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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schindellegi; Schinderhannes; Schindler; Sching; Schinghit; Schingjang; Schingu; Schink

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Schindellegi - Schink.

Statthalterschaft betraut wurde, siedelte sich dann in der Gebirgslandschaft Semien an und ward von der Administration des Jardin des plantes zu Paris mit einer permanenten wissenschaftlichen Mission für Abessinien betraut. S. versah von hier aus die Pariser und andre naturhistorische Sammlungen mit wertvollen Beiträgen. Als Theodoros Kaiser von Abessinien ward, entsetzte er S. der ihm von Ubye verliehenen Statthalterschaft und zwang ihn, an seinem Hof zu verweilen, ohne ihn eigentlich, wie die andern Europäer, gefangen zu halten. Erst durch die Engländer wurde er befreit und durfte dann nach seinem abessinischen Heimatsort zurückkehren, wo er im Oktober 1878 starb. S. hat verschiedenes, meist in botanischen und geologischen Fachblättern, auch in "Petermanns Mitteilungen", veröffentlicht.

3) Wilhelm Philipp, Botaniker, geb. 12. Jan. 1808 zu Dosenheim bei Elsaß-Zabern, Vetter der vorigen, studierte in Straßburg Theologie, ward nach kleinern wissenschaftlichen Reisen 1835 Aide naturaliste am naturhistorischen Museum in Straßburg, 1838 Konservator, 1839 Direktor der Anstalt und lehrte auch als Professor der Geologie und Mineralogie an der Universität. Er starb 20. März 1880 in Straßburg. Sein Hauptwerk, welches im Verein mit Ph. Bruch und Th. Gümbel begonnen wurde, ist die "Bryologia europaea" (Stuttg. 1836-55, 6 Bde. mit 640 Tafeln), dazu ein Supplement (das. 1864-66, mit 40 Tafeln). Außerdem schrieb er: "Monographie du grès bigarré des Vosges" (Leipz. 1844); "Stirpes normales bryologiae europaeae" (Straßb. 1844-1854); "Recherches anatomiques et morphologiques sur les mousses" (das. 1849); "Icones morphologicae" (Stuttg. 1860); "Mémoire pour servir à l'histoire naturelle des Sphagnum" (Par. 1854; deutsch, Stuttg. 1857); "Palaeontologica alsatica" (Straßb. 1854 f.); "Synopsis muscorum europaeorum" (Stuttg. 1860, 2. Aufl. 1876); "Le terrain de transition des Vosges" (Straßb. 1862, mit Köchlin); "Traité de paléontologie végétale" (Par. 1869-74, 3 Bde.). Vgl. Grad, Guill. Phil. S. (Kolmar 1882).

Schindellegi, einer der begangensten schweizer. Voralpenpässe (832 m), bildet den Übergang vom Zürichsee nach dem Schwyzer Sihlthal, d. h. die Hauptroute für die Einsiedelnfahrer (vgl. Einsiedeln). Von Richterswyl steigt die Paßstraße über Wollerau zur S. hinan, dann in kurzem und geringem Abstieg hinunter zum Sihlplateau (757 m) und auf diesem thalan nach Einsiedeln (909 m). Seit Eröffnung der Eisenbahn Wädenswyl-Einsiedeln (1. Mai 1877) verläßt der Pilgerstrom schon in Wädenswyl das Dampfboot oder die linksuferige Seebahn und erreicht über Station S. (757 m) rascher und bequemer sein Ziel.

Schinderhannes, s. Bückler.

