994, siedet bei 148°, brennt mit weißer Flamme, löst sich in Alkohol, nicht in Wasser und zersetzt sich beim Erhitzen des Dampfes über den Siedepunkt oft unter Explosion. Das Einatmen des Dampfes erzeugt Beklemmung und Kopfschmerzen. Der Methyläther CH3NO3 ^[CH_{3}NO_{3}] entsteht beim Übergießen von Salpeterpulver mit einer warmen Mischung von Schwefelsäure und Methylalkohol, bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht schwach ätherartig, spez. Gew. 1,186, siedet bei 66°, brennt mit gelber Flamme, ist wenig in Wasser, leicht in Alkohol löslich und explodiert beim Erhitzen des Dampfes auf 150° sehr heftig. Man hat ihn zur Darstellung von Anilinfarben benutzt, wegen seiner Explodierbarkeit aber wieder aufgegeben.

Salpetersäuresalze (Nitrate), Verbindungen der Salpetersäure mit Basen, finden sich zum Teil weitverbreitet in der Natur und werden durch Lösen von Metallen, Metalloxyden oder Kohlensäuresalzen in Salpetersäure erhalten. Sie sind farblos, wenn die Base farblos ist, meist in Wasser löslich und kristallisierbar, zersetzen sich leicht beim Erhitzen, verpuffen auf glühender Kohle und geben mit Schwefelsäure Schwefelsäuresalze und Salpetersäure. Salpetersaures Ammoniak (Nitrum flammans) NH4NO3 ^[NH_{4}NO_{3}] findet sich in geringer Menge im Regenwasser und Schnee und wird erhalten beim Neutralisieren von Salpetersäure mit Ammoniak oder kohlensaurem Ammoniak oder beim Verdampfen einer Lösung von schwefelsaurem Ammoniak und salpetersaurem Kali. Es scheidet sich zuerst schwefelsaures Kali und erst bei viel stärkerer Konzentration salpetersaures Ammoniak ab. Dies bildet farblose, wasserfreie Kristalle vom spez. Gew. 1,7, schmeckt scharf und herb, ist hygroskopisch, zerfließt, löst sich sehr leicht in Wasser unter starker Temperaturerniedrigung, schmilzt bei etwas über 100°, zerfällt bei 190-200° in Wasser und Stickstoffoxydul, verpufft auf glühenden Kohlen mit rötlicher Flamme und dient zu Kältemischungen (daher Gefriersalz), als Arzneimittel zur Darstellung von Stickstoffoxydul und als chemische Substanz in der elektrischen Drucktelegraphie. Salpetersaurer Baryt Ba(NO3)2 ^[Ba(NO_{3})_{2}], aus kohlensaurem Baryt oder Schwefelbaryum und Salpetersäure oder durch Vermischen konzentrierter Lösungen von Chlorbaryum und salpetersaurem Natron erhalten, bildet farblose, wasserfreie, luftbeständige Kristalle vom spez. Gew. 3,2, schmeckt scharf und herb, ist löslich in 12 Teilen kaltem, leichter in heißem Wasser, nicht in Alkohol, schmilzt leicht, dient als Reagens, zu Grünfeuer, Sprengpräparaten, zur Darstellung von Baryumsuperoxyd. Salpetersaures Bleioxyd Pb(NO3)2 ^[Pb(NO_{3})_{2}] entsteht beim Lösen von Bleioxyd oder kohlensaurem Bleioxyd in Salpetersäure, bildet farblose, wasserfreie Kristalle vom spez. Gew. 4,5, schmeckt zusammenziehend süßlich, ist leicht löslich in Wasser, kaum in Alkohol, unlöslich in konzentrierter Salpetersäure, schmilzt bei Rotglut, zersetzt sich und hinterläßt Bleioxyd, dient in der Färberei und Zeugdruckerei, zur Darstellung von Farbenbeizen, Chromgelb, andern Bleipräparaten, zu Zündhölzern etc. Salpetersaures Eisenoxydul Fe(NO3)2 ^[Fe(NO_{3})_{2}] entsteht aus Schwefeleisen und verdünnter kalter Salpetersäure, bildet grüne, leicht lösliche Kristalle mit 6 Molekülen Kristallwasser und verwandelt sich an der Luft leicht in basisch salpetersaures Eisenoxyd. Eine Lösung von Eisen in verdünnter Salpetersäure enthält salpetersaures Ammoniak und wird in der Färberei benutzt. Salpetersaures Eisenoxyd Fe2(NO3)6 ^[Fe_{2}(NO_{3})_{6}] entsteht beim Lösen von Eisen in kalter Salpetersäure, kristallisiert mit 12 und 18 Molekülen Wasser, ist farblos oder bläulich, zerfließlich, wirkt ätzend, gibt mit Wasser gelblichbraune Lösungen; auch die farblose Lösung von Eisenhydroxyd in Salpetersäure wird beim Erhitzen gelb durch Bildung von basischem Salz, welches sich bei Abwesenheit freier Säure ausscheidet. Löst man Eisen ohne besondere Vorsichtsmaßregeln in Salpetersäure, so entsteht eine rotbraune Lösung von basisch salpetersaurem Eisenoxyd. Eine solche erhält man auch beim Behandeln von Roteisenstein oder Eisenvitriol mit Salpetersäure. Aus der Lösung des basisch salpetersauren Eisenoxyds schlägt sich Eisenhydroxyd auf Baumwolle und Seide dauernd nieder; man benutzt sie daher in der Färberei (Eisenbeize, Rostbeize, Rouille, salpetersaures Eisen) zum Schwarzfärben der Seide, außerdem auch zur Bereitung von Berliner Blau. Salpetersaures Kali, s. Salpeter. Salpetersaurer Kalk Ca(NO3)2 ^[Ca(NO_{3})_{2}] findet sich in der Ackererde, an Stallmauern, in welche faulende organische Substanzen einsickern und in Berührung mit dem kohlensauren Kalk des Mörtels die Bildung von salpetersaurem Kalk veranlassen; oft findet sich das Salz auch in Brunnenwasser, ferner in der Rohlauge der Salpetersiedereien, im rohen und im natürlichen Salpeter. Es bildet farblose Kristalle mit 4 Molekülen Kristallwasser, ist zerfließlich, leicht löslich in Wasser und Alkohol. Das beim Erhitzen teilweise zersetzte Salz phosphoresziert (Balduins Phosphor). Salpetersaures Kupferoxyd Cu(NO3)2 ^[Cu(NO_{3})_{2}] entsteht beim Lösen von Kupfer oder Kupferoxyd in Salpetersäure, bildet dunkelblaue Kristalle mit 3 oder 6 Molekülen Kristallwasser, schmeckt ätzend metallisch, zerfrißt die Haut, ist zerfließlich, leicht löslich in Wasser und Alkohol, wird bei 65° wasserfrei, gibt beim Erhitzen basisches Salz, dann Oxyd und wirkt auf Zinn fast so heftig wie Salpetersäure. Man benutzt es in der Färberei und Zeugdruckerei, zur Darstellung von Farben und Kupferoxyd, zum Bronzieren und zum Brünieren von Eisen. Salpetersaures Natron,