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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schöll; Schollen

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Schöll - Schollen.

niken, die er neben mancherlei selbständigen Arbeiten in einer ansehnlichen Reihe von Bänden gesammelt herausgab. Einen Band Gedichte veröffentlichte er unter dem Titel: "Denise" (1857 u. öfter). Für die Bühne schrieb er (zum Teil mit andern): "Jaloux du passé" (1861); "La question d'amour" (1864); "Les chaînes de fleurs" (1866); "L'hôtel des illusions" (1869); "Le repentir" (1876); "Le nid des autres" (1878) u. a.

Schöll, 1) Maximilian Samson Friedrich, Diplomat und Litterator, geb. 8. Mai 1766 zu Harskirchen in Nassau-Saarbrücken, studierte zu Straßburg die Rechtswissenschaft, machte sodann als Hauslehrer in einer livländischen Familie große Reisen, ließ sich 1790 als Advokat in Straßburg nieder, ward aber bald durch die Revolution zur Flucht genötigt und übernahm nach kurzem Aufenthalt in Deutschland eine Buchhandlung und Druckerei in Basel. 1814 erhielt er auf die Empfehlung Alexanders v. Humboldt eine Anstellung im Kabinett des Königs von Preußen und den Hofratstitel, verweilte, vom Staatskanzler Fürsten von Hardenberg nach Wien berufen, hier bis zum Schluß des Kongresses und war dann bis 1818 Legationsrat der preußischen Gesandtschaft in Paris. 1819 wurde er in Berlin vortragender Rat bei dem Fürsten-Staatskanzler und begleitete diesen letztern auf die Kongresse in Teplitz, Troppau, Laibach und Verona (1822), widmete sich jedoch nach dem Tod Hardenbergs nur noch litterarischen Arbeiten. Er starb auf einer Reise 6. Aug. 1833 in Paris. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Histoire abrégée de la littérature grecque" (Par. 1813, 2 Bde.; 2. Aufl. 1824; deutsch, Berl. 1828-31, 3 Bde.); "Histoire de la littérature romaine" (Par. 1815, 4 Bde.); "Congrès de Vienne" (das. 1816); Fortsetzung von Kochs "Histoire abrégée des traités de paix, etc." (das. 1817-18, 15 Bde.); "Archives politiques ou diplomatiques" (das. 1818-19, 3 Bde.); "Tableau des révolutions de l'Europe" (das. 1823, 3 Bde.); "Cours d'histoire des États européens jusqu'en 1789" (das. 1830-34, 46 Bde.). Auch begann er die Bearbeitung von Hardenbergs "Denkwürdigkeiten", die Ranke 1877 herausgab. Vgl. Pihan de la Forest, Essai sur la vie et les ouvrages de S. (Par. 1834).

2) Gustav Adolf, Archäolog und Kunstschriftsteller, geb. 2. Sept. 1805 zu Brünn, studierte in Tübingen und Göttingen, habilitierte sich 1833 zu Berlin, bereiste 1839-40 mit O. Müller Italien und Griechenland, folgte 1842 einem Ruf als Professor der Archäologie nach Halle, ward 1843 Direktor der Kunstanstalten zu Weimar, 1861 Oberbibliothekar daselbst und starb 26. Mai 1882. Er veröffentlichte: "Die Tetralogien der attischen Tragiker" (Berl. 1839); "Sophokles, sein Leben und Wirken" (Frankf. 1842); "Über die Tetralogie des attischen Theaters und die Kompositionsweise des Sophokles" (Leipz. 1859); "Weimars Merkwürdigkeiten einst und jetzt" (Weim. 1847, neue Ausg. 1857); "Karl-August-Büchlein" (das. 1857); "Gedichte" (Leipz. 1879); "Archäologische Mitteilungen aus Griechenland", nach O. Müllers hinterlassenen Papieren (Frankf. 1843); "Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Jahren 1766-86" (Weim. 1846); "Goethes Briefe an Frau v. Stein" (das. 1848-51, 3 Bde.). Nach seinem Tod erschienen noch: "Goethe in den Hauptzügen seines Lebens und Wirkens" (Berl. 1882) und "Gesammelte Aufsätze zur klassischen Litteratur" (das. 1884). Vgl. Friedr. Schöll, Adolf S. (Berl. 1883).