Schindler, 1) Julius Alexander, unter dem Pseudonym Julius von der Traun bekannter Schriftsteuer, geb. 26. Sept. 1818 zu Wien, widmete sich dem Rechtsstudium und wurde 1845 Justitiar des fürstlich Lambergschen Herrschaftsamts zu Steyr. Nach dessen Aufhebung trat er als Staatsanwaltssubstitut in kaiserliche Dienste (1850), wurde jedoch wegen früherer Veröffentlichungen 1854 entlassen und bekleidete darauf eine Stelle bei der Verwaltung des Grafen Henckel von Donnersmark, später bei der Staatsbahngesellschaft, bis er 1861 bei der neuen politischen Wendung der Dinge als Kandidat für den Landtag auftrat und später auch als Vertreter Wiens in den Reichsrat gelangte. 1862 erhielt er ein Notariat in Wien, das er viele Jahre versah. Als Parlamentsredner machte er sich besonders durch seine schlagfertige Satire gegen die Vertreter des starren Ultramontanismus bemerkbar. Bei den Wahlen von 1870 unterlag er und lebte seitdem ganz seiner litterarischen Beschäftigung teils auf seiner Besitzung Leopoldskron bei Salzburg, teils in Wien, wo er 16. März 1885 starb. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Oberösterreich. Ein Skizzenbuch" (Leipz. 1848); "Südfrüchte", Novellen (das. 1848, 2 Bde.), und das Trauerspiel "Eines Bürgers Recht" (Steyr 1849); "Rosenegger Romanzen" (das. 1852; später als "Gedichte", 3. Aufl., Stuttg. 1876, erschienen); "Die Geschichte vom Scharfrichter Rosenfeld", Novelle (Wien 1852); "Unter den Zelten", Soldatenlieder (das. 1853); "Die Gründung von Kloster Neuburg", Gedicht (Leipz. 1854); "Theophrastus Paracelsus", Volksdrama (Berl. 1858); "Carte blanche", politische Sinngedichte (Leipz. 1862); "Salomon, König von Ungarn", Epos (Wien 1873; 2. Aufl., Stuttg. 1876); "Toledaner Klingen", Gedicht (Wien 1876); "Die Äbtissin von Buchenau", Erzählung (Berl. 1877); "Der Schelm von Bergen", Erzählung (Wien 1879, 4. Aufl. 1885); "Goldschmiedkinder", Roman (das. 1880); "Exkursionen eines Österreichers 1840-1879" (Leipz. 1881, 2 Bde.); "Der Liebe Müh' umsonst", drei Novellen (Teschen 1884) und der nachgelassene Roman "Oberst Lumpus" (Wien 1888). Seine spätern Schriften verbinden mit schöner, gewandter Form auch eine polemisch-liberale Tendenz.

2) Emil Jakob, Maler, geb. 1842 zu Wien, trat dort in das Atelier von Albert Zimmermann, welchem er sich jedoch nur hinsichtlich der Technik anschloß, und bildete sich dann weiter nach niederländischen Meistern, wie Hobbema und Ruisdael, welche ihn auf das Studium der Natur verwiesen. Seine poetische Veranlagung, welche ihn frühzeitig und ganz unabhängig von den gleichstrebenden Franzosen auf die Stimmungslandschaft führte, offenbarte sich zuerst 1864 in einem Cyklus von Illustrationen zu dem v. Zedlitzschen Idyll "Das Waldfräulein". Für seine in Öl gemalten Landschaften wählte er die Motive zunächst mit besonderer Vorliebe aus dem Prater, später aus Mähren, Ungarn und Holland, wobei es ihm vorzüglich auf die Verbindung von Busch, Wiese und Wasser ankam, weil er die Kraft seiner poetischen Stimmung in diesen drei Erscheinungsformen am besten zum Ausdruck bringen kann. Seine Hauptbilder sind neben mehreren Praterpartien: der Mondaufgang an der March, Herbstlandschaft an der Fischa, zwei Partien von Lacroma, Partie aus Zütphen in Holland, Partie aus Haslau an der Donau und eine Reihe von fein gestimmten, flüssig behandelten Landschaften aus Lundenburg.

Sching, chines. Getreidemaß, s. Hwo.

Schinghit (Schingeti), Stadt in der Oase Adrar im westlichen Teil der Sahara, ein wichtiger Handelsplatz, der besonders Salz nach dem Sudân und nach Senegambien exportiert und (nach Vincent) von 3-4000 mohammedanischen Mauren bewohnt wird.

Schingjang, chines. Stadt, s. Mukden.

Schingu, Nebenfluß des Amazonas, s. Xingu.

Schink, Johann Friedrich, Dichter und Dramaturg, geb. 1755 zu Magdeburg, studierte in Halle Theologie, beschäftigte sich aber mehr mit Theater und Dramaturgie und wurde 1789 von Schröder als Theaterdichter nach Hamburg berufen, wo er bis 1797 blieb. Seitdem lebte er als Privatgelehrter an verschiedenen Orten, bis er 1819 eine Gesellschafterstelle bei der Herzogin Dorothea von Kurland erhielt, nach deren Tod er 1822 Bibliothekar der Herzogin von