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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schire - Schirmschlag.

mauern verfallen, die berühmten Gärten verwildert, die Schlösser der Umgegend vernachlässigt. S. ist der Geburtsort der Dichter Hafis und Saadi, deren Gräber sich in der Nähe befinden. Einige Meilen davon entfernt sind die Ruinen des alten Persepolis. Die Umgegend von S. ist berühmt durch ihre Rosen und ihren Wein, der im ganzen Orient sehr geschätzt wird. S. war nach dem Sturz der Sassaniden das Feld- und Hoflager der Kalifen in der Mitte des 7. Jahrh. und blühte besonders unter Dschengis-Chan und seinen Nachfolgern als Mittelpunkt des persischen Lebens und Sitz der Künste und Wissenschaften. Ende des 14. Jahrh. wurde es von Timur erobert und verlor schon damals viel von seiner Bedeutung. Am 25. Juni 1824 litt es durch ein Erdbeben sehr bedeutend, noch mehr aber 21. und 22. April 1853 und 1. und 3. Mai d. J., wobei es fast zerstört wurde und gegen 10,000 Menschen umkamen.

Schire, der Abfluß des Nyassasees in Ostafrika, durchfließt den kleinen sumpfigen Pamalombwesee, tritt in das bergige Hochland der Mangandscha und fällt nach einem meist südlichen Laufe von etwa 600 km links in den Sambesi. Wegen zahlreicher Stromschnellen (Murchison-Katarakte) ist er in seinem obern Lauf nicht schiffbar. Vgl. Buchanan, The Shiré Highlands (Lond. 1885).

Schirgiswalde, Stadt in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Bautzen, in gebirgiger Gegend an der Spree und der Linie Bischofswerda-Zittau der Sächsischen Staatsbahn, hat eine schöne kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Holzschleiferei, Bleicherei, Fabrikation von künstlichen Blumen, mechanische Weberei, Strumpfwirkerei und (1885) 2794 meist kath. Einwohner. - S. gehörte früher zu Böhmen (Enklave in Sachsen) und wurde erst 4. Juli 1845 von Österreich an Sachsen abgetreten.

Schir Hamaaloth ("Stufenlied"), bei den Hebräern die 15 Lieder vom 120.-134. Psalm, wohl wegen der poetischen Bauart, welche die Wörter stufenweise fortschreiten läßt, so genannt. Ob S. Wallfahrtspsalmen sind, ist nicht entschieden.

Schir i churschid (pers., "Sonne und Löwe"), das Nationalwappen Persiens; auch Name eines persischen Ordens, der unter der Regierung des jetzigen Herrschers gegründet wurde (mit fünf Klassen) und vorzugsweise Ausländern verliehen wird.

Schirm (Umbella), s. Blütenstand, S. 80.

Schirmbüchse, s. Tarrasbüchsen.

Schirmeck, Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Molsheim, an der Breusch und der Eisenbahn Straßburg-Rothau, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt, mechanische Spinnerei und Weberei, Holzhandel und (1885) 1318 meist kath. Einwohner.

Schirmer, 1) Wilhelm, Maler, geb. 6. Mai 1802 zu Berlin, begann seine Laufbahn als Blumenmaler und Schüler Völkers und ward bei der königlichen Porzellanmanufaktur beschäftigt. Dies Verhältnis löste er 1823, widmete sich dann der Landschaftsmalerei, verweilte 1827-31 in Italien und ließ sich nach der Rückkehr in Berlin nieder, wo er 1839 Lehrer der Landschaftsmalerei an der Akademie und 1843 Professor wurde. Er starb 8. Juni 1866 in Nyon am Genfer See auf der Heimkehr von einer Reise nach Italien. Er behandelte vorzugsweise die südliche, namentlich die italienische, Natur; besonders wußte er durch Luft- und Lichtwirkungen eine feine, poetische Stimmung hervorzurufen. Neben Ölgemälden (Tassos Haus in Sorrento, italienischer Park und Strand bei Neapel, in der Berliner Nationalgalerie) hat er auch monumentale Landschaftsbilder an den Wänden des ägyptischen Hofs und des griechischen Saals im Neuen Museum zu Berlin, z. B. die Pyramiden von Memphis, die Ansichten des Apollontempels bei Phigalia und des Athenetempels auf Ägina, in Stereochromie ausgeführt.

