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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schmiedefeld; Schmieden

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Schmiedefeld - Schmieden.

dominal- und Hämorrhoidalbeschwerden, Skrofulose, Hautkrankheiten etc. verwendet) und (1885) 2692 Einw. In der Umgegend weite, schöne Waldungen. - 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Hirschberg, am Fuß der Schneekoppe und an der Linie Hirschberg-S. der Preußischen Staatsbahn, 454 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, 2 Schlösser, ein schönes Rathaus, eine Präparandenanstalt, eine Privat-Irrenheil- und Pfleganstalt, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, bedeutende Teppichfabrikation, Plüsch- und Seidenweberei, Druckerei, Appreturanstalten, eine lithographische Anstalt, Fabrikation von Wachswaren, Porzellanknöpfen und Likör, Lein-, Damast- und Bandweberei, Wachsbleicherei, Magneteisensteingruben, Granit- und Marmorbrüche und (1885) 4584 meist evang. Einwohner. S. wurde 1513 Stadt, war bis ins 19. Jahrh. hinein ein Hauptort der schlesischen Leinwandindustrie und genießt gegenwärtig durch seine Teppiche einen Weltruf. Nahebei das Dorf Buchwald mit Schloß.

Schmiedefeld, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, Kreis Schleusingen, an der Nahe, im Thüringer Wald, 728 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Oberförsterei, 2 Porzellanfabriken, eine Glashütte, Fabrikation von allerlei Glasinstrumenten, Kienruß und Kienrußgefäßen und (1885) 1920 Einw.

Schmieden, im weitern Sinn die Formänderung, welche durch Hammerschläge an Metallen vollzogen wird (Eisenschmied, Goldschmied, Silberschmied), im engern Sinn solche Arbeiten an glühendem Eisen und Stahl, welche wiederum nach den Produkten als Messerschmieden, Hufschmieden, Nagelschmieden etc. verschiedene Zweige bilden. Zum Zweck des Schmiedens ist das Eisen erst in den Schmiedefeuern (Essen, Herden) glühend zu machen, welche gewöhnlich die durch Fig. 1 dargestellte Einrichtung haben. An der Seite einer Brand- (Feuer-) Mauer K ist eine viereckige Vertiefung F, die Feuergrube, zur Aufnahme der Kohlen (Holz- oder Steinkohlen oder Koks) angebracht. In die Feuergrube mündet die in die Platte o geschobene Windform s (Form, Eckeisen), in welche die Düse eines Gebläses (Blasebalgs, Zentrifugalventilators etc.) gesteckt wird. Ferner befindet sich bei A ein Gewölbe zum Aufbewahren von Brennmaterial, bei H ein Raum für die aus dem Feuer gerissenen Schlacken u. bei L ein mit Wasser gefüllter Löschtrog. Zum Abziehen des Rauchs dient der Rauchfang m, der denselben in den Schornstein b leitet. In größern Anlagen werden die Feuer so angelegt, daß sie von allen Seiten zugänglich u. für alle Arten von Schmiedearbeiten brauchbar sind. Große Arbeitsstücke werden in Flammöfen (Glühöfen) erhitzt. Die gewöhnliche Schmiedehitze ist Rotglut, Schweißen fordert Weißglut. Kleine Arbeiten werden von einem einzigen Arbeiter geschmiedet, dabei mit der Linken an der Zange festgehalten, mit der Rechten mittels des Hammers bearbeitet; größere bedürfen eines Schmiedes (Meisters) und eines oder mehrerer Gehilfen (Zuschläger); der erstere wendet und dreht das Schmiedestück und gibt mit seinem kleinen Hammer die Stellen an, welche von den Zuschlägen mit ihren großen, mit beiden Händen geschwungenen Hämmern (Vorschlaghämmern) getroffen werden sollen. Die vom Schmied auszuführenden Hauptoperationen sind: das Ausdehnen unter Verminderung des Querschnitts (Strecken), das Verkürzen unter gleichzeitiger Verdickung (Stauchen), das Biegen, Zerschneiden oder Einschneiden eines Schmiedestücks, Schroten (Abschroten, Durchschroten) und das Vereinigen getrennter Stücke (Schweißen). Die Hauptwerkzeuge des Schmiedes sind Hammer und Amboß. Zur besondern Formgebung dienen Gesenke, Setzhämmer, Durchschlag, Abschrot und Nageleisen; zum Fassen der glühenden Eisenstücke besonders geformte Zangen, welche in der Regel durch Klammern oder Zwangringe geschlossen erhalten werden. Das Strecken eines Schmiedestücks erfolgt durch Bearbeiten mit den Hammerfinnen, indem man dieselben zu der Richtung, in der die Dehnung erfolgen soll, rechtwinkelig aufsetzt. Zum Stauchen z. B. einer Welle an einer bestimmten Stelle werden Schläge in Richtung der Wellenachse erteilt, während das Arbeitsstück gegen den Amboß gehalten wird. Größere Wellen werden gestaucht, indem man sie hoch hebt und vertikal gerichtet auf einen eisernen oder steinernen Klotz fallen läßt. Das Biegen erfolgt auf der Amboßkante oder auf dem Sperrhorn. Zum Biegen von Radreifen u. dgl. bedient man sich besonderer Maschinen (Biegmaschinen), welche in Fig. 2 aus drei Walzen a b c bestehen, von welchen a und b das Arbeitsstück fassen und gegen die dritte c schieben, an der es konstant abgelenkt und daher kreisförmig gebogen wird. Die Vorwalze d erleichtert diese Arbeit; b und c sind für die Dicke und den Krümmungshalbmesser verstellbar. Das Abschroten geschieht unter Zuhilfenahme des sogen. Abschrots, eines in dem vierkantigen Amboßloch zu befestigenden Werkzeugs, welches die Form eines Meißels mit nach oben gerichteter Schneide von etwa 30° Schneidwinkel hat; man legt oder setzt auf dasselbe das glühende Werkstück, setzt darauf den Schrotmeißel, einen Hammer mit messerartiger Finne, und schlägt mit den Schmiedehämmern, bis das Stück durchschnitten ist. Beim Schweißen benutzt man die Fähigkeit zweier Stücke Eisen, sich in weißglühendem Zustand unter Hammerschlägen vereinigen zu lassen. Man schweißt nicht nur Eisen an Eisen, sondern auch Stahl an Eisen und erreicht dadurch z. B. bei schneidenden Werkzeugen den Vorteil, daß die Werkzeuge nach dem Härten einerseits die Festigkeit und Unzerbrechlichkeit des Eisens, anderseits an den Stellen, wo dies nötig ist, die Härte des Stahls besitzen. Um die erforderlichen reinen Metallflächen zu erhalten, bestreut man diese mit thonhaltigem Sand, Glaspulver oder Borax, weil sich dann eine Schlacke bildet, die das Metall überzieht und die Oxydation verhindert. Als besondere Schweißpulver empfiehlt man für Stahl auf Eisen: 35,6 Borsäure, 30,1 trocknes Kochsalz, 26,7 Blutlau-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Schmiedeherd. Fig. 2. Biegewalzwerk.]