Schollen (Flachfische, Plattfische, Pleuronectoidei Flem.), Fischfamilie aus der Ordnung der Weichflosser, Knochenfische mit stark zusammengedrücktem, sehr hohem Körper, dessen nach oben gekehrte Seite gefärbt ist, während die andre, dem Boden zugekehrte farblos, nur zuweilen gefleckt ist; beide Augen stehen bald auf der rechten, bald auf der linken, stets aber auf der gefärbten Seite, auf welcher auch die Brustflossen stärker entwickelt oder überhaupt nur vorhanden sind; Rücken- und Bauchflossen sind sehr lang, ohne Teilungen, die Schwanzflosse ist normal gebildet, aber, wie der Körper, auf beiden Seiten verschieden gefärbt, im Maul stehen meist starke oder bürstenförmige Zähne. Die S. leben meist gesellig an seichten, sandigen Stellen des Meers, schwimmen, die Augenseite nach oben gerichtet, und liegen meist flach auf dem Grund, auf Beute lauernd. Sie sind sehr gefräßige Raubfische und nähren sich von Fischen, Krebstieren, Würmern und Muscheln; ihr Färbung ist dem Boden angepaßt und wechselt mit diesem sehr oft und schnell; sie sind daher auch schwer zu finden, wenn sie sich beim Niederlassen mit aufgewirbeltem Kies und Sand bestreuen. Wohl alle wandern zu verschiedenen Zeiten des Jahrs aus tiefern Meeresteilen in flachere und erscheinen in den einzelnen Buchten etc. sehr regelmäßig, ohne daß man weiß, ob und wie weit das Fortpflanzungsgeschäft mit diesen Wanderungen zusammenhängt. Einige kommen auch in den Flußmündungen vor und steigen weiter die Flüsse hinauf. Sie haben ihre größte Verbreitung in der gemäßigten Zone, und nach Norden nimmt die Artenzahl schnell ab. Sie laichen auf sandigem Grund oder zwischen Meerpflanzen im Frühjahr, und die Jungen bemerkt man Ausgangs des Sommers. Die Bedeutung der S. für den Haushalt ist ungemein groß, im Norden werden die größern Stücke gesalzen, getrocknet, auch geräuchert, aber auch in England, Frankreich, Holland, Deutschland werden sehr große Quantitäten zum Teil frisch verbraucht, zum Teil geräuchert. Die Gattung Scholle (Pleuronectes Gthr., Platessa Cuv.) umfaßt Fische mit verschoben viereckigem oder eirundem Körper, nicht ganz bis zur Schwanzflosse reichender breiter Rücken- und Afterflosse, von denen die erstere über dem Auge beginnt, kleinen oder fehlenden Schuppen, besonders auf der Blindseite entwickelten Kiefern, einreihig geordneten schneidenden Zähnen und Pflasterzähnen auf den Schlundknochen und mit meist auf der rechten Seite stehenden Augen. Der Goldbutt (Platteisen, gemeine Scholle, P. Platessa L.), bis 60 cm lang und 7 kg schwer, meist braun, grau gemarmelt, gelb gefleckt, auf der Blindseite gelblich- oder gräulichweiß, findet sich von den Küsten von Frankreich bis Irland und in der Ostsee. Der Flunder (Teerbutt, P. Flesus L.), ebendaselbst und in allen größern Flüssen Deutschlands (bis Magdeburg, Mainz, in der Mosel), Hollands, Nordwestfrankreichs und Englands, bis über 30 cm lang, bis 3 kg schwer, mit bisweilen auf der linken Seite stehenden Augen, graubraun mit dunklern Flecken, auf der Blindseite weißlich, fein schwarz punktiert, hat, wie der vorige, schmackhaftes Fleisch und wird in großen Mengen geräuchert. Die Heilbutten (Hippoglossus Cuv.) haben einen gestrecktern, schmälern Leib, weites Maul, auf beiden Seiten annähernd gleich entwickelte Kiefern und Zähne, eine nicht die ganze Oberseite einnehmende, über dem Auge beginnende Rücken- und eine verhältnismäßig kleinere Afterflosse, kleine Schuppen und auf der rechten Seite stehende Augen. Der Heilbutt (Riesenscholle, Pferdezunge, H. vulgaris Flem.), bis 2 m lang und 200 kg schwer, braun, auf der Blind-^[folgende Seite]