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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schillingsee; Schillingsfürst; Schillingsgüter; Schilluk; Schiltach; Schiltberger; Schilter; Schiltigheim

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Schillingsee - Schiltigheim.

1807 mit, nahm dann seinen Abschied und ließ sich erst in Freiberg, dann in Dresden nieder, wo er 30. Juli 1839 starb. Seine "Sämtlichen Schriften", meist komische Romane ohne geistigen Gehalt, aber von leichtflüssiger Darstellung, erschienen in einer Ausgabe letzter Hand in 80 Bdn. (Dresd. 1828-39).

2) Johannes, Bildhauer, geb. 23. Juni 1828 zu Mittweida, erhielt seine erste künstlerische Bildung auf der Akademie zu Dresden, insbesondere unter Rietschel. Sodann ging er nach Berlin, wo er zwei Jahre unter Drakes Leitung arbeitete. 1852 nach Dresden zurückgekehrt, führte er in Hähnels Atelier eine Arbeit aus, welche ihm das große Reisestipendium der Akademie einbrachte. Nach einem dadurch ermöglichten dreijährigen Studienaufenthalt in Italien kam er 1856 wieder nach Dresden, wo er sich niederließ und 1868 zum Professor an der Kunstakademie ernannt wurde. Seine erste größere Arbeit, welche die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf ihn lenkte, waren die in Sandstein ausgeführten vier Gruppen der Tageszeiten auf der Freitreppe der Brühlschen Terrasse in Dresden (s. Tafel "Bildhauerkunst IX", Fig. 5 u. 6). Die Reihe der Denkmäler, mit welchen er in der Folge betraut wurde, eröffnete ein für die Stadt Görlitz geschaffenes Monument des Oberbürgermeisters Demiani; hieran schlossen sich das Schiller-Denkmal für Wien, das Kaiser Maximilians-Denkmal für Triest, das Kriegerdenkmal für Hamburg und das Rietschel-Denkmal für Dresden. Daneben entstand die kolossale Gruppe des Dionysos und der Ariadne auf panthergezogenem Wagen, welche, in Erz ausgeführt, die Hauptfronte des Hoftheaters zu Dresden schmückt. Außerdem schuf er eine Reihe anmutiger, im Geiste der Antike erfundener Reliefs und zahlreiche Bildnisse. Sein Hauptwerk ist das Nationaldenkmal auf dem Niederwald, dessen Ausführung ihn von 1877 bis 1884 beschäftigte. Es besteht aus der kolossalen Figur einer Germania (s. die Abbildung bei "Germania"), den Figuren des Kriegs und des Friedens, des Rheins und der Mosel, einem großen Relief mit der Wacht am Rhein und zwei kleinern Reliefs mit dem Auszug und der Heimkehr der Krieger, sämtlich in Bronze gegossen. Für Dresden vollendete er 1889 das Reiterdenkmal des Königs Johann. Ein reiner Schönheitssinn, eine reiche Anmutsfülle und eine sorgfältige Durchbildung der Form zeichnen alle Arbeiten Schillings aus.

Schillingsee, See im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Osterode, ist 15 km lang, aber nur sehr schmal, empfängt die Taber und hat seinen Abfluß durch das Schillingsfließ, steht aber auch durch einen Arm des Elbing-Oberländischen Kanals mit dem Drewenzsee in schiffbarer Verbindung.

Schillingsfürst, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Rothenburg a. T., auf einer Anhöhe der Frankenhöhe, 516 m ü. M., hat eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, ein Rettungshaus, eine Korbflechtschule, Seidenbandweberei, bedeutende Viehzucht und (1885) 943 Einw. Dabei das Bergschloß S. des Fürsten von Hohenlohe-S. und der Flecken Frankenheim mit (1885) 437 Einw.

Schillingsgüter, s. Bauerngut.

