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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sardelle; Sardes; Sardinen; Sardinien

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Sardelle - Sardinien.

miramis, stellte diesem Mannweib am Anfang der assyrischen Geschichte am Ende einen weibischen Mann gegenüber, dessen Charakter sie, wie den der Semiramis in der Göttin Istar oder Derketo, in dem semitischen Gott vorfand, welcher sein Wesen mit der ihm zur Seite gestellten Göttin tauscht, Frauenkleider trägt und von Priestern in Weibergewändern verehrt wird. Der wirkliche letzte König von Assyrien hieß vermutlich Assarhaddon und verbrannte sich erst 606 bei der Eroberung Ninives, während S. eine Veränderung des Namens Assurpanibal (s. d.), des letzten mächtigen Königs von Assyrien, ist. Sardanapals Tod behandelte Lord Byron in einem Drama.

Sardelle, gesalzene Anschovis (Engraulis encrasicholus L.), welche des bitter schmeckenden Kopfes und der Eingeweide beraubt in den Handel kommen. Am bedeutendsten ist der Sardellenfang an der Küste der Bretagne. In Norddeutschland konsumiert man meistens Brabanter Sardellen, welche an den Küsten von Holland und Belgien gefangen und besonders von Amsterdam aus in den Handel gebracht werden. Bisweilen kommen als Sardellen auch junge Pilcharde in den Handel, welche an der gedrungenern Gestalt, etwa noch vorhandenen Kielschuppen und daran erkannt werden, daß die Bauchflossen unter der Rückenflosse stehen. Man bevorzugt Fische mittlerer Größe und frischen Fang, da die Sardellen sich zwar 4-5 Jahre halten, aber an Güte sehr verlieren. Man genießt die S. auf Brot oder Semmel, als Salat oder gebacken, benutzt sie aber hauptsächlich zu Saucen, Farcen, Salaten, zur Bereitung der Sardellenbutter und zum Garnieren.

Sardes, die berühmte Hauptstadt des alten Lydien, Residenz des Krösos sowie später der persischen und seleukidischen Satrapen, lag, von einer Burg geschützt, in einer fruchtbaren Ebene am nördlichen Abhang des bis 1800 m ansteigenden Tmolos und an beiden Ufern des goldführenden Paktolos, ward 500 v. Chr. durch die Ionier, dann 215 durch Antiochos d. Gr. verwüstet, erholte sich zwar wieder, litt aber zur Zeit des Tiberius sehr durch Erdbeben und wurde endlich im 14. Jahrh. von Timur zerstört. Xerxes residierte vor seinem griechischen, der jüngere Kyros vor dem Feldzug gegen seinen Bruder in S. Reste beim heutigen Dorf Sart. Die nördlich vom Hermos am Gygäischen See gelegene Nekropole (mit zahllosen größern und kleinern konischen Grabhügeln) wurde neuerdings von Spiegelthal untersucht.

Sardinen, des Kopfes und der Eingeweide beraubte, schwach gesalzene und in Öl gesottene Pilcharde (S.), kommen besonders an der atlantischen Küste Frankreichs in den Handel. Junge Heringe aus der westlichen Ostsee, viel schlanker von Gestalt, in gleicher Weise zubereitet, bilden die deutschen S. Russische S. sind ebenfalls des Kopfes und der Eingeweide beraubte kleine Heringe, meist Strömlinge aus der östlichen Ostsee, werden in Essig mit scharfen Gewürzen mariniert und namentlich auch in Hamburg in großer Menge zubereitet. Amerikanische S. (Menhaden), s. Forelle.

Sardinien (ital. Sardegna, franz. Sardaigne), eine zum Königreich Italien gehörende Insel im Mittelländischen Meer, unter 38° 54'-41° 18' nördl. Br. und 7° 8'-9° 50' östl. L. v. Gr., im Süden der Insel Corsica, von der sie durch die 11 km breite Straße von Bonifacio getrennt ist, gelegen, 185 km vom Kap Argentaro des italienischen Festlandes entfernt. Ihrer Gestalt nach wurde die Insel von den Alten mit einer Fußsohle verglichen; sie bildet ein Rechteck von 278 km Länge (von Norden nach Süden) und einer Breite von 101-144 km, das an der Nord- und Südseite durch sich schräg gegenüberliegende Busen eingerissen und von 44 größern und kleinern Gestadeinseln begleitet ist. Der Flächengehalt beträgt 24,342, nach Strelbitsky 23,842 qkm (433,02 QM.). An der Südküste sind die Vorgebirge Carbonara, Spartivento und Teulada sowie die Golfe von Cagliari und Palmas, an der Nordküste die Kaps Falcone und Testa, die Insel Asinara und der Golf von Asinara erwähnenswert. Die Ostküste, deren östlichster Punkt das Kap Comino, ist steil, buchten- und hafenarm; sie enthält an der Nordostseite die Inseln Maddalena (welche in neuester Zeit mit starken Befestigungen versehen wird), Caprera, Mortorio, Tavolara u. a. Die Westküste ist sanfter und mehr eingebuchtet; an ihr sind besonders der Busen von Oristano und das Kap Caccia (mit Stalaktitengrotte) sowie die Gestadeinseln Sant' Antioco und San Pietro bemerkenswert. Das Innere von S. ist durchaus gebirgig, doch nehmen die höchsten Granitgebirge nur die östliche Hälfte ein. Etwa in der Mitte zwischen Norden und Süden liegen, der Ostküste näher, der 1918 m hohe Brunca und der 1865 m hohe Monte Gennargentu (Janua argenti); im nördlichen Teil der ebenfalls granitische, 1319 m hohe Monte Limbara. Das Nordende von S. zeigt eine zertrümmerte tertiäre Kalkformation, welche mit der von Corsica völlig identisch ist. In der Mitte der Insel lehnt sich westlich ein bis zu 380 m hohes tertiäres Bergland an, aus welchem

^[Abb.: Karte von Sardinien.]