2) Johann Wilhelm, Maler, geb. 5. Sept. 1807 zu Jülich, besuchte seit 1826 die Akademie zu Düsseldorf und wurde 1827 Schüler Schadows, bildete sich aber unter dem Einfluß Lessings zum Landschaftsmaler aus. Seit 1834 Hilfslehrer und seit 1839 Professor an der Akademie zu Düsseldorf, war er es neben Lessing hauptsächlich, der die Düsseldorfer Landschafterschule begründete. Das Resultat einer von ihm 1838 nach der Normandie unternommenen Reise war das Verlassen der von ihm zuerst eingeschlagenen, mehr auf die Zeichnung Gewicht legenden Richtung. Diese Reise führte ihn zur Betonung der Farbe und Tonwirkung, wie die Werke: Herbstlandschaft, das Wetterhorn, die Jungfrau in der Schweiz, die Bergstraße darthun. Von seiner 1840 angetretenen italienischen Reise datiert ein neuer Umschwung, der ihn schließlich zur stilisierten Richtung führte. Er blieb "stets in den Grenzen der natürlichen Unbefangenheit, doch wußte er die durch die Natur selbst gebotenen Stilformen in ihrer charakteristischen Bestimmtheit aufzufassen und in ihrer innerlichen Wahrheit wiederzugeben. Zusammengesetzt aus den Gegenden Deutschlands, der Normandie, der Schweiz und Italiens, hat sich in seiner Seele gleichsam eine neue Natur geboren, die ihm allein eigen ist. Seine letzten Bilder gehören nicht mehr einer bestimmten Gegend an, sie sind der allgemeine Ausdruck für Stimmungen oder Gedanken; er strebt darin nach einem gewissen symbolischen Bau der Komposition, die meist wunderbar schön und groß ist." Von seinen etwa 300 Ölgemälden sind die hervorragendsten: Grotte der Egeria, im städtischen Museum zu Leipzig; italienische Landschaft mit Pilgern, in der Akademie zu Düsseldorf; Schweizerlandschaft, im Museum zu Christiania. Seine Hauptwerke entstanden in den letzten Jahren seines Lebens: die biblischen Landschaften in 26 Kohlezeichnungen (1855-56); vier Bilder zur Geschichte des barmherzigen Samariters (1856-57, Kunsthalle zu Karlsruhe) und die Geschichte Abrahams in 12 Ölgemälden (1859-62, Berliner Nationalgalerie). 1853 zum Professor an der Kunstschule zu Karlsruhe ernannt, brachte er dieselbe in kurzem zu gedeihlichem Aufschwung. Er starb 11. Sept. 1863 daselbst.

Schirmpalme, s. Corypha.

Schirmpflanzen, s. v. w. Umbelliferen.

Schirmquallen, s. Medusen.

Schirmschlag (Schirmschlagbetrieb), forstlicher Verjüngungsbetrieb, bei welchem die Begründung eines Holzbestandes durch Anbau (Saat oder Pflanzung) unter dem schützenden Schirm eines ältern Bestandes bewirkt wird. Er unterscheidet sich vom Samenschlagbetrieb dadurch, daß bei dem letztern von dem abfallenden oder abfliegenden Samen der alten Bäume (Mutterbäume) die Begründung des jungen Bestandes erwartet wird, während beim S. dies nicht der Fall ist. Beiden Verjüngungsarten gemeinsam ist in der Regel der Schutz, welchen der alte Bestand den jungen, zarten Pflanzen gewährt. Zum S. eignen sich als Schutzhölzer besonders die Holzarten mit lichter Begrünung: Eiche, Birke, Kiefer, Lärche. Angewendet wird der S. besonders zur Begründung von Buchen- und Tannenbeständen, weil diese Holzarten gegen Frost und Dürre in der Jugend besonders empfindlich sind.