Schilluk (Singular: Schilkawi), ein echtes Negervolk in Afrika, am linken Ufer des Weißen Nils, zwischen 12 und 6° nördl. Br. Man unterscheidet drei größere Gebiete; im nördlichsten und größten, das bis zum Bahr el Ghasal reicht, wohnen die eigentlichen S., im mittlern, am Bahr el Ghasal und Tondsch, die Dschur und Dembo, eine Enklave im Dinkavolk, und noch weiter südlich, von den Dinka durch die ganze Breite des Bongolandes getrennt und bereits an die Niam-Niam grenzend, die Belanda. Sie sollen einst am Sobat gesessen haben und durch die Galla verdrängt worden sein; jetzt sind sie die im Nilthal am weitesten nordwärts reichenden Neger. Sie haben eine dunkle Hautfarbe und sollen nach einigen mit platt gedrückter Nase, kleinen Augen und fast völlig affenartigem Gesichtsschnitt, in dem sich Dummheit und Wildheit aussprechen, den ausgeprägtesten Negertypus repräsentieren, reihen sich aber nach Schweinfurth viel eher den edlern Rassen Zentralafrikas an. Im Vergleich zu ihren Nachbarn sind sie nur mäßig groß; ihren Körper bedecken sie mit einer Aschenschicht, ihr Haar frisieren sie in künstlicher Weise; die untern Schneidezähne werden ausgebrochen, eine Schambedeckung fehlt. Ihre Bewegungen sind unendlich langsam. Ihre Sprache (dargestellt von Schweinfurth in der Berliner "Zeitschrift für Ethnologie" 1877) ist nahe mit den andern Nilsprachen (s. d.) verwandt; mit den hamitischen Sprachen hat sie die Unterscheidung von zwei Geschlechtern gemein. Die S. stehen mit ihren Nachbarn auf beständigem Kriegsfuß, sind zugleich Ackerbauer (man baut viel Sesam, Durra, Bohnen, Tabak) und Hirten, treiben auch in großen Einbäumen Fischfang. Das Land ist außerordentlich dicht bevölkert; man schätzte die Zahl der S. 1864 nach ägyptischen Aufnahmen auf 1 Mill. In jenem Jahr wurden sie von Ägypten unterworfen, rissen sich aber durch den Aufstand des Mahdi wieder los. Bis 1861 bildeten sie einen selbständigen Staat, an dessen Spitze ein despotischer König (Bondu) stand, der zu Denab residierte, den Elfenbeinhandel monopolisierte und über Tod und Leben verfügte. An die Stelle von Denab trat dann Faschoda. Vgl. Kaufmann, Schilderungen aus Zentralafrika (Brixen 1862).

Schiltach, Stadt im bad. Kreis Offenburg, im Schwarzwald, an der Mündung des Flusses S. in die Kinzig und an der Linie Freudenstadt-S. der Württembergischen Staatsbahn, 332 m ü. M., hat Tuchfabrikation, Gerberei, Sägemühlen, Holzhandel und Flößerei und (1885) 2136 meist evang. Einwohner.

Schiltberger, Hans, aus München, kam 1395 als Kriegsgefangener bis ins Innere von Asien (Persien und Turkistan) und ward nach seiner Rückkehr Kämmerer des Herzogs Albrecht von Bayern. Die Beschreibung seiner Reisen und Abenteuer (Ulm 1473; neue Ausg. von Neumann, Münch. 1859; von Langmantel, Stuttg., Litterarischer Verein, 1885) war im 15. und 16. Jahrh. ein sehr beliebtes Buch.

Schilter, Johann, Rechtsgelehrter und deutscher Altertumsforscher, geb. 29. Aug. 1632 zu Pegau in Sachsen, stand zuerst in sachsen-zeitzischen Diensten, ward 1668 Amtmann in Suhl, 1678 Mitglied des Konsistoriums zu Jena, 1686 Ratskonsulent in Straßburg, wo er 14. Mai 1705 starb. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Exercitationes ad quinquaginta libros Pandectarum" (Jena 1675-84), dann unter dem Titel: "Praxis juris romani in foro germanico" (das. 1698, 3 Bde.; 3. Aufl., Frankf. 1733); "Institutiones juris canonici" (Jena 1681 u. öfter); "Institutiones juris publici romano-germanici" (Straßb. 1697, 2 Bde.); "Codex juris alemannici feudalis" (das. 1697, 2. Aufl. 1728); "Thesaurus antiquitatum teutonicarum" (hrsg. von Frick und Scherz, Ulm 1728, 3 Bde.).

Schiltigheim (Schilken), Dorf und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Landkreis Straßburg, an der Ill und einer Verbindung derselben mit dem Rhein-Marnekanal, Knotenpunkt der Eisenbahn